Kommt es in Bamberg zur Klinik-Fusion?

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Wollen Bambergs Krankenhauslandschaft umkrempeln: OB Andreas Starke (SPD) und Landrat Günther Denzler (CSU). Foto: Michael Gründel
Wollen Bambergs Krankenhauslandschaft umkrempeln: OB Andreas Starke (SPD) und Landrat Günther Denzler (CSU). Foto: Michael Gründel
 

Es könnte der zweitgrößte Arbeitgeber der Region werden: eine gemeinsame Krankenhausgesellschaft für Stadt und Landkreis mit 4400 Beschäftigten. OB Andreas Starke und Landrat Günther Denzler wollen diesen Schritt gehen und sogar Forchheim mit ins Boot holen.

Es soll Zeiten gegeben haben, als in Bamberg nicht einmal Hinweisschilder zum Landratsamt aufgestellt werden durften. Lange ist das her. Die atmosphärischen Verstimmungen zwischen Stadt und Land sind heute einem meist vertrauten Miteinander in den Gremien gewichen.Von den Gymnasien bis zur Sparkasse sitzen Vertreter von Stadt und Land an einem Tisch.

Das ist auch an diesem Tag so, als es im Rathaus Maxplatz um ein Kapitel der Zusammenarbeit geht, von dem öffentlich noch kaum die Rede war. Entspannt und mit großer Vertrautheit entwerfen Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD) und Landrat Günther Denzler (CSU) das Bild einer neuen Bamberger Krankenhauslandschaft.

In ihr würden sich Steigerwaldklinik und Bamberger Klinikum keine unsinnige Konkurrenz um Herzkathederpatienten leisten. Es gäbe keine Überzahl teurer Computertomographen und einen Wettbewerb um gesuchte Pflegekräfte und hochdotierte Spezialisten - gewissermaßen über den Gartenzaun hinweg.. "Wir wollen die Krankenhauslandschaft neu ordnen, die Kooperation verbessern und Wege zu einer Fusion finden", sagt Oberbürgermeister Starke. Denzler spricht von einer sinnvollen Weiterentwicklung der beiden Krankenhausträger mit einer klaren Kompetenzverteilung. Sie soll dazu beitragen, dass die regionale Gesundheitsversorgung in kommunaler Hand bleibt und nicht von einem auswärtigen Konzern übernommen wird.



Schon einmal, vor vier Jahren, verfolgten die Spitzen der Region das große Ziel, den Tanker Sozialstiftung Bamberg und die deutlich kleinere Gemeinnützige Krankenhausgesellschaft des Landkreises auf gemeinsame Füße zu stellen. Der Versuch scheiterte unter anderem an stiftungsrechtlichen Schwierigkeiten.

Anfang 2013 sieht es so aus, als ob die neue Initiative von Erfolg gekrönt sein könnte. Als die beiden obersten Repräsentanten der Bamberger Politik ihr Zwei-Stufen-Modell für eine Zusammenarbeit vorstellen, als sie von Einsparmöglichkeiten in den Bereichen Einkauf, Hygiene, Labor, ambulante und stationäre Rehabilitation sprechen, tagen im Klinikum am Bruderwald gerade Krankenhauschefs aus ganz Bayern. Die Zusammenkunft steht ganz im Schatten schlechter Zahlen. Rund die Hälfte aller bayerischen Krankenhäusern steckt in einer tiefen Krise. Die Minuszeichen häufen sich dramatisch.

In der Region Bamberg ist das nicht so. Das Klinikum mit seinen 3500 Mitarbeitern wird das Geschäftsjahr 2012 wohl mit einem Gewinn von vier Millionen Euro abschließen. Auch die Krankenhausgesellschaft des Landkreises mit ihren 1100 Beschäftigten schreibt schwarze Zahlen in siebenstelliger Höhe.

