Sie verließ Bamberg, um Bollywood zu erobern. Seither tanzte sich Claudia Ciesla über Filme und TV-Auftritte in die Herzen der Inder. Von Mumbai aus treibt die mittlerweile 26-Jährige ihre Karriere mit Charme, aber auch Ehrgeiz und Disziplin voran.
Gerade feierte sie ihren 26. Geburtstag - in Mumbai, wo sich viele Träume Claudia Cieslas erfüllten. Spätestens seit sie im Glittershirt und Fransenrock durchs Titellied der Action-Komödie "Khiladi 786” tanzte, ist die Schauspielerin, die vor ihrer Bollywood-Karriere in Bamberg lebte, ein Star. Wie behauptet sich die hellhäutige Schöne in der indischen Welt der Seifenopern, in der Europäer normalerweise nichts verloren haben? Wie gelingt es ihr in einem Land der Gegensätze zwischen Reichtum und krasser Armut zu leben, zwischen Leinwand-Romantik und einer frauenfeindlichen Realität, wie sie gerade wieder durch die brutale Vergewaltigung einer Studentin in aller Welt Schlagzeilen machte?
inFranken: Sie arbeiteten als Model, Sängerin, dann eine zweite Hauptrolle in "Karma” - schon engagierte man Sie bei "Bigg Boss" als indischer "Big-Brother"-Variante, die Sie zum Shootingstar aus Europa machte: Hebt man ab nach
einem so rasanten Aufstieg?
Claudia Ciesla: Andere möglicherweise. Ich sicher nicht, nachdem ich mir alle Erfolge schon immer hart erkämpft habe. Beispielsweise musste ich während "Bigg Boss" Hindi lernen, nachdem man im Haus kein Englisch sprechen durfte. Ich überlebte ganze zehn Wochen mit eben wenigen Brocken Hindi und einem vermutlich schaurigen Akzent.
inFranken: Vielleicht liebte man Sie gerade darum, wie etliche andere Film- und Fernsehauftritte und Ihr Erfolg bei der Show "Zor ka Jhatka - Total wipeout" belegen?
Claudia Ciesla: Dennoch fiel es mir anfangs nicht leicht, mich auf Indien einzustellen: Ja, die deutsche Pünktlichkeit und Organisiertheit ging mir neben Klößen und Schäuferla ab. Auch fehlen entsprechende Rollen für Europäerinnen, nachdem Bollywood eine indische Traumwelt ist.
Neben mir und einer Engländerin gibt es, so weit ich weiß, hier keine anderen europäischen Schauspielerinnen. Das spornte mich aber nur an: So lernte ich neben Hindi auch zu tanzen, was den Erfolg in Bollywood letztendlich ausmacht.
inFranken: Noch immer verhungern in Indien Menschen auf der Straße. Parallel dazu das Leben der Reichen und Schönen. Wie lernt man mit diesen Widersprüchen zu leben?
Claudia Ciesla: Ich unterstütze über zwei Charity-Organisationen notleidende Kinder. Dafür engagieren sich übrigens die meisten Bollywood-Stars. Schulbildung ist meiner Meinung nach das Wichtigste, um Jungen und Mädchen die Chance auf ein besseres Leben zu geben.
inFranken: Wegen Ihres Engagements für Straßenkinder wurden Sie 2009 sogar ausgezeichnet.
Wie passt das zum Bild der sexy Tänzerin, die der Hauptdarstellerin von "Khiladi 786” via YouTube mal locker die Schau stiehlt?
Claudia Ciesla: Sie sprechen Rollenklischees an, die Bollywood bedient. Ja, natürlich will man in indischen Filmen schöne junge Frauen sehen. Das liegt letztendlich auch daran, dass Liebe in egal welchem Genre stets das alles beherrschende Thema ist - selbst bei Mafia- und Gangsterfilmen. Dennoch ändert sich derzeit manches. Einige Schauspielerinnen machen in Indien heute auch erst mit 35 Jahren eine Leinwandkarriere.
inFranken: Wieder zeigt sich Indien als Land krasser Gegensätze: Auf der einen Seite Frauen in mächtigen Positionen wie Indira Gandhi schon in den Sixties, auf der anderen Seite Diskriminierungen bis hin zu sexuellen Übergriffen, die ungesühnt bleiben, und Mädchenmorden.
Claudia Ciesla: Vieles ist in Indien wunderbar, vieles muss sich noch ändern.
Der Fall der vergewaltigten Studentin löste eine Welle der Solidarität aus. Schauspieler, Künstler und andere Celebrities gingen Seite an Seite mit Studenten, Schülern, Arbeitern und Angestellten auf die Straße, um Konsequenzen zu fordern. Wir alle suchten Druck auf die Politik zu machen, damit Gewalt gegen Frauen nicht länger akzeptiert wird.
inFranken: Sie sprechen Hindi, tanzen durch Bollywood und ließen das blonde Model hinter sich, das von Bamberg aus seine Karriere startete: Vermissen Sie die alte Heimat hin und wieder?
Claudia Ciesla: Sicherlich. Aber ich habe mir hier mit viel Disziplin etwas Neues aufgebaut und Indien lieben gelernt. Gerade jetzt werden die Angebote immer interessanter. Der nächste Film "Bhaiyaji Superhit" steht an. Ich fliege von einem Event zum nächsten, um zu tanzen, mache Werbung.
Was ich an Bamberg am meisten vermisse sind übrigens meine Freunde, das tolle Essen und natürlich die wunderschöne Stadt an sich. Meinen nächsten Besuch plane ich für Mai - ja, wahrscheinlich.
inFranken: Und noch eine letzte Frage, die allen Fans auf den Nägeln brennt: Finden Sie zwischen Ihren Engagements, Ihrem täglichen Tanztraining und Werbeauftritten privat Zeit für die Liebe?
Claudia Ciesla: In Moment gibt es nur die Karriere.