Der Spezialist für personalisierte Werbesendungen hat ein Schutzschirmverfahren beantragt. Löhne werden ab sofort von der Agentur für Arbeit gezahlt. Ob der Standort Bamberg eine Zukunft hat, ist derzeit noch völlig offen.
Die Firma MeillerGHP an der Kronacher Straße steckt in der Klemme. Die Zentrale in Schwandorf hat Ende vergangener Woche beim Amtsgericht Amberg ein sogenanntes Schutzschirmverfahren beantragt. Dabei handelt es sich um eine Art vorinsolvenzliches Sanierungsverfahren. Der Kronacher Fernsehhersteller Loewe hat dies in den vergangenen Monaten ähnlich praktiziert.
Kooperation zwischen Schweizern und Österreichern Die Firma MeillerGHP war Anfang 2011 durch eine Kooperation (Joint Venture) zwischen der Schweizer und der Österreichischen Post entstanden. Unter dem Namen Swiss Post Solutions hatten die Schweizer vor einigen Jahren in Bamberg die Firma GHP, entstanden aus der 1953 gegründeten Firma Günther Druck, gekauft und weitergeführt.
Mit den Österreichern zusammen organisiert die neue Firma MeillerGHP seit drei Jahren das Geschäft mit personalisierten Werbesendungen (Direct Mail). Dabei werden vor allem Anschreiben an Haushalte geschickt, deren Auflage in die Millionen geht.
Was jetzt mit Hilfe des Schutzschirmverfahrens geschieht, ist der Versuch, die Firma unter der Regie der alten Geschäftsführer zu retten. MeillerGHP produziert in Schwandorf und Bamberg, in Hamburg gibt es seit vergangenem Jahr ein Vertriebsbüro. Am Zentralstandort Schwandorf arbeiten derzeit rund 500 Menschen, Bamberg kommt auf knapp 200 Mitarbeiter.
5 Millionen Euro Verlust Das Problem: Trotz Rekordjahr 2013 in der Produktion steckt die Firma in den roten Zahlen. Der Verlust im vergangenen Jahr wird voraussichtlich bei fünf Millionen Euro liegen.
Denn der Markt für Kundenbindungs- und Dialogmarketinginstrumente wie personalisierte Werbeschreiben steckt in der Krise. "Der Preisdruck ist enorm", berichtet Gesamtbetriebsratsvorsitzender Rudolf Steiner.
Der Markt habe sich ein Stück weit verschoben, sagt Nadine Winkelhaus, Pressesprecherin bei MeillerGHP. Zum Teil verlagere sich das Geschäft ins Internet. Weil dem so sei, komme nun "alles auf den Prüfstand". Inwieweit der Standort Bamberg betroffen sein wird und ob Arbeitsplätze wegfallen, dazu wollte man sich bei MeillerGHP nicht äußern. "Das Schutzschirmverfahren ist die Chance, MeillerGHP wirksam zu restrukturieren und wieder profitabel zu machen", sagte der Vorsitzende der Geschäftsführung, Stephan Krauss, in einer Pressemitteilung. Unter dem Schutzschirm ist die Firma zunächst einmal vor Vollstreckungen und Zwangsmaßnahmen von Gläubigern geschützt.
Ein Fachanwalt für Insolvenzrecht wurde Anfang der Woche in die Geschäftsführung in Schwandorf berufen. Er wird mitwirken, die Finanzen zu ordnen und einen Sanierungsplan zu entwerfen. Nach eigenen Angaben ist MeillerGHP nach wie vor zahlungsfähig.
"Jeder will weg" Die Löhne zahlt seit dem Antrag auf das Schutzschirmverfahren allerdings die Agentur für Arbeit. Drei Monate lang. Bis dahin wird das Amtsgericht entscheiden, ob das Schutzschirmverfahren eröffnet wird.
Für die Beschäftigten in Bamberg hat in dieser Woche eine Zeit der Ungewissheit begonnen. "Die Stimmung ist ganz schlecht. Jeder will weg. Alle denken, es wird nicht weitergehen", beschreibt Verdi-Fachbereichssekretär Bernd Bauer, was ihm zu Ohren gekommen ist. Fast 200 Menschen bangen um ihren Arbeitsplatz. Alternativen gibt es in ihrer Branche im Raum Bamberg aber nur wenige.