Erzbischof Schick erhält seit seiner Äußerung über einen muslimischen Bundespräsidenten Morddrohungen.
Bambergs Erzbischof Ludwig Schick steht erneut im Visier islamfeindlicher AfD-Anhänger. Er hatte vergangene Woche erklärt, er halte einen muslimischen Bundespräsidenten für vertretbar. "Alles andere wäre undemokratisch", so der Bischof. Wenn eines Tages ein Muslim von einer demokratischen Mehrheit zum Staatsoberhaupt gewählt würde, müsse das auch die Kirche akzeptieren, hob Schick während eines Gesprächsforums in Nürnberg hervor.
Nun erntet der Oberhirte von rund 700.000 Katholiken rund um Bamberg dafür sogar Morddrohungen. Und zwar in Hasskommentaren auf der Facebook-Seite der rechtspopulistischen Partei AfD. Dort heißt es unter anderem: "Dieses ganze Politiker- und Pfaffengesindel sind korrupte Verbrecher und gehören liquidiert." Ein Nutzer namens "Mario Peters" bezeichnet die Vertreter des Bistums sogar auf deren eigenen Seite in einem Kommentar als "ekliges Pack".
Hintergrund: Derzeit wird unter anderem der muslimische Schriftsteller Navid Kermani als möglicher Kandidat für das Amt des Bundespräsidenten gehandelt. "Die Gesellschaft wird nicht Ja sagen", kommentierte das Schick und ergänzte, dass eine Nominierung dennoch vertretbar sei.
Harry Luck, Sprecher des Erzbistums, erklärt auf Anfrage gegenüber inFranken.de: "Derartige Shitstorms samt Drohungen verfolgen uns seit Jahren. Vor allem, als der Bischof vor rund zwei Jahren feststellte, dass Christen bei ausländerfeindlichen Pegida-Kundgebungen nicht teilnehmen sollten."
Schick lässt sich von Hasskommentaren nicht einschüchtern
In Hinblick auf die jüngste Morddrohung würde das Erzbistum in Kontakt mit der Bamberger Kripo und deren Internet-Spezialisten stehen. "Wir lassen im Einzelfall entscheiden, ob es sich hier nur um eine verbale Entgleisung handelt, oder ob eine Grenze überschritten wurde, die man nicht hinnehmen darf", fügt Luck an. Der Bistumssprecher kündigt zudem an, dass Erzbischof Schick rechtliche Schritte gegen die AfD-Deutschland prüfen lässt. "In dem Posting auf Facebook verletzt die Partei Urheber-Rechte und verkürzt auf sinnentstellende Weise Aussagen des Bischofs", stellt Luck fest.
Schick lässt sich derweil von den rechtsextremen Hasskommentaren nicht einschüchtern. "Wir dürfen nicht hinnehmen, wenn andere Menschen beleidigt werden, weil sie eine andere Hautfarbe oder andere Rasse haben, weil sie Flüchtlinge und Asylbewerber sind oder weil sie als Verantwortungsträger für Recht und Gesetz eintreten", so der Bischof am Samstag in Berlin in einem Gottesdienst zum 20. Jahrestag der Seligsprechung des Märtyrers Bernhard Lichtenberg.
+ Erzbischof: muslimischer Gauck-Nachfolger denkbar + Zuerst warnen ranghohe Vertreter der Kirchen in Deutschland vor...
Posted by Alternative für Deutschland AfD on Montag, 31. Oktober 2016
Lichtenberg sei ein Vorbild für alle Christen, die über ihr eigenes Wohlbefinden hinausschauen sollen. Voraussetzung für den persönlichen Wohlstand sei immer das Gemeinwohl. "Und das Gemeinwohl ist abhängig von Gerechtigkeit und Recht, die nicht gebeugt werden dürfen." Die Menschenwürde müsse unantastbar bleiben und die Menschenrechte jedem zukommen. Deutschland habe eine gute Rechtsordnung und eine funktionierende unabhängige Gerichtsbarkeit, die geachtet und bewahrt werden müsse. Schick zitiert den Träger des Friedenspreises des deutschen Buchhandels, Navid Kerami, der zum 65. Jahrestag des Grundgesetzes gesagt hatte: "Danke, Deutschland!"
"Diesen Ausspruch können wir alle uns zu eigen machen. Daraus darf aber kein Stolz und keine Überheblichkeit werden, sondern Bewahren der Verfassung, des Rechtes und guter menschenfreundlicher Verwaltung", erklärt der Erzbischof. Fakt ist, dass er immer wieder wegen seiner Aussagen gegen Fremdenfeindlichkeit Morddrohungen erhält. Er wird auf Facebook beschimpft und in anonymen E-Mails bedroht. Schick bestätigt das auch: "Von rechten Gruppen erhalte ich heftige Kritik, bis hin zu Todesdrohungen." Sogar mit dem Strick sei ihm offen gedroht worden. Luck sagt dazu: "Hier hatten wir Anzeige erstattet. Doch der anonyme Verfasser dieser Zeilen lebte wohl im Ausland, so dass er nicht belangt werden konnte." Außerdem habe der Facebook-Konzern nicht mit den Ermittlern in Deutschland und Bamberg kooperiert.
