Kunst statt Industriebrache

Unbemerkt, fast still und leise und abseits der großen kulturpolitischen Debatten in Bamberg baut sich die Oba (Offene Behindertenarbeit) der Lebenshilfe ihren eigenen Kulturort auf. "Kufa" soll der heißen, was für Kulturfabrik beziehungsweise Kultur für alle steht, und ein Ort sein wird für inklusive Kunst.
Schon seit 2016 befindet sich die ehemalige Halle von Farben Gnatz in der Ohmstraße in Händen der Oba. "Wir hatten damals auch unsere Auftaktveranstaltung im Rohzustand", erinnert sich Michael Hemm, Leiter der Oba. "Viele dachten dann, das bleibt so. Aber es ist noch ganz viel zu tun."
Gemeinsam mit Harald Rink, Projektleiter der Kulturwerkstatt, führt er über die Baustelle. Den beiden ist der Stolz auf das ambitionierte Projekt anzumerken. Mit der "Kufa" will sich die Oba endgültig als Akteur der freien Bamberger Kulturszene etablieren. Hier sollen Bands und Theatergruppen proben, Workshops stattfinden und Konzerte. "Wir wollen uns hier nicht abschotten", so Hemm. "Im Gegenteil: Hier entsteht bestimmt ganz viel Neues."
Noch ist der Eingangsbereich unverputzt und offen. Spätestens im Herbst 2019 soll das hier ein Foyer sein, mit einer Bar rechter Hand, wo zu Veranstaltungen Getränke gereicht werden. Dahinter eröffnet sich der Veranstaltungsraum. Gut und gerne 200 Quadratmeter stehen der Oba beziehungsweise den Gruppen, die sich hier einmieten werden, zur Verfügung. Die Bühne wird, ähnlich der in der Alten Seilerei, ebenerdig sein.
Es ist Hemm und Rink wichtig, zu betonen, dass ihre "Kufa" nicht als Konkurrenzort zu anderen wie der Seilerei oder der Lagardekaserne gedacht ist. Die Offene Behindertenarbeit selbst will beide Orte, zum Beispiel mit der Theatergruppe, weiterhin bespielen. Gleichzeitig erhält sie aber Räumlichkeiten, wo die Gruppen nahe den Werkstätten proben können. Harald Rink: "Es ist ein Ort für Talentförderung und kulturelle Bildung. Wir werden hier bestimmt auch mit Schulen und Kindergärten zusammenarbeiten."
Durch die Verortung der "Kufa" in einem Randgebiet ohne viele Anwohner wird sie sich aber auch für Rockkonzerte eignen. Hemm beobachtet, dass durch die Offenheit der Oba für nichtbehinderte Bamberger etwas sehr Eigenes entsteht: "Das ist eine ganz neuartige Kultur, die es nur durch das Miteinander geben kann."
"Mediengruppe Obafranken"
Hinter der Konzerthalle finden sich weitere kleine Räume, die allesamt schon verplant sind: Das werden Ateliers und Besprechungsräume. Rund 25 Künstler aus der Oba arbeiten hier dann mit professionellen Malern zusammen. Und auch die Schreibkunst wird nicht vernachlässigt, in der ganz neuen "Mediengruppe Obafranken".
Das ganze Gebäude ist groß genug, damit die Oba sich hier zentralisieren kann, inklusive Büros und Lagerflächen. "Ein offenes Kulturzentrum dieser Art ist bundesweit einzigartig", so Michael Hemm.
Der Ort gibt ihm und seinen Mitarbeitern schlicht die Möglichkeit, noch mehr umzusetzen - und auch anderen Akteuren Spielräume zu eröffnen. Das Programm wird sich aus der Kombination eigener Produktionen und dem Angebot der freien Szene ergeben. "Wir müssen schauen, wie der Bedarf ist, wenn es soweit ist. Für uns ist das alles auch ganz neu." Etwa 160 000 Euro pro Jahr wird der Betrieb der "Kufa" am Ende kosten. Ein Betrag, den die Lebenshilfe nicht alleine stemmen kann. Derzeit läuft die Suche nach Sponsoren und Fördermitgliedern, die 99 Stühle für die "Kufa" sollen über Spenden finanziert werden. Gleichzeitig stehe die inklusive Kulturarbeit oft vor dem Problem, dass sich niemand für ihre Förderung zuständig fühlt.
Hemm betont, dass es sich nicht um ein soziales, sondern um ein kulturelles Projekt handelt. Wenn es um Fördergelder geht, konkurriert die Oba mit allen anderen kulturellen Gruppen. "Wir wollen das aus der therapeutischen Ecke herausholen." Es geht der Oba nicht nur um Therapie, sondern viel mehr um Spaß.