Neonazis zündeln weiter in fränkischen Städten

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Ein Teilnehmer einer Kundgebung vor dem sächsischen Landtag in Dresden stellt am 05.11.2012 vor der Anhörung des ehemaligen Landespolizeipräsidenten von Sachsen im Landtags-Untersuchungsausschuss zur Zwickauer Neonazi-Terrorzelle drei Aktenordner mit der Aufschrift "NSU Bericht" auf, aus denen geschreddertes Papier heraus schaut. Foto: Arno Burgi, dpa
Ein Teilnehmer einer Kundgebung vor dem sächsischen Landtag in Dresden stellt am 05.11.2012 vor der Anhörung des ehemaligen Landespolizeipräsidenten von Sachsen im Landtags-Untersuchungsausschuss zur Zwickauer Neonazi-Terrorzelle drei Aktenordner mit der Aufschrift "NSU Bericht" auf, aus denen geschreddertes Papier heraus schaut. Foto: Arno Burgi, dpa
Archivfoto: Ernst Zündel
Archivfoto: Ernst Zündel
 

Die Aufmerksamkeit von Politik und Behörden konzentriert sich auf die Aufklärung der NSU-Morde. Dadurch fühlt sich der sonstige rechtsradikale Untergrund offenbar sicher genug, um ungeniert und scheinbar auch ungestört Propaganda zu verbreiten.

Während man im bayerischen Innenministerium nach wie von engen Kontakten zwischen den Neonazis in Thüringen und Franken nichts wissen will, wurde in der jüngsten Sitzung des NSU-Untersuchungsausschusses deutlich, dass Rechtsradikale ihre Netzwerke sogar zwischenstaatlich weben.

Der rechte Politiker Norman Bordin aus München und der Würzburger Uwe Meenen (NPD) knüpften 2008 Kontakte zu neofaschistischen Gruppen in Südtirol. Dabei ging es um "exemplarische Aktionen" gegen Geschäfte von Ausländern. Vorbild NSU?

Diese Informationen erhielt der deutsche Verfassungsschutz vom italienischen Geheimdienst. Einer der Verbindungsleute von Bayern nach Südtirol war demnach Ralf Wohlleben, der verdächtig wird, dem mörderischen Trio des "Nationalsozialistischen Untergrunds" aus Thüringen die Waffen verschafft zu haben.
Der NSU flog erst 2011 auf - sollte sich die Spur aus Italien bestätigen, waren bayerische Neonazis schon 2008 näher dran am NSU als bislang vermutet. Und auch die V-Leute der Ermittlungsbehörden? "Wir blicken in Abgründe", sagt der Vorsitzende des Untersuchungsausschusses, Franz Schindler (SPD).


Ernst Zündel wie geistiger Vater


Internationale Fäden spinnen derweil auch Neonazis in Franken. Die rechte Plattform "Freies Netz Süd" (FNS) berichtet über ein "kulturpolitisches Treffen" in Nürnberg. Gast der "freien Kräfte" war Ernst Zündel (73). Der Holocaust-Leugner lebte lange im kanadischen Exil und saß nach der Auslieferung in der Bundesrepublik bis März 2010 wegen Volksverhetzung im Gefängnis.

Zündel ist so etwas wie der geistige Vater der jungen Neonazi-Generation. In Nürnberg besuchten Zündel und Konsorten unter anderem Orte, wo, Zitat FNS: "Adolf Hitler einst sein Quartier aufschlug". Mit im Zündel-Gefolge waren rechte Politiker aus Griechenland. Dort nutzt die "Goldene Morgenröte" die Unzufriedenheit der Bevölkerung über die Sparzwänge zur Radikalisierung der Politik.

Ein weiterer Beleg für rechte Netzwerke. Und: Was zwischen Nürnberg und Athen funktioniert, soll es zwischen Nürnberg und Erfurt nicht geben?