Dennoch scheint an einer Zusammenarbeit in Zukunft kein Weg vorbei zu führen: "Einzelkämpfer werden es schwer haben zu überleben", sagt Xaver Frauenknecht, der Geschäftsführer der Sozialstiftung. Er hat gute Argumente: Glaubt man den Prognosen der Bayerischen Krankenhausgesellschaft, sind 400 von 2050 deutschen Krankenhäusern von der Schließung bedroht. Auch den noch profitablen Häusern bleibe da nichts anderes übrig, als nach vorne zu gehen. Frauenknecht nennt drei Vorteile einer Zusammenarbeit von Bamberg, Scheßlitz und Burgebrach: Mehr Differenzierung im Angebot, eine Qualitätssteigerung für die Patienten und natürlich Einspareffekte. Letztere sieht er etwa in der Küche, im kaufmännischen Sektor und im Medizincontrolling. Frauenknecht: "Schon in der ersten Phase könnten wir über eine Million Euro sparen."

Sein Kollege Manfred Fischer, Geschäftsführer der Krankenhausgesellschaft, geht noch ein Stück weiter. Er würde gerne auch die Krankenhäuser in Forchheim und Ebermannstadt mit in das Gesundheitsboot der Region holen. Durch seine Größe wäre es wirtschaftlicher und leistungfähiger.

Freilich wecken die Begehrlichkeiten der Bamberger auch schmerzhafte Erinnerungen. Im Streit um die medizinischen Versorgungszentren war zwischen der Sozialstiftung und den Akteuren in Forchheim und Ebermannstadt zu Beginn des Jahrzehnts viel Porzellan zerschlagen worden. Fischer sieht die Schwierigkeiten eines solchen Zusammenschlusses deshalb weniger darin, eine gesellschaftsrechtliche Form zu finden als vielmehr, die alten Wunden heilen zu lassen. Ein Zwei-Stufen-Modell soll neues Vertrauen schaffen: Die erste Stufe, eine Kooperation von eigenständigen Gesellschaften unter einem Dach - "das wäre die Verlobung", sagt Fischer. Die zweite, die Fusion, "die endgültige Hochzeit".

Wie es scheint, stehen die Trauzeugen bereits auf der Matte. Andreas Schlund von der CSU-Fraktion im Kreistag hält einen Zusammenschluss nach Jahren der Debatte für "überfällig. Um die Gesundheitsregion Franken nach vorne zu bringen, schlägt er den Januar 2014 als Startschuss vor. Wichtige Voraussetzung: "Es darf keine Verlierer und keine Gewinner geben. Es kann nicht sein, dass Burgebrach und Scheßlitz zu Portalkliniken für Bamberg absinken."

Unter diesen Voraussetzungen will auch die SPD-Fraktion im Kreistag ihr Ja-Wort geben. Hört man Kreisrat Andreas Schwarz, gibt es keine Alternative, als dass sich die Krankenhäuser weiter spezialisieren, wenn sie überleben wollen. Das ist auch für Johann Pfister vom Bürgerblock so. "Ich sehe keine Alternative zur Zusammenarbeit, wenn wir die ärztliche Versorgung in der Region auf hohem Niveau halten wollen."

Auch in den Gremien der Stadt Bamberg baut sich kein Widerstand auf. Werner Hipelius, CSU-Bürgermeister und neu gewählter Stiftungsrat, steht dem Projekt ebenso aufgeschlossen gegenüber wie die gewohnt kritischen Bamberger Grünen: "Es macht keinen Sinn, ein 1000-Betten-Haus neben zwei Kliniken mit 300 Betten in einer Konkurrenzsituation zu betreiben", sagt die grüne Stiftungsrätin Ulrike Heucken. Sie erhofft sich durch eine Kooperation, dass die Krankenhäuser in der Region in Zukunft ihr soziales Gesicht wahren können und nicht zu Unternehmen mit Gewinnmaximierungszielen mutieren.

Das liegt auch im Interesse der Mitarbeiter. "Wir können uns einen solchen Schritt durchaus vorstellen, wenn er nicht auf dem Rücken der Beschäftigten geschieht", sagt Felix Holland vom Personalrat der Sozialstiftung. Stellenstreichungen dürfe es deshalb ebenso wenig geben wie eine Zweiklassen-Gesellschaft unter einem Dach. Zur Zeit ist es so, dass die Mehrheit der Beschäftigten in der Sozialstiftung nach dem Tarifvertrag des öffentlichen Dienstes entlohnt wird. Für die Mitarbeiter der Krankenhausgesellschaft gilt dies nicht. Sie könnten sich im Falle eines Zusammenschlusses Hoffnung auf eine Angleichung auf das Entlohnungsmoldell machen.

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