Landrat Kalb: Stegauracher Asyl-Modell kann Vorbild werden

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Die Arbeitsmappe "Asyl" ist für Landrat Johann Kalb zur täglichen Pflichtlektüre geworden. Foto: Sebastian Martin
Die Arbeitsmappe "Asyl" ist für Landrat Johann Kalb zur täglichen Pflichtlektüre geworden. Foto: Sebastian Martin

Landrat Johann Kalb zieht eine überwiegend positive Bilanz, was die Unterbringung von Flüchtlingen im Landkreis Bamberg anbelangt. Doch die Herausforderungen werden ständig größer.

Die gelbe Mappe trägt die knappe Aufschrift "Asyl". Nahezu jeden Morgen liegt sie bei Landrat Johann Kalb (CSU) auf dem Schreibtisch. Er hat das Thema zur Chefsache gemacht, schließlich ist es wohl die bisher größte Herausforderung für den Landkreischef in seiner bisherigen Amtszeit. Kürzlich fand er Erfreuliches in der Mappe: Stegaurach will als erste Kommune eine Asylbewerberunterkunft errichten und selbst betreiben, will das also nicht privaten Anbietern überlassen.

Kalb zufolge ist das eine Sache, die er seit längerem den Gemeinden im Landkreis vorgeschlagen hatte. Denn: "Jede Gemeinde, jeder Bürgermeister weiß doch selbst am besten, wo Platz ist, und ob die Lage passt", sagt der Landrat. "Es ist wichtig und gut, dass die Kommune das selbst in die Hand nimmt."


Aus Fehlern gelernt

Stegaurach also ein Vorbild? "Bisher ist das sehr gut gelaufen, stehen alle Zeichen positiv", stellt Kalb fest und meint damit auch die Kommunikation der Gemeinde mit ihren Bürgern, ihren Vereinen und Verbänden, mit den Kirchen vor Ort und den Kindergärten. Er räumt ein, dass das in Walsdorf bei den Plänen für eine Notfallunterkunft versäumt wurde. "Es ist schlecht, wenn man einfach so drauflos macht", sagt Kalb. Aber aus den Fehlern habe man gelernt. Deshalb werde inzwischen zuerst mit jedem Bürgermeister geredet, und der müsse dann mit seinen Leuten reden. Erst wenn es da grünes Licht gebe, würden Verträge geschlossen.

"Stegaurach kann beispielgebend sein", sagt Kalb. Inzwischen sei man mit zwei weiteren Gemeinden im Gespräch, die über ähnliche Modelle nachdächten. Dabei müsse die Gemeinde ja nicht selbst als Betreiber agieren, aber die Fäden in der Hand behalten, meint der Landrat. Er warnt aber auch davor, nun alles andere schlecht zu reden: "Man darf nicht alles als schlecht darstellen, was Private gemacht haben!"


Die Hälfte fehlt noch

Angesichts der weiterhin großen Herausforderung ist es das Ziel, alle 36 Landkreiskommunen ins Boot zu holen. "22 fehlen mir noch", rechnet Kalb bei derzeit insgesamt 17 Unterkünften für Asylsuchende und fünf für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge in 14 verschiedenen Gemeinden vor. Mit Stegaurach und den beiden anderen, die Bereitschaft signalisiert haben, wäre jedoch immer noch nicht einmal die Hälfte der Kommunen dabei.
Kalb ist jedoch verhalten optimistisch, dass sich die Grundeinstellung vielerorts ändert. Da in den bestehenden 22 Unterkünften alles "relativ problemlos" funktioniere, nehme die Angst der anderen allmählich ab, werde die Hemmschwelle in den Kommunen niedriger. "Mit 36 Gemeinden, von denen je im Schnitt 50 Asylbewerber aufnimmt, kämen wir auf 1800 Plätze", sagt Kalb. Dann wäre noch genug Luft nach oben, wenn die Zahl der Flüchtlinge, wie prognostiziert, weiter wächst.

Am Dienstag dieser Woche waren es 692 Menschen, die im Landkreis Bamberg eine vorübergehende Bleibe gefunden haben. "In der kommenden Woche werden wir die 700 überschreiten", ist sich Jessica Aigner, die seit kurzem die Asylangelegenheiten im Landratsamt koordiniert, ziemlich sicher. Einen Monat zuvor waren es noch rund 100 weniger. Derzeit kommen pro Woche im Durchschnitt 19 Asylbewerber dazu. Auch sei im Rahmen des im Juli von der Regierung aktivierten Notfallplans ein Bus mit 50 Flüchtlingen aus Bayreuth nach Bamberg geschickt worden.


Notunterkunft nicht vom Tisch

Man habe alle in den bestehende dezentralen Unterkünften im Landkreis unterbringen können, so Kalb. Der Landrat sieht darin auch eine Bestätigung für das von ihm propagierte Modell. Allerdings muss er einräumen, dass damit eine - vom Staat geforderte - Notfallunterkunft, in der kurzfristig bis zu 200 Menschen für jeweils ein bis zwei Wochen aufgenommen werden können, noch nicht vom Tisch ist. Nach Walsdorf sei die Suche in den Gemeinden nicht einfacher geworden.

Derzeit untersucht der Landkreis laut Kalb alle seine Grundstücke auf ihre Tauglichkeit als Standort für eine solche Notfallunterkunft. Doch so groß ist die Auswahl dabei nicht, da sind die Krankenhäuser, Realschulen... "Die große Lösung für 200 gibt es noch nicht", stellt Kalb fest. Aber der Landkreis sei in der Verantwortung. Man wolle es zwar unbedingt vermeiden, aber: "Wenn es keine Lösung gibt, dann müssen wir in die Turnhallen." Walsdorf wäre der verkehrte Standort gewesen. Darüber ist sich der Landrat inzwischen klar. Aber er hat die Hoffnung noch nicht aufgegeben, einen anderen, einen passenden zu finden.