Baumwollhosen aus Amerika waren in der DDR heiß begehrt und ein Freiheitssymbol. Das hat auf seine Weise auch zum Mauerfall beigetragen. Diesem Thema widmet sich das Levi-Strauss-Museum in Buttenheim mit einer Ausstellung.
Jeans trugen ihren Teil bei zum Mauerfall. Auf diese Aussagen ist Tanja Roppelt immer wieder gestoßen. Jetzt ist sie sich sicher. Genau deswegen widmet sich das Buttenheimer Levi-Strauss-Museum in einer Sonderausstellung dem Themenkomplex.
Für diesen Museums-Beitrag zum Jubiläum 25-Jahre-Mauerfall waren die Leiterin und ihr Team schon vor einigen Jahren aktiv geworden. Sie haben so eine aussagefähige Ausstellung komponiert, die insbesondere auch Schulklassen einiges zu zeigen und zu erzählen hat.
Begreifen ist hier im wörtlichen Sinne möglich, an der Fühlstation mit diversen, für DDR-Jeans verwendeten Stoffen. An einer der Museums-Puppen kann Museumsleiterin Roppelt nicht widerstehen und greift einer männlichen Puppe ins Beinkleid -um sofort gequält das Gesicht zu verziehen. Sie schüttelt sich: "So ein Stoff!" Im Westen kennt kaum einer so ein Fühl-Feeling.
"Dederon statt Denim" steht auf einem Poster gleich in der Nähe und es erklärt so manches.
Manches von dem, was die nach Mauerfall und Wiedervereinigung Geborenen nicht wissen können. "Jeans spielten in der DDR eine besondere Rolle," erklärt die 44-Jährige, die in einem geteilten Deutschland aufwuchs und sich 1989 aufs Abi vorbereitete. Zur Zeit des Mauerfalls war sie in Ebern in der Schule. Ihre erste Begegnung mit den Ostdeutschen schildert sie so : "Wir sind Richtung Maroldsweisach gefahren und haben dann kunterbunte Trabis - wie Perlen an der Schnur - gesehen, an der Straße gestanden und gewunken." Ein prägnantes Ergebnis, wie die kleine Anekdote am Rande zeigt.
Weil Roppelts keine Verwandten im Osten hatte, musste die Familie auch keine Westpakete packen werden. Für die Ausstellung wurde eines "nachgebaut". Denn bei ihren Recherchen stieß Tanja Roppelt zwangsläufig auf das Thema Westpaket.
Sie hat im Netz gestöbert aber auch viele Zeitzeugen befragt. Unter anderem aus Buttenheims Partnergemeinde Reichenbach.
Von hier gab's neben Geschichten auch Exponate. Zwar wurde nach der Wende vieles weggeworfen, die Menschen hatten dann ja Zugang zu lange nur ersehnten Artikeln, aber etliche Schätze konnte die Buttenheimerin doch heben, wie die Ausstellung mit diversen Ost-Jeans zeigt. "Ich habe bei der Vorbereitung sehr viel gelernt, geschichtliches und auf emotionaler Ebene" stellt die 44-Jährige fest. Etwa, dass die DDR-Führung sich der Faszination des als unordentlicher Kleidung geschmähten Baumwoll-Beinkleides auf Dauer nicht verschließen konnte.
Es wurden schließlich Jeans gefertigt. Da aber nicht ausreichend Baumwolle zur Verfügung stand, setzte man auf Kunstfaser-Kreationen, führt die Museumsleiterin aus. Es gab Marken wie Boxer, Wiesent, Goödfuchs, Shanty und El Pico.
Manche ließen sich auch von vietnamesischen Gastarbeitern, die gut mit Textilien umgehen konnten, eigene Jeans schneidern. "Nieten gab's zu kaufen."
Zurück zur Horizonterweiterung Roppelts. Dazu gehört nun das Wissen um das Westpaket, also welche Schätze hinein gehörten. Schokolade zählte ebenso dazu wie Nivea-Creme, Kaffe, Dosen mit Südfrüchte, Ministrumpfhosen, Scheibletten, Tolettenartikel, Kaugummi oder Scheibletten. Gerade für Jugendliche und jungeLeute bildeten Markenjeans die Krönung. Als Ausdruck eines Lebensgefühls, des westlichen Lebensstils und der Freiheit. Das Motiv, das hadie Mauer zu Fall brachte. Natürlich musste die Mauer selbst irgendwie in diese Sonderausstellung. Ein Fadenvorhang mit Mauermotiv sorgt hier für ein eindrucksvolles Detail. Zu sehen ist die Ausstellung bis 31. Mai 2015.