Am Mittwoch stand die Produktion bei Michelin in Hallstadt still. Zuvor hatten die knapp 860 Mitarbeiter erfahren, dass der Standort 2021 aufgegeben wird. Die Bestürzung ist groß. Der Schlag für die Region ebenso.
Dunkle Wolken hingen am Mittwoch über dem Michelin-Werk in Hallstadt. Sie spiegelten sinnbildlich die Gefühlslage bei den knapp 860 Mitarbeitern wider. Am Dienstag waren die Beschäftigten kurzfristig zur Belegschaftsversammlung am nächsten Tag geladen worden, am Mittwoch dann um 12.30 Uhr platzte die Bombe: Der Michelin-Standort in Hallstadt schließt am 31. Januar 2021. Schockstarre bei den Beschäftigten des französischen Reifenherstellers: "Die Stimmung war angespannt bis wütend", beschreibt einer der betroffenen Mitarbeiter die Atmosphäre bei der Versammlung. Es soll laut Information unserer Redaktion laut geworden sein.
Wütend sind die Mitarbeiter auch deshalb, weil sie wegen der schlechten Marktsituation bei den 16-Zoll-Premiumreifen in den letzten Jahren immer wieder auf Löhne und Prämien verzichtet hatten, damit der Standort gesichert bleibt. "Alles Lüge und von Frankreich gesteuert", schreibt Udo R. auf Facebook. Der Standortsicherungsvertrag, der eigentlich bis Ende 2022 gegolten haben soll, ist laut den Beschäftigten nun von der Konzernleitung gebrochen worden. Die Produktion im 1971 gegründeten Werk ruhte ab dem frühen Mittwochnachmittag. Die Mitarbeiter wurden auch heute Vormittag freigestellt.
Viele Mitarbeiter aus Hallstadt
Ein schwerer Schlag ist die Schließung des Werks nicht nur für die Mitarbeiter, sondern auch für die Region und die Stadt Hallstadt. "Michelin hat uns über Jahrzehnte geprägt", sagte Bürgermeister Thomas Söder (CSU) gestern. Seiner Stimme war anzuhören, wie schwer der Schlag jetzt ist. Viele Beschäftigte kommen aus Hallstadt selbst. Die Stadt verliert aber auch einen großen Gewerbesteuerzahler. "Da müssen wir Verluste hinnehmen." Michelin habe über Jahrzehnte dazu beigetragen, dass "wir uns was leisten konnten".
Vollkommen unvorbereitet habe der jetzige Schritt die Stadt aber nicht getroffen, so Söder weiter. "Es hat sich ja schon länger abgezeichnet." Seither seien mit Landrat Johann Kalb (CSU) viele Gespräche mit der Michelin-Führung, dem Werksleiter und dem Betriebsrat sowie dem bayerischen Wirtschaftsministerium geführt worden. Sie hätten diesen - für den Konzern notwendigen - Schritt leider nicht verhindern können. Der Wille und das Interesse der Werksleitung, den Standort Hallstadt zu erhalten, seien sicher da gewesen. Seit 2013 habe Michelin 60 Millionen Euro investiert, um auch der Billig-Konkurrenz aus Asien zu begegnen und die Produktion des Standorts schrittweise anzupassen. Was nicht gelang. "Die Entscheidungen werden eben in der Zentrale in Frankreich getroffen."
Kräfte sollen gebündelt werden
Bestürzt reagierte Landrat Kalb auf die Nachricht. "Wir müssen nun gemeinsam dafür sorgen, dass jede Mitarbeiterin, jeder Mitarbeiter und jeder Auszubildende einen Arbeitsplatz findet." In einer Mitteilung erklärte Kalb die Herausforderung, den Beschäftigten des Unternehmens eine Perspektive zu geben, zur Chefsache.
Noch am Mittwoch wollte er den Betriebsrat, die Geschäftsführung, Bambergs Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD), Hallstadts Bürgermeister Söder und die Agentur für Arbeit zu einem runden Tisch im Landratsamt einladen. Oberbürgermeister Starke sprach von einer schlimmen Nachricht für die Region, insbesondere für die betroffenen Mitarbeiter. Nun sollen die Kräfte gebündelt werden, um Ersatzarbeitsplätze zu finden, so Bambergs Wirtschaftsreferent Stefan Goller.
Auch die Bundestagsabgeordneten Thomas Silberhorn (CSU) und Andreas Schwarz (SPD), Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) und die Landtagsabgeordneten aus der Region haben dafür ihre Unterstützung zugesichert. Ebenso wollen laut Landrat Kalb Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (FW) Hilfe leisten.
"Beschäftigte der Michelin finden doch Arbeit"
Ja ohne Sa/So und Feiertagszugschlag und mit "flexiblen" Arbeitszeiten. Und die Handwerker von Früher, willkommen auf der Baustelle von heute.
Gewerkschaftsmitglieder sollten gleich ihre Mitgliedschaft kündigen, die brauchen sie nie mehr.
Aber die Beschäftigten von Michelin finden doch überall wieder Arbeit, denn im sozialen Bereich (Umschulung übernimmt das Arbeitsamt) werden händeringend Leute gesucht, genauso wie im Handwerk (und da sind bestimmt viele frühere Handwerker bei Michelin dabei) oder im Einzelhandel oder Gastgewerbe. Ich denke, sie kommen alle unter, wenn sie nur wollen!
Wir sparen Europa kaputt.
"schlechten Marktsituation bei den 16-Zoll-Premiumreifen...".
Habe schon immer Michelin gekauft. Vor ein paar Wochen wieder einen Satz 16 Zoll Sommerreifen in W bis 270 km/h zugelassen.
Die schlechtesten Reifen, die ich je hatte. Massiv unwuchtig und Höhenschläge. Sind momentan in Reklamation.
Made in Poland. Nichts gegen Polen, aber Ostblockqualität vor 1980 zum Premiumpreis grenzt an Betrug. Nie wieder.
Da brauchen wir uns nicht wundern wenn die Standorte in Kerneuropa zumachen.
Und das ist nicht nur bei Reifen so. Überall geht die Qualität vor die Hunde und es wird am letzten Cent gespart. Auch auf der anderen Seite der Autobahn.
Das ist reine Gewinnmaximierung und dazugehörige Propaganda auf Kosten der Verbraucher.