Das Wochenende stand in Bamberg ganz im Zeichen der Krippen.
Krippendarstellungen können weit mehr als nur Josef, Maria und das Christkind nebst Ochs, Esel und Heiligen Drei Könige zeigen. Dies stellt einmal mehr die Krippe in der Karmeliten-Kirche unter Beweis. Wer genau hinschaut findet dort unter anderem einen flüchtigen Dieb, einen Saxophonspieler, einen Karmeliten-Pater und einen Jungen, der mit einem Basketball auf einen Korb wirft. Und selbst die Rettl Motschenbacher liest heuer erstmals als Krippen-Figur einer Reihe von exotisch gekleideten Zuhörern ihre Geschichten vor.
Weitergabe des Evangeliums
Krippen sind aber mehr als nur das Sammeln, Aufstellen und Präsentieren von außergewöhnlichen Figuren: sie sind ebenso Liturgie und Glaubensverkündung. Dies betonte Bürgermeister Christian Lange im Rahmen der Eröffnung des Krippenwegs in der Karmeliten-Kirche. "Sie lehren uns beim Betrachten, Inne zu halten und uns dabei etwas Zeit zu nehmen. Denn Zeit überhaupt ist das wertvollste Geschenk, welches wir bekommen haben", betonte Lange.
Auch Pater Gerhard Förtsch sieht in den Krippen die Chance die Botschaft von der Menschwerdung Jesus an den Betrachter weiterzugeben: "Ziel der Krippen ist es, diese nicht immer nur schöner und kurioser zu bauen, sondern sie sollen bildlich weitergeben, was uns die Evangelisten vorgegeben haben."
Die Krippe in der Karmeliten-Kirche, so schilderte Arno Liebhaber vom Krippenteam, ist auf einer Fläche von 14 Quadratmeter aufgebaut. 250 Figuren und Gebäude finden dort ihren Platz. "Die Figuren, die wir in den letzten Jahren liebevoll restauriert haben, sind auf einen Drahtgestell befestigt. Dadurch sind sie beweglich und lassen die Szenen lebendiger erscheinen", sagte Liebhaber. Der Pflanzenwuchs stammt teilweise aus dem heimischen Garten oder aber wurde wie der Sauerampfer Sonntagfrüh um 5 Uhr morgens auf dem Mittelstreifen des Berliner Rings gepflückt.
Angesteckt vom Krippenvirus
Allesamt selbst hergestellt sind auch die oberpfälzischen Krippen aus der Sammlung der Familie Prüll, die derzeit im Historischen Museum im Rahmen einer Sonderausstellung zu besichtigen sind. Angefangen mit dem Krippenbauen hat Siegfried Prüll im Jahre 1986, nachdem er zuvor Modellflugzeuge, Panzer und Autos gebastelt hatte: "Schnell hat sich auch meine Familie vom Krippenvirus infizieren lassen. Mein Sohn Matthias baut seit seinem neunten Lebensjahr mit und meine Frau Annemarie zeigt immer wieder ihr Können mit Nadel und Faden beim Nähen der Kostüme." Seitdem hat die Familie hunderte von Krippen und Figuren gebastelt.
Ihr Fokus richtet sich dabei ganz auf ihre Heimat. Oberpfälzer Schauplätze wie das Kloster Gnadenberg, alte Bauernhöfe oder Regensburger Stadtansichten dienten ihnen als Vorbild und wurden detailgetreu in Miniatur nachgebaut. Aber auch für den Elektroinstallationsmeister Siegfried Prüll aus Burglengenfeld (Landkreis Regensburg) sind Krippen mehr als nur ein Bastelhobby: für ihn spiegeln Krippen den christlichen Glauben wider.
Die Faszination die von Krippen ausgeht, zeigte auch Museumdirektorin Regina Hanemann. Beim Anblick der 24 Exponate geriet sie doch glatt ins Schwärmen und verriet einige ihre Kindheitserinnerungen. So erinnert sie sich an unzählige Dosen von Plätzchen, die ihre Mutter gebacken hatte und die vor Weihnachten nur heimlich "gestohlen" werden durften. Sie entsann sich zurück an einen an der Decke hängenden Adventskranz, der mit Süßigkeiten geschmückt war und an wiederaufgefüllte Adventskalender. "Jungen Menschen kommt diese Zeit oftmals vor wie eine Reise zum Mars, da sie diese so nicht mehr kennen", unterstich die Musuemsdirektorin. Umso wichtiger sei es, alte Bräuche wie das Krippenbauen und -bestaunen weiter aufrecht zu erhalten.
In
Bamberg sind in den nächsten Wochen an 37 Orten und Plätzen Krippen zu besichtigen. Insgesamt können dort mehrere hundert verschiedene Krippen ausgestellt: große und kleine, historische und moderne, fränkische oder aus aller Welt.