Ein schwerer Schlag für die Denkmalstadt Bamberg: Die Bauschäden in St. Michael sind weit schlimmer als gedacht. Die Folgen barocker Bauwut machen die Kirche auf dem Michelsberg zum akuten Sanierungsfall - wie schon St. Martin und die Obere Pfarre.
Man kann von Glück reden, dass niemand in der Kirche war. Der tellergroße Brocken, der vor knapp drei Wochen aus einem Fenstergewölbe auf den Kirchenboden von St. Michael krachte, liegt heute auf einem Tisch, auf dem Grundrisse von der Kirche St. Michael zu sehen sind. Ein im wahrsten Sinne des Wortes erschlagender Beweis: Der Stein ist schwer genug, um den Glauben in die Sicherheit eines Bamberger Wahrzeichens zu erschüttern.
Die Sperrung von St. Michael, die die Bürgerspitalstiftung kurz darauf verhängte, wird wohl so schnell nicht widerrufen. Dies ist eine der Erkenntnisse, die eine Befahrung mit einem Hubsteiger vor wenigen Tagen erbrachte. Bauingenieur Günter Döhring ist der Überbringer einer Nachricht, deren Konsequenzen wohl erst in einigen Jahren voll abzuschätzen sein werden: "Es sind viele Ursachen, die zu dramatischen Schäden in St. Michael geführt haben." Der Schadensbefund ist detaillierter als man nach drei Wochen vermuten würde. Der Grund: Die Experten haben ihre Untersuchungen schon vor einigen Monaten begonnen - eines von vielen Projekten, das durch das Konjunkturpaket für Welterbestätten finanziert wird.
Jetzt sorgt die ingenieurtechnische Erkundung der Michaelskirche für ernüchternde Neuigkeiten: Das Gebäude befindet sich anders als bisher angenommen in einem besorgniserregenden Zustand. Wie in St. Martin ist es auch hier der Dachstuhl, der schwere Schäden aufweist: Das massive Gebälk, errichtet nach einem Großbrand am 27. April 1610, ist in einigen Teilen so schadhaft, dass es die auseinanderstrebenden Wände des Langhauses nicht mehr ausreichend stabilisieren kann.
Erkennbar ist dies vor allem daran, dass das Gewölbe mit dem Gemälde des berühmten Bamberger Himmelsgartens und seinen Zeichnungen regelrecht durchhängt. Es ist im Laufe der Jahrzehnte um mehrere Zentimeter abgesackt und mittlerweile ernsthaft bedroht: "Wir mussten leider feststellen, dass sehr viele Gewölbefelder keine ausreichende Festigkeit mehr aufweisen. Sie können ohne weitere Vorwarnung aus der Decke brechen."
Begünstigt wird der Verfall eines Bamberger Wahrzeichens, dessen Anfänge auf das Jahr 1015 zurückgehen, durch den Umstand, dass der barocke Baumeister Georg Niedermeier das Langhaus hochzog, ohne den Druck durch den Dachstuhl mit Hilfe von Stützpfeilern oder Streben abzufangen - eine architektonische Kühnheit, die statisch bedenklich ist: "Der barocke Baumeister hat die Schubkräfte des Gewölbes unterschätzt", lautet die Diagnose von Döhring.
Die Folgen der barocken Himmelstürmerei sind auch an den Fassaden von St. Michael abzulesen. Wie jeder weiß, der die Kirchenwände einmal genauer studiert hat, sind sie von einem Netzwerk von Rissen durchzogen, die vom Fußboden bis in das Gewölbe reichen. Diese Risse mit einer Breite bis zu mehreren mehreren Zentimetern haben eine lange Vorgeschichte.
Einige dieser Risse muss es bereits im 19. Jahrhundert gegeben haben, wie aus historischen Quellen hervorgeht. Doch die Annahme, dass es sich um Verwerfungen handelt, die keine Auswirkungen auf die Standsicherheit des Kirchenbaus haben, teilt der Statiker Udo Keßler nicht. Seine Erkenntnisse deuten auf das Gegenteil hin: Dadurch, dass die barocke Dientzenhofer-Fassade dem Baukörper um 1700 vorgeblendet wurde, ohne sie ausreichend zu gründen, hat die Kirche ein statisches Grundproblem. Keßler erklärt das Phänomen so: "Die Fassade hängt wie ein Rucksack an den Türmen und drückt diese nach vorne."
Ein Hinweis, dass diese "Hängepartie" schon in der Barockzeit zu Schäden führte, sind zwei Stahlanker, mit denen vermutlich Balthasar Neumann Türme und Langhaus zu stabilisieren suchte - laut Keßler ohne durschlagenden Erfolg. Lediglich die Position der Risse verschob sich in die Tiefe der Kirche.
Den Eigentümer der Klosteranlage trifft die Nachricht vom bedrohlichen Zustand seines Schmuckstücks hart, aber nicht völlig unvorbereitet. Stiftungsreferent Bertram Felix sagte, es habe sich als richtig erwiesen, einen Teil der fünf Millionen Euro aus dem Konjunkturpaket in die Untersuchung des Gotteshauses zu stecken. Gleichwohl sieht sich die Bürgerspitalstiftung vor einer "Riesenherausforderung".
Die erste Arbeit wird es nun sein, im nächsten Jahr ein Sanierungskonzept zu erstellen, das die Grundlage für die Sanierung sein wird. Sicher ist schon jetzt, dass der Sanierungsfall Michaelskirche Millionen verschlingen wird. Doch Felix setzt darauf, dass viele mithelfen werden, die Klosterkirche zu retten: "Es handelt sich hier um ein Bauwerk von europäischem Rang."
wie es in dieser Kirche brökelt, brökelt auch die Rechtschreibung und Grammatik dieses Artikels leise auseinander. Habt ihr denn niemanden mehr, der eure Artikel gegenliest?
des meiste.......
....wann die ersten Gscheid'n hier wieder was von "alles abreißen", "Kirchen - Symbol der Unmenschlichkeit", "Kirchen als Anachronismus", "soll die Kirche mal da die vielen Steuergelder reinstecken und nicht nur in Priesterkinder", "ich zoohl des ned mid mei'm Geld, der Erzbischof hodd gnuch", "lieber Sozialwohnungen als Kirchen" oder ähnliches zum Besten geben... auf geht's!!! Es ist Sonntag, liebe Kirchenhasser und Berufsstänkerer
!
... haben Sie aber noch nicht begriffen, was "differenzieren" bedeutet, oder? Aber trösten Sie sich. Damit sind Sie Mitglied einer bedauernswerten Mehrheit.
abreißen, die Stelle auf'm Berg eignet sich hervorragend für ein paar riesige Windräder. Für die Energiewende muß halt auch die Kirche ein paar Opfer bringen...