Im Gegensatz zu der Mehrzahl der anderländlichen Krankenhäuser in Deutschland schreiben die Kliniken des Landkreises Bamberg weiter schwarze Zahlen. Doch das Abrechnungssystem lässt die Gewinne schrumpfen.
Wie ist die Situation der Kliniken im Landkreis Bamberg? Angesichts aktueller Meldungen, dass immer mehr ländliche Krankenhäuser Verluste schreiben und in ihrer Existenz bedroht sind, interessiert das auch den Kreistag. Denn der Landkreis Bamberg ist 100-prozentiger Gesellschafter der "gemeinnützigen Krankenhausgesellschaft des Landkreises Bamberg mbH" (GKG).
Auch im 20. Jahr ihres Bestehens schreibt die GKG schwarze Zahlen, konnte Manfred Fischer verkünden, der schon seit der Gründung Geschäftsführer ist und zum 1. April den Stab an Monika Röther weitergibt. Das Umfeld sei jedoch gerade im laufenden Jahr schwieriger geworden - und werde es auch auf absehbare Zeit bleiben. Fischer und seine Nachfolgerin zeigten sich optimistisch, dass die GKG auch in den kommenden Jahren auf Kurs bleibt.
"Die Krankenhausgesellschaft ist sehr gut aufgestellt", betont Fischer im Gespräch mit dem Fränkischen Tag.
Denn der "kleine Gesundheitskonzern" - wie Fischer das Unternehmen einmal gegenüber dem FT beschrieb - betreibt nicht nur die beiden Kliniken in Scheßlitz und in Burgebrach, sondern verfügt über ein Netz von insgesamt 16 Tochtergesellschaften und Beteiligungen. Wichtigste Tochter und zweites Standbein ist die Seniotel gGmbH, die neun Seniorenzentren im Landkreis Bamberg und eines in Adelsdorf im Landkreis Erlangen-Höchstadt betreibt.
Zwei Standbeine Vor allem dieses zweite Standbein sorgt derzeit für Stabilität. Denn die Krankenhäuser werden im laufenden Jahr voraussichtlich nur noch 41 Prozent zum Gesamtergebnis der GKG beitragen, wie Fischer ausführt. 2013 waren noch 63 Prozent gewesen - allerdings in "einem sehr starken Jahr" nach dem Ausbau und der Eröffnung neuer medizinischer Fachabteilungen an den Kliniken.
Der rückläufige Beitrag zum Gesamtergebnis ist jedoch nicht rückläufigen Patientenzahlen geschuldet, sondern allein dem Abrechnungssystem, dem die Krankenhäuser unterworfen sind. So wurden 2014 wie im Jahr zuvor wieder rund 10.000 Patienten behandelt - verteilt auf die 120 Betten der Juraklinik Scheßlitz und die 118 der Steigerwaldklinik Burgebrach. 9500 wurden nach dem DRG-System (Diagnosis Related Groups; deutsch: diagnosebezogene Fallgruppen) abgerechnet. Und hier liegt der Knackpunkt.
Der Abrechnung nach DRG basiert auf dem sogenannten Landesbasisfallwert. Der stieg zwar in Bayern von 3100 Euro (2013) auf 3188 Euro in diesem Jahr. Gleichzeitig wurde jedoch die Bewertungsrelation für einzelne Fallgruppen um 0,02 Punkte gesenkt. Das kling nicht nach viel, macht sich im Ergebnis aber deutlich bemerkbar.
Multipliziert man die 9500 Patienten mit 0,02 kommt man auf 190 Behandlungsfälle, die bei der Abrechnung quasi unter den Tisch fallen. Das Ganze mal 3188 Euro ergibt 605.720 Euro - gut 600.000 Euro Mindereinnahmen, bei einem gleich bleibenden medizinischen Aufwand. "Wir erbringen die gleiche Leistung und erzielen damit weniger Ertrag", rechnet Fischer vor. 600.000 Euro, das ist auch fast die Summe, die ein jüngst angeschaffter Magnetresonanztomograph (MRT) gekostet hat - eine der zukunftsweisenden Investitionen in die medizintechnische Ausstattung der Landkreiskliniken, wie es Fischer formuliert.
Rund eine Million Euro investiert die GKG laut Fischer jährlich in diesem Bereich. Nur 540.000 Euro davon werden durch staatliche Förderung gedeckt. Den Rest muss die Krankenhausgesellschaft aus ihren - noch vorhandenen - Gewinnen decken. Die Investitionen seien aber unerlässlich um den Betrieb der Krankenhäuser langfristig zu sichern.
Denn mehr als die Hälfte aller ländlichen Kliniken in Deutschland schreibt Verluste und ist damit in der Existenz gefährdet, wie eine in der vergangenen Woche veröffentlichte Studie zeigt.
Zusammenarbeit mit Bamberg Neben den zukunftssichernden Investitionen und den zwei Standbeinen sieht Fischer auch die Kooperation mit anderen Häusern als Voraussetzung für den Bestand der medizinischen Versorgung im Landkreis. So auch mit der Sozialstiftung Bamberg. Im Kreistag betonte das auch Landrat Johann Kalb (CSU): "Natürlich arbeiten wir zusammen", merkte er zu der etwas missverständlichen Überschrift über die vorausgegangenen Sitzung des Kreisausschusses im FT an. Lediglich eine formale Fusion sei derzeit kein Thema. Gespräche würden aber weiterhin geführt.