Lehrer Schmidt ist der Hit !

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Unter dem Pseudonym "Bybercap" präsentiert Nicolas Schmidt sein Programm um "Herrn Schmied", der am 17. März im Club Kaulberg zu erleben ist. Foto: pr
Unter dem Pseudonym "Bybercap" präsentiert Nicolas Schmidt sein Programm um "Herrn Schmied", der am 17. März im Club Kaulberg zu erleben ist. Foto: pr

Nicolas Schmidt ist Bayerns beliebtester Pädagoge. Mit seinem Alter Ego "Herr Schmied", das zum You-Tube-Star wurde, kommt der Wahlfranke nach Bamberg.

"Morgen. Hallo! Hier vorn spielt die Musik": Betritt Herr Schmidt das Klassenzimmer, ist's vorbei mit der Langeweile. Auch als Poetry Slammer punktet Bayerns beliebtester Pauker. Welcher andere Lehrer, der aus der Schule plaudert, wird bei Youtube schließlich mit 1,5 Millionen Klicks gefeiert? So schmiedet Nicolas Schmidt für sein Alter Ego "Herr Schmied" Texte aus dem Schulalltag, die nun auch Bamberger zurück ins Klassenzimmer ziehen sollen: Am Freitag kehrt der 47-Jährige in die Domstadt zurück, in der er als Referendar lebte, und steht auf der Bühne des Club Kaulbergs im Rampenlicht.


Lieber Herr als Frau Schmidt

Ja, "Oh Shit ... Frau Schmidt" (Sie erinnern sich an den Ohrwurm?) war gestern! Vorm männlichen Pendant zur Lehrerin, die "Der Wolf" in den 90ern verrappte, muss keiner stramm stehen. Herr Schmidt ist ein origineller Kopf, der sich an seinen Erfolgen auch nicht übermäßig berauscht. So kommentierte der Wahlfranke, der dank seiner Schüler im vergangenen Jahr den Deutschen Lehrerpreis gewann, den Hype um sich und sein Alter Ego im Netz mit trockenem Humor: "Wenn du von der Bild-Zeitung, dem Philologenverband und dem bayerischen Kultusminister gelobt wirst, ist es Zeit, dein Leben zu ändern."

Und - hat der "doppelte" Lehrer sein Leben geändert? "Nein, ich bin wohl doch zu strukturkonservativ", so der 47-Jährige im Interview. Morgens "Herr Schmidt", abends "Herr Schmied": Geht's dem Slampoeten nicht auf den Keks, nach Unterrichtsschluss noch die Lehrerfigur für ein weiteres Publikum zu mimen? "Nein, ich mag es, diesen sich langsam entfaltenden Irrsinn des Lehrerlebens darzustellen": Situationen und Geschichten festzuhalten, die dem Mikrokosmos Schule entspringen. Wobei Schmidt natürlich keine Interna ausplaudert oder Schüler bloßstellt und zu Spottobjekten degradiert. "Ich wahre das Vertrauensverhältnis", wovon sich offenbar selbst Skeptiker des Kultusministeriums überzeugen ließen.


Anfangs nur stiller Zuhörer

Vor seinen "Schmied"-Aktivitäten stand Schmidt lange Jahre schon als Musiker auf der Bühne. Poetry Slams erlebte er anfangs aber nur als Gast. Selbst zu texten, kam für den Erlanger Lehrer, der Englisch, Geschichte und Sozialkunde am Emmy-Noether-Gymnasium unterrichtet, nicht in Frage. Erst langsam - von Slam zu Slam sozusagen - wuchs der Wunsch des kreativen Kopfes, aus der Rolle des stillen Beobachters zu schlüpfen.



Ein Renner auf Youtube

Mit "Herrn Schmied" eroberte Herr Schmidt ab 2005 die Bühne - lesend und singend, die Gitarre unterm Arm. Unter dem Pseudonym "Bybercap" lieferte der Wahlfranke eine Mischung aus Slamtexten und Folksongs, die bald nicht mehr nur in den Clubs zu hören waren. So avancierte der 2009 gefilmte erste Text um Lehrer "Schmied" zum meistgesehenen deutschsprachigen Poetry-Slam-Clip auf Youtube, der mittlerweile 1,5 Millionen Klicks verzeichnet.


Am Rande des Wahnsinns

Ja, einen Pauker "am Rande des Wahnsinns", der täglich von Schülern, Kollegen, Vorgesetzten und Eltern in die Pflicht genommen wird, wollen alle sehen. Und sei es nur, um sich an die eigene Schulzeit zurückzuerinnern, die man mehr oder minder unbeschadet überstand. Übrigens inspirieren den Slammer gerade die Fünftklässler, die ihre gymnasiale Laufbahn erst beginnen. "Die kommen frisch von der Grundschule und bringen in meine Programme ein aufregendes Tempo."



Könnte sich Schmidt vorstellen, nurmehr auf der Bühne den Lehrer zu mimen? "Nein, ich mag gerade diese Mischung aus beiden Welten." Welten, die hin und wieder auch verschmelzen, wenn Schüler, Eltern oder Kollegen im Publikum sitzen. Auch fördert Schmidt interessierte Nachwuchs-Slammer mittlerweile über P-Seminare und andere Angebote seiner Schule. Sogar Fortbildungsveranstaltungen für Lehrer bietet der Wahlfranke in der Disziplin, die er lieben lernte. "Man nehme einen Stift und Papier: Schon kann's losgehen. Du schreibst zwei Texte und bekommt vom Publikum das gewünschte Feedback. Wo sonst ist das möglich außer beim Poetry Slam?"

In Kürze steht nun der Auftritt des Wahlfranken im Club Kaulberg unter dem Motto an: "Dem Herrn Schmied sein Tagebuch." Was ein Wiedersehen mit der Stadt bedeutet, in der "Herr Schmidt" am E.T.A.-Hoffmann-Gymnasium als Referendar tätig war - und "Herr Schmied" einige Jahre später die Bühne des Morph Clubs betrat. "Der Polarbär war früher mein Stammlokal", erinnert sich der verbeamtete Slammer. Ebenso das Café Müller, "in das ich heute noch hin und wieder komme, um Freunde zu treffen oder auch nur zu korrigieren."



In Bamberg

Im Club Kaulberg betritt Nicolas Schmidt am 17. März ab 20 Uhr die Bühne. Wer sich Tickets für "Dem Herrn Schmied sein Tagebuch" sichern möchte, kann sie über den BVD vorab beziehen.