Keine Corona- Infizierten im Landkreis Bamberg - unaufgeregte Stimmung bei Infoveranstaltung

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Bei sieben Personen aus dem Landkreis wurde ein Corona-Test durchgeführt. Foto: Jean-Christophe Bott/Keystone/dpa
Bei sieben Personen aus dem Landkreis wurde ein Corona-Test durchgeführt. Foto: Jean-Christophe Bott/Keystone/dpa

Die Testergebnisse beruhigen: Keine der sieben Personen aus dem Landkreis, die sich derzeit in Quarantäne befinden, hat sich infiziert. Eine erste Anlaufstelle für Corona-Verdachtsfälle soll bereits heute in Scheßlitz eröffnet werden.

"Ich bin erleichtert", beginnt Landrat Johann Kalb (CSU) die Mitteilung über die gestern bekannt gewordenen Testergebnisse einer sechsköpfigen Familie aus dem Landkreis Bamberg, die sich wegen Verdacht auf Corona-Infektion derzeit in häuslicher Quarantäne befindet. Denn die Laborergebnisse fielen negativ aus, keiner der zwei Erwachsenen und vier Kinder ist infiziert. Ein weiterer Verdachtsfall konnte bereits am Dienstag ausgeräumt werden. Auch hat keiner der sieben Menschen bisher Symptome gezeigt.

Trotzdem dürfen sie ihr Zuhause für insgesamt 14 Tage nicht verlassen. Denn die Inkubationszeit - also die Zeit von der Infektion bis zum Ausbruch von Symptomen - kann zwei bis 14 Tage dauern. "Vor der Entlassung wird noch einmal getestet", erklärt Frank Förtsch, Sprecher des Landratsamts. Außerdem würden die Personen täglich vom Gesundheitsamt gefragt, ob sie sich gut fühlten. Sobald Symptome auftreten, gibt es weitere Tests (siehe Infobox).

Erste Anlaufstelle in Scheßlitz

Wie berichtet, will das Gesundheitsamt zudem drei Anlaufstellen eröffnen. Wie Förtsch gestern mitteilte, soll eine erste Station in Scheßlitz bereits heute bereit sein. Anders als zunächst geplant, wird diese nicht in einem Container untergebracht, sondern in dem bisher leerstehenden Gebäude gegenüber der Juraklinik (beim Netto-Markt) eingerichtet. Die gemeinnützige Krankenhausgesellschaft des Landkreises Bamberg (GKG) hat die Immobilie kürzlich erworben. Langfristig sollen dort eine Pflegedienstschule für die GKG sowie Wohnungen für Pflegende entstehen, "um dem Pflegenotstand zu begegnen", teilt Förtsch auf Nachfrage mit.

Weitere Anlaufstellen sind am Klinikum in Bamberg und bei Bedarf in Burgebrach geplant. "Wichtig ist, dass das in einem separaten Raum stattfindet, um eine Ansteckung von geschwächten Klinikpatienten und dringend benötigtem medizinischen Personal zu verhindern", erklärt Förtsch. Wie das Gesundheitsamt aber betont, bleiben Hausärzte die ersten Ansprechpartner. Wer Kontakt zu einem Infizierten hatte oder in einem Risikogebiet war, soll den Hausarzt oder das Gesundheitsamt kontaktieren. Dort wird dann entschieden, ob ein Hausbesuch des Arztes oder der Weg zu den Anlaufstellen nötig ist.

Infoveranstaltung in Juraklinik

Denn auch, wenn sich die bisherigen Verdachtsfälle nicht bestätigt haben: Fachärzte rechnen mit einer weiteren Verbreitung des Virus, auch in unseren Breiten. So etwa Dr. Karin Schneiderbanger, Fachärztin für Infektiologie, bei der Infoveranstaltung zu Corona, die vorgestern in der Juraklinik Scheßlitz stattfand. Schneiderbanger spricht von einer "sehr dynamischen Entwicklung" der Virusart, also einer sehr raschen Verbreitung.

Einen Grund für Panik sieht sie nicht. Zum einen wird erwartet, dass sich die Lage im Sommer entspannt, wie auch bei der klassischen Grippe. Zum anderen: "Vier von fünf Fällen verlaufen sehr mild." Von bisher 93 000 Infizierten sind 3200 verstorben (3,4 Prozent), in Deutschland bisher niemand, "da ist die Influenza weitaus gefährlicher".

