Kreistag: SPD brüskiert Jonas Merzbacher

2 Min
Eine historische Aufnahme: In dieser Zusammensetzung trat der Kreistag vor sechs Jahren an, links die SPD-Fraktion. Archivbild: Rudolf Mader
Eine historische Aufnahme: In dieser Zusammensetzung trat der Kreistag vor sechs Jahren an, links die SPD-Fraktion. Archivbild: Rudolf Mader
Andreas Schwarz
Andreas Schwarz
 
Carsten Joneitis
Carsten Joneitis
 
Jonas Merzbacher
Jonas Merzbacher
 

Die SPD-Kreistagsfraktion hat Carsten Joneitis zu ihrem Vorsitzenden gemacht und nicht, wie zu erwarten stand, den bisherigen Fraktionssprecher Jonas Merzbacher.

Der Landkreis Bamberg hat einen neu gewählten CSU-Landrat und er hat 60 neue Kreisräte. Die jeweiligen Gruppierungen positionieren sich neu. Für einen Paukenschlag sorgt die SPD: Seit einem Jahr hatte der Gundelsheimer Bürgermeister Jonas Merzbacher die neu geschaffene Position des Fraktionssprechers ausgeübt. Zu erwarten stand, dass der langjährige SPD-Unterbezirksvorsitzende, der unter anderem auch dem Kreisausschuss angehörte, nun den Fraktionsvorsitz übernehmen würde. Auf den hatte Kreisvorsitzender Andreas Schwarz verzichtet, weil das Bundestagsmandat ihn in Berlin bindet. Den Kreisvorsitz behält er bei. Umso mehr überrascht nun das Votum der neu formierten SPD-Kreistagsfraktion: Aus seiner Mitte entschied sich das Gremium deutlich (6:3) für Oberhaids Bürgermeister Carsten Joneitis, der vor einem Jahr in den Kreistag nachrückte.


Merzbacher interpretiert das Ergebnis der Fraktionsvorsitzenden-Wahl als Ausdruck der "Unzufriedenheit mit meiner Arbeit als Fraktionssprecher und der Wahlkampfarbeit." Gleichwohl signalisiert er trotz des für ihn überraschenden Ergebnisses: "Ich stelle mich dorthin, wo mich die Partei sieht." Persönlich wolle er das Ergebnis in Ruhe aufarbeiten.

Wie aus gut unterrichteten Kreisen zu erfahren war, soll Merzbacher künftig nur noch im Jugendhilfeausschuss sitzen. Seit acht Jahren fungiert der Gundelsheimer als Vorsitzender des SPD-Unterbezirkes Bamberg-Forchheim, dem es jüngst gelungen war, ein Bundestagsmandat zu holen. So dass Kreisvorsitzender Andreas Schwarz, Strullendorfs bisheriger Bürgermeister, seit Herbst im Bundestag sitzt. Somit dürfte die Entscheidung durchaus eine Brüskierung des Mannes sein, der mit 26 869 Stimmen wieder in den Kreistag gewählt wurde, vor dem SPD-Landratskandidaten Heinz Jung, der auf 22 624 Stimmen kam. Carsten Joneitis sammelte 24 512 Stimmen. Der Oberhaider fuhr bei der Bürgermeisterwahl mit über 95 Prozent für die SPD ein Traumergebnis ein.

Vollkommen überrascht zeigt sich indes auch der SPD-Kreisvorsitzender Andreas Schwarz. Er war bei besagter Fraktionssitzung nicht anwesend, wegen der Sitzungswoche in Berlin (Anwesenheitspflicht). Für ihn stand der Fraktionsvorsitz für Merzbacher außer Frage, weil dieser sein Interesse bekundet hatte. "Jonas Merzbacher war angemeldet." Ansonsten habe es keine weitere "angemeldete Kandidatur" gegeben. Joneitis habe ein tolles Wahlergebnis mitgebracht und sei ein erfahrener junger Bürgermeister, der selbstverständlich seine Unterstützung erhalte, sagt Schwarz. Allerdings möchte er sich in der nächsten Fraktionssitzung die Überlegungen, die hinter diesem Ablauf standen, erklären lassen. "Das war ohne Ankündigung", deutet Schwarz einen gewissen Unmut an. Außer Frage stehe für ihn hingegen, dass Merzbacher in Sachen Wahlkampf keine Vorwürfe zu machen seien. "Er war nur für die Partei da." Außerdem habe es wöchentliche Wahlkampfbesprechungen gegeben, bei denen keine Kritik an der Wahlkampfführung angeklungen sei. "Jonas hat nichts falsch gemach", unterstreicht Schwarz. Am Termin dieser entscheidenden Sitzung sei nichts auszusetzen, "man wollte schnell handlungsfähig sein und weitermachen."

Von einem Neuanfang nach einer Analyse des "nicht zufriedenstellenden Wahlergebnisses" spricht Carsten Joneitis. Statt ein oder zwei Kreistagssitze dazu zu gewinnen, hat die SPD einen eingebüßt. Die Aussprache im Rahmen der Fraktionssitzung habe den Wunsch nach einem Neuanfang gezeigt, so der Oberhaider. Da die Fraktionsspitze mit Andreas Schwarz und Markus Zirkel nicht mehr so zur Verfügung stand, weil Schwarz sich auf Berlin und Zirkel sich beruflich neu orientiert. Spontan, wie Joneitis betont, sei er vorgeschlagen worden und ebenso spontan habe er kandidiert.

Vom eindeutigen Ergebnis zu seinen Gunsten sei er überrascht gewesen. Einen Neuanfang sieht er in einer Neuaufstellung, einer Neukonstellation der Spitze "mit neuen Köpfen", wobei er sich insbesondere über eine Frau - die Schlüsselfelderin Patricia Hanika - als Stellvertreterin freue. Als Fraktionsvorsitzender möchte er möglichst an die Sachlichkeit und Ausgeglichenheit von Andreas Schwarz anknüpfen. In der Fraktionsspitze, so stellt er klar, "geht es nicht ohne Jonas Merzbacher." Über Ausschussbesetzungen und die Position des Fraktionssprechers gelte es noch zu reden. Carsten Joneitis spielt abschließend auf die Ablösung von Franz-Josef Schick als Fraktionsvorsitzender an, eine Neuwahl an der Fraktionsspitze sei nichts, was sich in einer Legislaturperiode ausschließen lasse.