"Manche mögen mich, manche eben nicht", sagt Daniela Reinfelder über Reinfelder. Jetzt will die Gaustadterin Oberbürgermeisterin werden.
Einen Mann mit Hut gibt es bereits. Er blickt auf Wahlerfolge zurück, die andere Kommunalpolitiker gerne hätten. Seit kurzem hat Georg Pfister ein weibliches Pendant, wenn auch nicht in der CSU: Die Frau mit Hut heißt Daniela Reinfelder, ist Chefin, OB-Kandidatin und Gründermutter von "Bambergs unabhängigen Bürgern" (BuB).
Wir treffen Reinfelder an einem regenverhangenen Freitag in ihrem Arbeitszimmer. Es ist Architekturbüro, Wahlkampfzentrale und einer ihrer Gaustadter Lieblingsorte. Der Hut, pinkfarbener Hingucker und neuerdings Reinfelders Markenzeichen, liegt in Reichweite, bleibt aber ungenutzt. Seine Besitzerin will sich den Reportern ganz natürlich präsentieren: "Ich bin wie ich bin", sagt sie selbstbewusst.
Vor dem Haus steht ein Volvo- SUV V 60, im Carport wartet eine schwere Maschine auf wärmere Tage. Ein Problem mit Statussymbolen hat Reinfelder offensichtlich nicht. Stolz ist sie auch auf ihr Haus in der Schorkstraße. Das ist keine spektakuläre Wohnlage in Bamberg, doch beim zweiten Blick offenbart sie ihre Reize. Weit genug entfernt von den lärmenden Hauptverkehrswegen, aber nah genug, um schnell überall mittendrin zu sein. Und gleich hinter der Hangkante gelegen: Wer hoch genug gebaut hat, kann bis zum Staffelberg sehen. Und Reinfelder hat hoch genug gebaut.
Gaustadter Urgestein
Die 59-Jährige zu porträtieren, ist fast so wie Wasser in die Regnitz zu gießen. Zumindest in Gaustadt ist sie bekannt wie ein bunter Hund, was nicht nur durch die Arbeit im Bamberger Stadtrat und eine Vielzahl von Ehrenämtern zu erklären ist. Die Gaustadter Familienbiographie reicht Generationen zurück. Schon die Urgroßeltern lebten hier, ihr Vater Kaspar Reinfelder, viele Jahre Kreishandwerksmeister, wohnt um die Ecke.
So sind die Zeiten, als ihr Gaustadt zu eng war, lange vorbei. Der einstige Arbeitervorort ist für Reinfelder heute so etwas wie die Vorstufe zum Paradies: "Die Lebensqualität in Gaustadt ist unglaublich hoch. Drei Schritte - und man ist auf der Waldwiese, drei Schritte und man ist im Michelsberger Wald oder im Freibad."
Drei Schritte sind es auch von ihrem Büro ins Wohnzimmer, das gediegenen Wohlstand ausstrahlt: Eine Ledersitzgruppe mit Glastisch steht im Zentrum; über weiße Marmorböden blickt man in den Wintergarten und dahinter auf den gar nicht so kleinen Garten. Es geht zwei Stockwerke hinauf, im Obergeschoss genießt der Besucher einen weiten Blick nach Norden über die Dächer hinweg. 200 Quadratmeter Wohn- und Bürofläche umfasst das Haus in der Schorkstraße 2 - ein Raumwunder. Reinfelder hat es selbst geplant, als junge Architektin, und sie ist sehr zufrieden, wie wenig es von der Zeit überholt wurde. "So wohnt man auch noch heute."
In diesem Urteil steckt auch Geschäftssinn. Man muss wissen: Der Stadtratsposten, den Daniela Reinfelder seit 2008 bekleidet, ist nur ein Ehrenamt mit überschaubarer Aufwandsentschädigung. Die 59-Jährige erwirtschaftet seit Jahren das Haupteinkommen ihrer Familie mit dem heute 25-jährigen Sohn Jonas und ihrem Mann Norbert.