Der SPD-Kandidat hatte alle Mitbewerber außer Kalb (CSU) am Wahlabend eingeladen. Gekommen waren Vertreter von Grünen und ÖDP. Die Kandidaten von FDP und FW wollen sich bei der Stichwahl nicht für eine Seite entscheiden.
Eine kleine Gruppe sitzt um den Tisch, jeder starrt gebannt ins Smartphone - und weil die Homepage des Landratsamts oft überlastet ist, auch immer wieder auf die Displays der anderen. Der SPD-Landratskandidat Andreas Schwarz hat am Wahlabend alle Landratskandidaten in sein Parteibüro in Bamberg geladen - alle außer Johann Kalb (CSU). "Was uns verbindet, ist der Wunsch nach einem Politikwechsel", begründet Schwarz die Einladungen. "Ich würde mich freuen, wenn mich die anderen Parteien dabei unterstützen." Gekommen waren Bernd Fricke (Grüne) und Tobias Sieling (ÖDP).
Grünen-Kandidat Fricke habe bereits vor der Wahl viele Gespräche mit seinen Parteikollegen geführt und kann deshalb verkünden: "Wir werden Andreas Schwarz in der Stichwahl unterstützen. Der ganze Kreisverband steht dahinter." Für sich selbst habe sich der 61-jährige Psychotherapeut ein besseres Ergebnis als die erreichten 10,93 Prozent gewünscht. Fricke schätzt aber, dass die Wähler dem SPD-Bundestagsabgeordneten mehr Chancen einräumten. Von daher sei er trotzdem mit dem Ausgang des ersten Wahlgangs zufrieden. Denn: "Das Ziel war, Herrn Kalb in die Stichwahl zu kriegen." Dass Kalb im Vergleich zur Wahl 2014 über sieben Prozentpunkte einbüßen musste, sei "ein deutliches Zeichen, dass der Landrat bei wichtigen Themen wie Mobilität, Klimapolitik und Strukturwandel in der Autoregion zu wenig gemacht" habe.
Sieling noch unentschlossen
Auch der 48 Jahre alte ÖDP-Kandidat Sieling sieht besonders beim Klimaschutz noch viel Nachholbedarf. Ob er Schwarz unterstützt, müsse er in den kommenden Tagen noch parteiintern klären. Mit seinem Ergebnis von 3,63 Prozent der Stimmen sei er recht zufrieden: "Wir sind eine kleine, aber schlagkräftige Truppe und ich freue mich, dass ich zumindest in die Nähe meines Vorgängers Richard Kaiser gekommen bin" - Kaiser erreichte vor sechs Jahren 4,64 Prozent.
Marco Strube (FDP) will sich in der Stichwahl auf keine Seite stellen, wie er auf Nachfrage klarstellt.
Er verbrachte den Wahlabend wegen der Corona-Krise zu Hause in Hirschaid. Der 19-Jährige erreichte 2,12 Prozent. "Dafür, dass wir das Wagnis eingegangen sind", einen jungen Kandidaten aufzustellen, ist das Ergebnis in Ordnung", findet er. Er und die Landkreis-FDP könnten aber bereits erste Lehren ziehen: "Wir wollen im nächsten Wahlkampf mehr Termine vor Ort machen", sagt Strube. Nun wolle er Kreistags- und Stichwahl gespannt und genau verfolgen, "und dann schauen, mit welchen Parteien wir die meisten Überschneidungen haben".
Eine Wahlempfehlung für die zweite Runde wollte Bruno Kellner (FW) am Sonntag nicht abgeben. Man wolle nun zuerst die Auszählung der Kreistagswahl abwarten, und dann in der Fraktion darüber sprechen, wie sich die Freien Wähler künftig im Kreistag positionieren wollen. Er hoffe, dass auch hier die Freien Wähler vor den Grünen und auch klar vor den "von links und rechts hereindrängenden Kräften bleiben".