Das bestätigt auch ein Gemeindemitglied: "Ich wusste gar nicht so richtig, was ich da unterschreibe", bekennt die Frau. Sie sei nach dem Rosenkranzgebet in der St.-Martins-Kirche auf die Liste hingewiesen worden. Mit der vagen Frage: "Wollen Sie nicht auch, dass das Alte in der Kirche erhalten bleibt?" Metzner möchte Wogen glätten, den Dialog führen. Vermitteln, dass "Kirche heute und nicht gestern gelebt werden muss". Denn "wenn wir heute so bauen würden wie früher, würden wir noch in Lehmhütten hausen. Ich finde den neuen Kreuzweg toll!", betont Metzner.
Der betroffene Pfarrer Matthias Bambynek weiß von der Unterschriftensammlung, kennt aber nicht den genauen Text. Bis zum 12. April ist die Liste auch nicht bei ihm eingegangen. Er sagt: "Ich ignoriere andere Meinungen nicht. Natürlich gibt es andere Positionen, die sich wünschen, dass alles so bleibt wie es ist." Er habe versucht, mit dem Unterschriftensammler ins Gespräch zu kommen. Doch der wollte nicht - was Bahmer auch bestätigt. "Ich bin einfach kein guter Redner, als kleiner Gläubiger kann ich da nichts ausrichten", kommentiert er die Ablehnung des Gesprächsangebots.
Pfarrer Bambynek weist daraufhin, dass in der Oberen Pfarre überhaupt kaum eine Kreuzwegfrömmigkeit gepflegt werde. Mit dem neuen Kreuzweg wolle er signalisieren, dass "bei uns dem Leiden und den Leidenden ein Platz eingeräumt wird", erklärt er. Schon die Generalsanierung der Pfarrkirche sei von dem Gedanken getragen worden, dass diese ein "Ort der Versammlung der Gemeinde ist - und kein Museum". So habe der Wunsch bestanden, diesem Versammlungsort auch einen zeitgemäßen Ausdruck zu geben. Das sei mit der Umgestaltung des Chorraumes oder mit der neuen schlichten Beichtkammer auch gelungen - allesamt Werke des Bildhauers Albert Ultsch, dessen Frau sich als Schatzmeisterin im Förderverein "Unsere Liebe Frau" engagiert.
Gemeinsam mit Ultsch hat Bambynek die neuen Kreuzwegstationen entwickelt. Ihnen liegen Meditationstexte zugrunde, die der Pfarrer verfasst und vor zwei Jahren auch in einer Andacht samt Orgelbegleitung vorgetragen hat. Nach einstimmigem Votum der Kirchenverwaltung, der Zustimmung des Landesamts für Denkmalpflege sowie der Kunstkommission des Erzbischöflichen Ordinariates wurden die Kreuzwegpläne in die Tat umgesetzt. "Es ist ein Projekt von zwei Personen, die die gleichen Gedanken hatten", fasst Albert Ultsch zusammen.
Schon lange habe ihn der Kreuzweg des leidenden Christus bewegt. So sei es eine besondere künstlerische Herausforderung gewesen, dieses Berührtsein umzusetzen. Er bedauere es zutiefst, so Ultsch, dass die Beschwerdeführer nie das Gespräch mit ihm und dem Pfarrer gesucht hätten: "Das Projekt wurde ja auch öffentlich vorgestellt", ergänzt er. Die Präsentation des Projekts stieß auf große Resonanz und erhielt viel positives Feedback.
Beschwerdeführer Bahmer kritisiert jedoch, dass die Gemeinde erst informiert wurde, "als schon alles entschieden war". Grundsätzlich missfalle ihm die stetige Modernisierung in der Kirche - dass zwei alte Beichtstühle durch einen neuen, modernen ersetzt und ein Kruzifix von einem modernen Kreuz abgelöst wurden. Und jetzt sollen auch noch die alten Kreuzwegtafeln entfernt werden.
Ersetzt werden sie durch neue mehrschichtige Glasplatten, deren Oberfläche eine Textur und abstrakte, farbige Gemälde aufweist. Die Platten sind in den Boden eingelegt. Sie sind verbunden mit den römischen Ziffern für die Kreuzwegstationen und Schlagworten wie "abgeurteilt", "schmerzerfüllt", "entblößt" oder "vollbracht" an den jeweiligen Stationen. Sie führen durch die ganze Kirche. Im rechten Seitengang Richtung Hauptportal ist die letzte Station "Es wird vollendet werden", die allein schon gestalterisch aus dem Rahmen fällt. Sie verweist auf den christlichen Auferstehungsglauben, steht am Ende und eigentlich doch am Anfang eines menschlichen Pilgerweges.
"Die Betrachtung des Kreuzwegs Jesu bietet die Möglichkeit, das je eigene Leben auch mit seinen Leiderfahrungen, aber auch mit Zuversicht in den Blick zu nehmen", erläutert Pfarrer Bambynek. "Leidende sind mitten unter uns, selbst in den Wohlfühlgottesdiensten zu Weihnachten und zur Hochzeit", weiß der Seelsorger. Und wer leide, schaue nicht nach oben zum Himmel, sondern bedrückt zu Boden, erklärt Bambynek die nicht an den Wänden hängenden Kreuzwegstationen. Die abstrakt gemalten Bilder würden jenen Deutungsspielräume geben, die Leid durchmachen, individuell durch die Obere Pfarre pilgern und den Kreuzweg als ihren Kreuzweg beschreiten. "Womöglich lässt sich für sie neu entdecken, dass der christliche Glaube hilfreich sein kann, um das Dasein auch mit seinen bitteren und schmerzenden Seiten zu tragen, zu ertragen und zu bewältigen", hofft Pfarrer Bambynek. Und fügt hinzu: "Es ist niemand gezwungen, auf die Stationen am Boden zu treten", zumal diese dicht an den Wänden eingelassen seien.
Für den neuen Kreuzweg sind Kosten in Höhe von 65 000 Euro veranschlagt. Ein Großteil der Summe wird vom Bauamt der Erzdiözese Bamberg getragen sowie durch die Kirchenstiftung der Oberen Pfarre, die für das Kreuzwegprojekt großzügige Spenden erhalten hat. mit Markus Klein
65000 Euro für ein paar Glasplatten - Frau des Bildhauers ist Schatzmeisterin. Verstehe, Geld, Seilschaften und Klüngel sind die neuen Götter.
Kein Wunder dass immer mehr Menschen sich von der Kirche abwenden wenn Geld für so einen Firlefanz da ist. Pfarrer und Bischöfe sollten sich lieber um den stark vernachlässigten Missionsauftrag in der Gemeinde, um Inhalte und Werte kümmern.