Seit eineinhalb Wochen darf wieder in Fitnessstudios trainiert werden. Doch es kommen deutlich weniger Menschen zum Gewichte stemmen als zuvor. Ein Familienunternehmen in Bamberg bleibt trotz aller Schwierigkeiten zuversichtlich.
Die Finger um die Griffe schließen, die Arme ausbreiten und dann gegen den Druck der Gewichte vor der Brust zusammenführen. Nach ein paar Wiederholungen werden die Schultermuskeln warm und Tropfen laufen über die Stirn. Nach drei Durchgängen kurz noch einmal tief Luft holen - und dann die Maske aufs schweißnasse Gesicht und zum nächsten Gerät.
"Wenn die so richtig nass wird, wird's nervig", sagt Mahmoud. Ansonsten stören ihn die Coronaschutz-Regeln nicht. Er freut sich, dass er wieder trainieren kann, und ist seit Montag vergangener Woche jeden Tag hier im "Quick Fit". Auch vor dem Lockdown kam er sechs Mal pro Woche. "Er hat das schon arg vermisst", sagt seine Freundin Viola. Die Schüler müssen derzeit viel lernen, sie stehen kurz vor der Abi-Prüfung, "da ist das Training eine gute Ablenkung".
Gerät müssen nach jeder Benutzung desinfiziert werden
Außer den beiden sind gerade acht weitere Menschen in dem geräumigen Fitnessstudio am Bamberger Bahnhof. "Es geht sehr schleppend los", sagt Karin Kraus, die das Studio gemeinsam mit ihrer Tochter Stefanie leitet. "Über den ganzen Tag sind gerade so viele Leute da, wie sonst in den ersten eineinhalb Stunden. Eigentlich kommt nur der harte Kern", fügt die Tochter hinzu. Entsprechend hört man heftiges Ausatmen und Gewichteklappern weniger als das Sprühen mit Desinfektionsmittelflaschen. Statt nach Schweiß riecht es eher nach Schnaps - also nach jenem Desinfektionsmittel.
Denn die Geräte müssen nach getaner Muskelanstrengung besprüht und mit einem Papiertuch abgewischt werden. Rot-weiße Absperrbänder verhindern die Benutzung jedes zweiten Geräts. Umkleiden, Duschen und Sauna sind gesperrt - was Mathias Mößle nicht stört: Er habe sich schon vorher lieber zu Hause umgezogen. Mößle trainiert den Bizeps und trägt dabei Handschuhe. Das wird empfohlen, ist aber kein Muss - anders als das Trainings-Handtuch. Ein- und Ausgang sind strikt getrennt, die Sportler müssen sich mit ihren Kontaktdaten an- und abmelden. Auf den Gängen herrscht Maskenpflicht. "Ich bekomme darunter schlecht Luft und bin froh, dass ich sie am Gerät absetzen kann", sagt Leo Schmidt.
Weniger neue Kunden
"Manchen ist es zu blöd, mit der Maske rumzulaufen, manche haben vielleicht noch Angst", versucht Karin Kraus das Wegbleiben vieler Gäste zu erklären. Ihr Studio war vom 17. März bis zum 7. Juni gesperrt.
In dieser Zeit hätte das Unternehmen die monatlichen Beiträge ihrer Kunden nicht abgebucht - die eingeplanten Einnahmen sind weg, die Miete bleibt. Neue Verträge wurden in der vergangenen Woche nur sechs abgeschlossen, normalerweise seien es drei bis vier Mal so viele. Probetrainings finden noch nicht statt, denn da werde es mit dem Abstandhalten schwierig: "Da langt man schon mal an den Rücken, damit der gerade bleibt, oder fasst einen Griff an, um zu zeigen, wie die Übung funktioniert. Und das geht eben alles nicht", erklärt Kraus.
Hoher Aufwand für den Betrieb
Sie und ihre Tochter sind froh, dass sie wieder öffnen dürfen, "aber nicht euphorisch", vor allem wegen des hohen Aufwands. "Das ist fast, wie wenn man ein neues Studio eröffnet", sagt Stefanie Kraus. "Man muss viel organisieren, ist angespannt und muss schauen, wie es angenommen wird." Die beiden arbeiten seit vielen Jahren hier, übernommen haben sie das Studio im Jahr 2011. "Gerade wegen meiner Tochter, die das ja mal weiterführen will, frage ich mich: Was ist, wenn die Rücklagen nicht reichen?", sorgt sich die Mutter. Sie habe etliche Jahre lang viel Arbeit und Kraft hineingesteckt. "Und dann muss man schauen, ob man überlebt - ohne dass man was dafür kann."