Im Entwurf der bayerischen Staatsregierung sieht die Fortschreibung nur "Grundzentren" vor. Bamberg soll Oberzentrum bleiben. Eine Festlegung: Windräder und Photovoltaik-Anlagen dürfen Unesco-Welterbestädten nicht zu nahe kommen.
Nicht optimal bedient ist nach Ansicht des heimischen Landtagsabgeordneten Heinrich Rudrof der Landkreis Bamberg im Entwurf des neuen Landesentwicklungsprogramms der bayerischen Staatsregierung. "Einiges wird noch zu justieren sein" sagt der CSU-Parlamentarier unter Hinweis auf die Einstufungen der kreisangehörigen Kommunen, aber auch im Vergleich zu umliegenden Landkreisen. In den vergangenen Tagen ist der Entwurf den mehr als 2000 Städten, Märkten und Gemeinden in Bayern zur Stellungnahme zugekommen.
Dort, also auch den Rathäusern des Landkreises Bamberg, wird man zunächst weniger Zeit zum Lesen brauchen. Hatten frühere Programme einen Umfang von gut 200 Seiten, sind es jetzt nur noch etwa 80. Gleichwohl geblieben ist der Leitgedanke, so Heinrich Rudrof: Gleichwertige - nicht gleichartige - Lebensbedingungen in allen Teilräumen des Freistaates zu schaffen. "Was zum Beispiel bedeutet: Wir wollen uns nicht auf wenige Ballungszentren konzentrieren, sondern sehen das ganze Land als einen Wachstumsraum", so Rudrof. Dabei sei es eine Zielvorgabe von Ministerpräsident Seehofer (CSU), weniger Regulierung, mehr Klarheit und neue Prioritäten zu setzen. Hier finde zum Beispiel die Energiewende ihren Niederschlag.
Dass für den Landkreis Bamberg "nicht alles optimal gelaufen" ist, macht Heinrich Rudrof zum Beispiel an den zentralen Orten fest. Bisher gab es hier sechs Stufen: Kleinzentren, Unterzentren, mögliche Mittelzentren, Mittelzentren, mögliche Oberzentren und Oberzentren. Das waren nach Ansicht des bayerischen Kabinetts zu viele - künftig sollen es nur noch drei sein: Grundzentren (die bisherigen Klein- und Mittelzentren), Mittel- und Oberzentren. Die bisher "möglichen" werden dafür einfach aufgestuft.
Davon profitieren würde im Landkreis keine Kommune, knapp außerhalb aber zum Beispiel die Städte Hollfeld, Höchstadt, Ebermannstadt und Lichtenfels um den Landkreis Bamberg herum: Sie erhielten den begehrten Status eines Mittelzentrums. Im Landkreis Bamberg würden dagegen die zehn Kleinzentren von Baunach bis Zapfendorf sowie die sieben Unterzentren Burgebrach, Schlüsselfeld, Hallstadt, Scheßlitz, Bischberg, Strullendorf und Hirschaid zu rein rechnerisch 17 Grundzentren. Der Regionale Planungsverband Oberfranken-West könnte hier noch eine Auswahl treffen. Damit bliebe der Landkreis Bamberg der einzige in Oberfranken ohne ein Mittelzentrum, obwohl einige Städte und Gemeinden von ihrer Infrastruktur oder ihrer Wirtschaftskraft gewiss nicht schwächer sind. Ob man da nur die Bamberger Hegemonie nicht schwächen will?
"Da sollte man vielleicht genauer hinschauen und prüfen, ob das eine oder andere Mittelzentrum im weiten Bamberger Land nicht sinnvoll wäre", meint Rudrof. Namen nennt er dazu nicht, nur ein Beispiel: Hollfeld und Scheßlitz liegen beide auf der Entwicklungsachse Bamberg - Bayreuth. "Wo ist da der Unterschied?", so Rudrof. Dennoch solle Scheßlitz Grundzentrum werden, Hollfeld Mittelzentrum.
Gegebenenfalls sollte man sich für das Erörterungsverfahren mehr Zeit nehmen, so Rudrof weiter, Sinn habe eine Verabschiedung des LEP in der Legislaturperiode des Landtages bis zum Herbst 2013 in jedem Fall. Immerhin sei das Landesentwicklungsprogramm die einzige Verordnung, der der Landtag zustimmen müsse.
Würde "die Tür noch einmal geöffnet", so Rudrof, hätten kreisangehörige Kommunen im ländlichen Raum bessere Chancen, Mittelzentrum zu werden, als die in den Verdichtungsräumen der Städte. "Natürlich können nicht alle sieben gegenwärtigen Unterzentren im Landkreis Mittelzentren werden". Eine weitere Differenzierung des Landes soll es nicht mehr geben. Vorgesehen ist die Ausweisung von 15 Mittelzentren in Oberfranken, die Zahl der Oberzentren soll von derzeit vier (Bamberg, Bayreuth, Coburg, Hof) auf sechs erhöht werden (plus Kulmbach und Wunsiedel/Marktredwitz).
Eine Besonderheit gibt es noch bei den Gebietskategorien: Eine Reihe von Landkreisen - zum Beispiel Hassberge, Kronach, Lichtenfels und in Oberfranken-Ost - sieht die Landesplanung als "Raum mit besonderen Handlungsbedarf". Will heißen, hier sollen mit Mitteln der Strukturförderung die eingangs erwähnten "gleichwertigen" Lebensbedingungen geschaffen werden.
Landkreis im Nachteil Allerdings ist der Landkreis Bamberg nicht nur nicht dabei, sondern an drei Seiten von solchen Gebieten umgeben, und das, meint Heinrich Rudrof, "kann ein Nachteil sein". Vor allem für die Kommunen an den Rändern des Landkreises Bamberg wie Stadelhofen und Wattendorf im Osten oder Ebrach, Burgwindheim, Lauter und Gerach im Westen. "Ich habe mich", so Rudrof, "deswegen schon an den Wirtschaftsausschuss im Landtag gewandt".
Einen interessanten Aspekt hält der Regionalplan-Entwurf noch zum Thema Windenergie bereit: Den "Umgebungsschutz für Weltkulturerbe-Städte der Unesco". Hier könne es zu Konflikten mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien kommen, heißt es in dem Entwurf. Getroffen wird deshalb eine "Festlegung": In einem solchen Fall müssen andere Flächen für die Energiegewinnung in Anspruch genommen werden. "Wegen der Sichtachsen-Problematik sollte deshalb über einen Windpark Starkenschwind-West zumindest neu nachgedacht werden", meint Heinrich Rudrof. Aber auch andere Vorrangflächen im westlichen Landkreis wären unter diesem Aspekt zu prüfen.
1. Lichtenfels ist schon Mittelzentrum
2. Der Landkreis Bamberg besteht aus Kuhkäffern. Daran würde sich auch dann nichts ändern, nur wenn man den Orten eine neue Bezeichnung (eben Mittelzentrum) gibt..! Provinzler!