Zwischen Mietern im Gebäude der ehemaligen Schlachthofgaststätte und der Stadt Bamberg bahnt sich ein Rechtsstreit an.
Beide Seiten beharren auf ihrem Standpunkt, beide fühlen sich im Recht: Die Diskussion um die Wohnungen, die sich über der ehemaligen Schlachthofgaststätte befinden, verschärft sich.
In der Vergangenheit stand die Immobilie in der Lichtenhaidestraße, direkt am Schlachthof in Bamberg-Nord, vor allem wegen folgender Debatten im öffentlichen Fokus: Zum einen ging es um die zukünftige Nutzung der ehemaligen Gaststätte im Erdgeschoss im linken Teil des Gebäudes. Freunde der alternativen Kultur in Bamberg hatten sich dafür eingesetzt, dort nicht nur zeitweise, sondern längerfristig Veranstaltungen in der sanierungsbedürftigen Immobilie abhalten zu dürfen.
Namentlich hatten sich die Organisatoren der Bamberger Kurzfilmtage und von "Kontakt - das Kulturprojekt" in einem offenen Brief an die Stadt gewandt. Doch von dort hieß es vor gut einem Monat: Nach der Sanierung des Hauses werde nach derzeitigen Planungen eine temporäre Nutzung für Kulturveranstaltungen voraussichtlich nicht möglich sein. Es ist mittlerweile anscheinend relativ sicher, dass nach der geplanten Generalsanierung des Hauses ein Unternehmen in die leer stehenden Räume im Erdgeschoss einzieht.
Ebenfalls wieder einziehen dürfen die zwölf Mieter, die momentan in Wohnungen über der leer stehenden Gaststätte leben. Die Stadt Bamberg, Eigentümerin des Komplexes, hat den Anwohnern für die Zeit nach der Sanierung ein Erstzugriffsrecht zugesprochen. Klar ist allerdings auch, dass die derzeit noch extrem günstigen Mieten nicht auf diesem Niveau gehalten werden können.
Die Generalsanierung beginnt frühestens 2018. Allerdings stehen bereits jetzt schon zwei Wohnungen leer. Grund ist ein Feuer, das an einem Holzofen in einer der Wohnungen ausgebrochen war. Diese sowie eine Nachbarwohnung sind dabei in Mitleidenschaft gezogen worden.
Die Stadt Bamberg hat beiden Mietern angeboten, bereits jetzt in Wohnungen Am Hochgericht in der Wunderburg zu ziehen. Diese waren als Ausweichquartiere während der Generalsanierung des Hauses in der Lichtenhaidestraße gedacht. Doch die Mieter wollen nicht. Eine Anwohnerin der Schlachthofgaststätte bemängelt die Lage und Größe des Quartiers. Zudem spricht sie von einem "problematischen Umfeld", und sie wolle ihre Kinder nicht aus ihrer gewohnten sozialen Umgebung reißen.
Der konkrete Wunsch der Frau: Bis es mit der Sanierung losgeht, will sie zurück in ihre Wohnung. Aktuell lebt sie bei Verwandten. Die Frau fordert, dass die Folgen des Feuers behoben werden, ihrer Aussage nach sei "gar nicht so viel zu renovieren".
Keine Renovierung vor Sanierung
Das jedoch lehnt die Stadtverwaltung ab. Sie sagt: Eine Renovierung kurz vor der Generalsanierung sei aus wirtschaftlichen und organisatorischen Gründen nicht drin. Das wiederum lässt die Anwohnerin nicht gelten. "Die Gebäudeschutzversicherung der Stadt würde die Renovierungskosten doch übernehmen!"
Aus der Stadt wiederum heißt es, dass sich der Brandschaden als größer herausgestellt habe als anfangs gedacht. Sprecherin Ulrike Siebenhaar möchte außerdem eine Lanze für das Wohngebiet Am Hochgericht brechen. "Schon jetzt sind in den frisch sanierten Wohnungen etliche junge Familien, die dem Mittelstand zuzurechnen sind, eingezogen. Das Gebiet ist völlig neu belebt" - und offenbar auch gefragt. Denn das städtische Angebot der Übergangswohnungen in der Wunderburg stand bis Ende März. Mittlerweile ist es ausgelaufen. "Die Wohnungen sind heiß begehrt", sagt Siebenhaar. Trotzdem deutet sie an: "Wir bemühen uns weiterhin um ein positives Ende."
Das ist jedoch äußerst fraglich. Sowohl die Stadt, als auch die beiden Mieter bleiben bei ihren Haltungen. Die Anwohnerin aus der Lichtenhaidestraße sagt klar: "Wenn die Stadt eine Frist bis zum 28. April verstreichen lässt, wollen wir Klage einreichen", mit dem Ziel einer Renovierung vor der Generalsanierung.
Wie reagiert die Stadtverwaltung? Dort rechnet man offenbar bereits damit, dass es auf einen Rechtsstreit hinausläuft.