Zum zehnten Mal feiert das Brentano-Theater den Nürnberger Meistersinger, dessen Werke ab 5. Juni wieder im Schwertfegerhäuschen zu erleben sind.
Er war ein Poet der Reformation: Hans Sachs, der mit seinen Gedichten Luthers Lehre unters Volk brachte. 500 Jahre, nachdem der Augustinermönch die mittelalterliche Welt mit Thesen gegen den Ablass aus den Angeln hob, feiern in Bamberg die Hans-Sachs-Spiele des Brentano-Theaters ihren ersten runden Geburtstag. Am 5. Juni beginnt das Programm um den Nürnberger Meistersinger, das sich Martin Neubauer zum zehnjährigen Bestehen einfallen ließ.
2008 Premiere
"Sachs' drastische Komik fand beim Bamberger Publikum von Anfang an guten Zuspruch", sagt der Theaterprinzipal rückblickend. 2008 hatte er den Schusterpoeten von der Pegnitz erstmals in den Hof des historischen Schwertfegerhäuschens geholt, um Sachs' deftig-derbe Schwänke aufleben zu lassen, den Meistersinger aber auch von einer unbekannten Seite zu zeigen. So verehrte selbst der Namensgeber des Brentano-Theaters den Dichter, der die "Fastnachtsspiele" - anders als viele seiner Zeitgenossen - mit Aussage und moralischer Botschaft versah.
"Das Narrenschneiden" und "Der Eifersüchtige" punkteten bei der Premiere - ins Bambärcherische übertragen. Gibt's zum zehnjährigen Bestehen wieder ein Bamberg-Special? "Auf mysteriösem Weg fand sich Sachs' Schwank zur Agnes Schwanfelder an", meint Neubauer. Ja, zur Gärtnersfrau, die einen Geistlichen 1454 mit dem "Götz-Zitat" schmähte. Während seiner Gesellenwanderung war der Nürnberger Schuhmacher eben auch nach Bamberg gekommen - und das ominöse Ergebnis seines Aufenthalts serviert das Brentano-Theater Zuschauern nun bei den zehnten Sachs-Spielen.
Frauen und Schuhe
Zwei "Fastnachtsspiele" werden ab 11. Juni gezeigt: "Der Bauer mit dem Plerr" und "Der Teufel mit dem alten Weib". Um ein Thema, das im Geschlechterkampf ein eigenes Kapitel darstellt, dreht sich letzteres Werk. "Darin erprobt der Teufel, was eine Frau ,für ein paar Schuh'' zu tun bereit ist", so Martin Neubauer.
Überhaupt treffen viele Beobachtungen Sachs' nach über einem halben Jahrtausend noch ins Schwarze. "Wir staunten beim Einstudieren immer wieder, wie viel Zeitloses in den Possen zu finden ist". So habe sich die Welt seit dem 16. Jahrhundert zwar radikal verändert. "Der Mensch selbst aber begeht heute noch dieselben Tor- und Albernheiten wie in Alt-Nürnberg. Leichtgläubigkeit, Geldgier, Eifersucht, Trunksucht, Untreue, List und Täuschung - aus all diesen Lastern schusterte Sachs ja seine Werke." Dass es dabei mitunter deftig zugeht, sei auch eher typisch für die Zeit als den Dichter. "Er setzte den oft unflätigen Possen seiner Epoche bewusst Scherze mit Hintersinn entgegen."
Fränkische Kuriosa
Zwei fränkische Kuriosa und eine gesprochene Festmusik stehen bei der diesjährigen Hauptproduktion, die unter dem Motto "Das wünscht Hans Sachs" zu erleben ist, auf dem Programm. "Als idealer Ort für theatralische Verwicklungen stellte sich für uns dabei wieder der malerische kleine Innenhof des Anwesens in der Karolinenstraße mit seinem altdeutschen Ambiente und zwei Spielebenen heraus."
"Lideradur-Zeuch"
Zum Auftakt der zehnten Sachs-Spiele bietet Neubauer dem geschätzten Publikum zusammen mit dem Solotubisten der Bamberger Symphoniker, Heiko Triebener, einen ironischen Festakt. Texte von Sachs, Goethe und Highlights aus dem "Lideradur-Zeuch"-Programm werden im Blickpunkt stehen. "Die Festrede hält ,Bambergs vierter Bürgermeister', dem die Hans-Sachs-Spiele dem eigenen Bekunden nach schon immer ein besonderes Herzensanliegen gewesen sind."
Eine Kuriosität gibt's auch an Fronleichnam. Zusammen mit der Pianistin Beate Roux präsentiert Neubauer ein Opus für Sprecher und Klavier: das "Fronleichnams-Melodram, das neben anderen poetisch-musikalischen ,Prozessionen' zu hören sein wird". Das Publikum geht übrigens nicht leer aus, wenn Petrus während der Spiele wieder für unliebsame Wetterkapriolen sorgt. "Zum Glück bietet das Schwertfegerhäuschen bei Regen immer auch eine überdachte Ausweichmöglichkeit."
Zum Programm
5. Juni: "Schuster und Poet dazu!" Ein ironischer Festakt mit Martin Neubauer und Heiko Triebener am Pfingstmontag ab 17 Uhr
11. Juni, 17 Uhr: "Das wünscht Hans Sachs!" - Schwänke und Possen mit Eva Steines, Nadine Panjas und Martin Neubauer (Premiere)
Weitere Vorstellungen von "Das wünscht Hans Sachs!" folgen am Dienstag, 13. Juni, 20 Uhr, Freitag, 16. Juni, 20 Uhr, Sonntag, 18. Juni, 17 Uhr, Sonntag, 25. Juni, 17 Uhr, Donnerstag, 29. Juni, 20 Uhr, Freitag, 30. Juni, 20 Uhr, und Sonntag, 2. Juli, 17 Uhr.
15. Juni, 17 Uhr: "Fronleichnams-Melodram" - eine Komposition für Sprecher und Klavier
Ort: Hof des Schwertfegerhäuschens, Karolinenstraße 22
Tickets: Plätze können unter der Nummer 0951/54528 reserviert werden