Landkreis Bamberg
Mehlwürmer und Co. im Brot?

"Macht keinen Sinn": Regionale Bäcker wehren sich gegen Insektenmehl-Gerüchte

Viele fränkische Bäcker wehren sich derzeit gegen Gerüchte, in ihrem Brot werde heimlich Insektenmehl verbacken. Doch dies ergebe gar keinen Sinn, wie zwei Traditionsbetriebe gegenüber inFranken.de erklären.
Landkreis Bamberg: Insektenmehl in Bäckereien? Betriebe wehren sich gegen Gerüchte
In den Filialen der Bäckerei Schlereth gibt es "keine Diskussion", in Zukunft Insektenmehl zu verwenden. Foto: Schlereth's Bäckerei
  • Landkreis Bamberg: Plötzlich Insektenmehl in fränkischen Backwaren?
  • "Bleiben Rezepten treu": Bäckerei Schlereth wehrt sich gegen Gerüchte 
  • "EU hat uns erlaubt": Bamberger Innungsvorstand klärt über Rechtslage auf
  • Auch ohne "Ekelfaktor": Verwendung von Mehlwürmern und Co. ergebe keinen Sinn 

Die Traditionsbäckerei Schlereth mit Filialen, unter anderem in Knetzgau (Kreis Haßberge) und Viereth-Trunstadt (Landkreis Bamberg) gibt es schon seit 1889, auf die lange Geschichte der Bäckerei ist man hier besonders stolz. Doch seit kurzem sieht man sich mit Gerüchten konfrontiert, die der Betrieb nicht auf sich sitzen lassen will. Besorgte Kundschaft frage an, ob man neuerdings Insektenmehl in den Backwaren verwende, wie Vertriebsleiter Jürgen Heindel gegenüber inFranken.de erzählt. Alfred Seel, Bäckermeister und Vorstand der Bäcker-Innung Bamberg/Forchheim kennt diese Befürchtungen - und klärt auf. 

Plötzliche Gerüchte: Darum lehnt die Bäckerei Schlereth Insektenmehl ab

In einem öffentlichen Statement stellt die Bäckerei Schlereth deshalb klar: "Wir werden keine Insekten verarbeiten. Wir bleiben unseren oft über Generationen hergebrachten Rezepturen treu." Es gebe "überhaupt keine Diskussion, dass wir das überhaupt in den Einsatz bringen", erläutert Heindel. "Ein Brötchen mit diesem Mehl wäre 20-mal teurer", betont er. Auch in Zukunft habe man in dem Betrieb nicht vor, auf Mehl aus Insekten zuzugreifen. Den Ursprung habe das Gerücht vermutlich in der Berichterstattung über eine neue EU-Zulassung, so der Vertriebsleiter.

Seit Januar 2023 sind in der EU die Hausgrille als teilweise entfettetes Pulver sowie der Getreideschimmelkäfer gefroren, als Paste, getrocknet und in Pulverform als Lebensmittel zugelassen - allerdings nur die Produkte zweier bestimmter Firmen. "Insekten werden in vielen Teilen der Welt regelmäßig gegessen, sie sind eine alternative Proteinquelle", so die Begründung der EU-Kommission zur Zulassung. Die Tiere hätten "eine hohe Futterverwertungseffizienz, es fallen weniger Treibhausgasemissionen an, es wird weniger Wasser und Ackerland verbraucht und insektenbasierte Biokonversion ist eine marktfähige Lösung zur Reduzierung von Lebensmittelabfällen", heißt es weiter. 

Bereits 2021 wurden allerdings Mehlkäfer und Wanderheuschrecke in bestimmten Formen zugelassen, 2022 folgte die Hausgrille (gefroren/getrocknet/pulverförmig). "Dass jetzt die Diskussionen aufgekommen sind, liegt an der Berichterstattung über Insektenmehl in Backwaren", sagt Heindel. "Dabei ging es allerdings um große Konzerne, die das in Keksen oder Ähnlichem verwenden könnten. Aber der Begriff 'Backwaren' zielt natürlich gewissermaßen auch auf Bäcker ab und das haben wohl auch viele Menschen dann so verstanden." 

"Macht keinen Sinn": Bamberger Bäckermeister beruhigt Kundschaft 

Bei der Bäckerei Schlereth sehe man allerdings "absolut keinen Handlungsbedarf", so der Vertriebsleiter. "Wir brauchen nichts, dass mehr Eiweiß liefert", stellt er klar. Die Gerüchte um Insektenmehl in Brot und Brötchen kennt auch Alfred Seel, Chef der gleichnamigen Bamberger Traditionsbäckerei. Er vertritt als Innungsvorstand die Bäckereien im Raum Bamberg und Forchheim. "Die EU hat uns - warum auch immer - erlaubt, dass wir mittlerweile verschiedene Insekten verwenden dürften."

"Ich kenne allerdings keinen einzigen fränkischen Bäcker, der irgendeines dieser Mehle wirklich verwendet oder das möchte", stellt Seel klar. Das habe mehrere Gründe. Da sei zum einen der "Ekelfaktor", erklärt der Bäckermeister. "Wenn ich mir vorstelle, wie diese Tiere herumkrabbeln, will ich das auch nicht in meinem Brot haben - und so geht es vielen Kunden." Der Innungsvorstand zählt weitere Faktoren auf, die gegen eine Verwendung von Insektenmehl sprechen.

"Es kostet Geld, es hat keinen back-technischen Nutzen und Eiweißbrot können wir auch einfach mit Gluten produzieren, mit dem uns die Mühlen beliefern." Kurz gesagt macht Insektenmehl als Zugabe einfach keinen Sinn, außer man ist vielleicht ein Exoten-Bäcker und möchte gerne Heuschrecken-Kaiserbrötchen oder Ähnliches anbieten", sagt er. Auch um eine heimliche Untermischung müsse sich die Kundschaft keine Sorgen machen. "Wenn Insektenmehl verwendet wird, muss das laut den gesetzlichen Vorgaben auch ganz klar deklariert werden", so der Bamberger Bäckermeister abschließend. 

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