Wie der halbleere Zuschauerraum zeigt, scheint im Landkreis auch keine Panik ausgebrochen zu sein. Die etwa 20 Besucher haben vor allem praktische Fragen: "Desinfektionsmittel gibt es ja keines mehr", sagt eine Frau im Hinblick auf Hamsterkäufe, "brauche ich das denn?" - "Nein, Händewaschen genügt", macht Schneiderbanger deutlich. Um sich wirklich zu schützen, sollten es aber 20 bis 30 Sekunden sein, "das ist so lange, wie wenn Sie im Kopf zwei Mal ,Happy Birthday' singen".

"Sollte ich große Veranstaltungen meiden?", fragt eine andere Frau. "Zu Grippe-Zeiten gibt es bei Menschenansammlungen generell ein Risiko", antwortet Schneiderbanger. Das bestehe aber nur, "wenn es wirklich eng zugeht". Veranstalter sollen nach den ständig aktualisierten Kriterien des Robert-Koch-Instituts entscheiden, ob sie das Risiko eingehen wollen.

Wurden die Zuschauer durch den Vortrag beruhigt? "Ich war davor schon ruhig, aber ich will halt alles richtig machen", erklärt eine ältere Frau ihren Besuch. Eine andere Frau, die eine Pflegestation leitet, wollte sich informieren, wie die Behörden mit der Situation umgehen. "Bei uns in der Pflege sind wir gut vorbereitet, wir haben separate Räume und einen Pandemie-Plan", sagt sie. Es ist der gleiche wie für Influenza.

Info: So wird im Landkreis Bamberg auf das Virus getestet

Wie? Bei begründeten Verdachtsfällen nimmt der Hausarzt oder ein Mediziner des Gesundheitsministeriums mit einem Tupfer einen Rachenabstrich und schickt diesen an ein Labor.

Wo? Die Tests werden an ein Labor in Oberschleißheim geschickt. Da dieses derzeit stark ausgelastet ist, sollen bei weiterem Bedarf auch andere Labore genutzt werden. Wie oft? Jeder Verdachtsfall wird mindestens zwei Mal getestet: Einmal zu Beginn, einmal nach der zweiwöchigen Quarantäne. Die Inkubationszeit - also die Zeit zwischen Ansteckung und ersten Symptomen - kann zwei bis 14 Tage dauern. Meistens sind es fünf bis sechs. Die Menschen in Quarantäne werden täglich nach Symptomen gefragt. Treten welche auf, wird ein weiterer Test gemacht.

Wie viel? Ein Test auf das Corona-Virus kostet laut Landratsamt 120 Euro, die derzeit das Gesundheitsministerium übernimmt. Wann? Der Test wird durchgeführt, wenn die Person Kontakt zu einer infizierten Person hatte, sich in einem Risikogebiet aufhielt, oder bis maximal 14 Tage vor der Erkrankung in einem Gebiet war, wo es bestätigte Fälle gibt.

Kommentar: Richtigen Umfang lernen

Ein neues Virus macht sich breit, wohl weltweit. Also auch in der Welterbestadt und ihrem Landkreis. Dass sich die bisherigen Verdachtsfälle nicht bestätigt haben, lässt aufatmen. Aber wenn Fachärzte von einer "sehr dynamischen Entwicklung" des Virus sprechen, rechnen sie mit einer schnellen Verbreitung. Und vermutlich ist es nur noch eine Frage der Zeit, bis hier erste Infektionen bestätigt werden. Dass das erst einmal Unsicherheit auslöst, ist verständlich. Aber das muss man in Relation sehen: Im Frankenland tummeln sich bereits zahllose Viren, hunderte davon können Krankheiten beim Menschen auslösen. Manche tauchen auf und dann wieder unter, wie die Schweinegrippe in den Jahren 2009 und 2010. Andere, vor allem die Influenza-Typen A und B, bleiben - und stellen für Risikopatienten jedes Jahr eine weitaus größere Gefahr dar, als jetzt das Corona-Virus. Wir haben gelernt, unaufgeregt mit den bekannten Viren umzugehen. Wir sollten uns in der Grippe-Saison öfters lange die Hände waschen, Abstand zu Erkrankten nehmen, krank zu Hause bleiben, um nicht die Kollegen oder Freunde anzustecken und in Taschentuch oder Armbeuge husten oder niesen. Ab und zu erwischt es uns trotzdem. Das ist nicht schön, aber lässt sich meist mit viel Flüssigkeit und Schlaf auskurieren. Nun müssen wir den Umgang mit einem neuen Virus lernen. Eigentlich nicht schwer: Es gelten genau dieselben Regeln. Vielleicht hat Corona in dieser Hinsicht trotz allen Leids sogar etwas Gutes: Wir werden an die sehr wichtigen Hygieneregeln erinnert.