"Ist es nicht sonderbar, dass die Menschen so gerne für die Religion fechten, und so ungerne nach ihren Vorschriften leben?"
-Georg Christoph Lichtenberg-
Wenn ich das so sehe, dann machen mir nicht nur die etablierten Parteien große Sorgen, sondern die Kirchen auch! Keiner sagt was, wenn ein Land tolerant und weltoffen ist. Das ist toll. Trotzdem sollte man langsam einmal nachdenken, ob vor allem Deutschland nicht seine Grenzen in Sachen Toleranz und Weltoffenheit weit überschreitet. Politik und auch die Kirchen rufen ja förmlich: "Kommt her, hier seid ihr sicher". Doch ohne groß Nachzudenken, was sie damit in diesem Land eigentlich anrichten!. Jeder, aber wirklich jeder ( wahrscheinlich aber keine Politiker, Kirchen und ein paar User hier) sieht doch, daß es in Sachen Integration, Flüchtligs- und Asylpolitik an allen Ecken und Kanten mangelt. Da begrüße ich den Vorschlag von Herrn de Maiziere, CDU schon eher ( auch wenn er dennoch hart klingen mag), wenn er Flüchtlinge wieder nach Afrika zurückschicken will, um sich dort einen Asylantrag zu stellen. Mein lieber Mann, wenn so ein Vorschlag vor ein paar Wochen von einem AfD Politiker gekommen wäre!!!!!
Oder, lieber newsticker und lieber naklardoch: würden Sie Herrn de Maiziere, unseren Innenminister, nun auch für Rechtsradikal halten????? Glaube ich kaum!!!!
Wenn Sie nicht wissen, was der Unterschied zwischen rechts, ultrarechts und rechtsradikal ist, sollten Sie aufpassen, dass Sie nicht eines Tages bei den Radikalen enden!
Lügen-Alternative
In einigen der vorausgegangenen Kommentare wird kritisiert, dass sich Erzbischof Schick zu einem politischen Vorgang äußert. Dazu: Jeder in diesem Land darf von der im Grundgesetz garantierten Meinungsfreiheit Gebrauch machen, auch ein Kleriker.
Ich bin zunächst auch auf die von Journalisten gelegte falsche Spur geraten: Nach diversen Klarstellungen steht fest, dass Schick nicht etwa einen muslimischen Bundespräsidenten herbeigeredet hat, sondern dass er erklärt: Sollte ein solcher nach unseren demokratischen Spielregeln ins Amt kommen, müssten wir alle hier damit leben. Das ist staatsbürgerlich korrekt.
Was ich allerdings von unserem Erzbischof bei dieser Fragestellung erwartet hätte, wäre etwa folgende Antwort gewesen: Alle Christen in diesem Land sind gefordert, unsere historisch gewachsene christliche Gesellschaft mit ihren jüdischen Wurzeln zu verteidigen und so am Leben zu halten, dass ein Moslem als Bundespräsident gar nicht erst in Frage kommen könnte. Und dann hätte der Erzbischof meiner Meinung nach ruhig darauf hinweisen dürfen, in welchem antichristlichen Geist jeder Moslem aufwächst.
Im Übrigen wird in dem Bild, das zu dem Beitrag "Nach Morddrohung..." gezeigt wird, die unglaubliche Verlogenheit der selbsternannten Alternative für Deutschland deutlich: Falsch ist die Formulierung: "Kirche: Muslimischer Bundespräsident denkbar". Es hat sich dazu nicht die Kirche geäußert, sondern ein katholischer Bischof und der hat es eben nicht so formuliert. Außerdem: Dem Erzbischof einen "halal"-Stempel hinzuhängen, ist eine Art von Demagogie aus der Zeit von Adolf Nazi. Da hat man den Machthabern missliebige Menschen einen gelben Stern hingehängt. Mordaufrufe oder die Forderung nach "Liquidation" bestimmter Menschen auf der Homepage der AfD sollten zur Sperrung der Seite und zur strafrechtlichen Verfolgung aller Verantwortlichen führen. Das ist Terrorismus im Geiste der Nazis und auch des IS.
Das ganze Problem kommt doch nur daher, dass es die AfD-Sympathisanten nicht so mit dem sinnerfassenden Lesen haben. Bischof Schick sagte eigentlich nur, dass die Kirche es akzeptieren würde, wenn die Bundesversammlung einen muslimischen Präsidenten wählen würde. Diese Aussage ist ungefähr so skandalös wie "Das Gras ist grün." oder "Der Himmel ist blau".
In ihrer verqueren Denkweise machen die AfDler aber leider daraus "Ja! Ich bin für einen muslimischen Bundespräsidenten!". Irgendwie beängstigt es mich dann doch, bei wie vielen meiner Mitbürgerinnen und Mitbürger eine Grundkompetenz wie Lesen so schwach ausgeprägt ist.