Kandidatenporträt: Warum Claudia John Bamberger Oberbürgermeisterin Werden will

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... am liebsten in die Leseecke zurück. Beim Gespräch merkt man rasch: Sie ist auch ein politischer Kopf.
... am liebsten in die Leseecke zurück. Beim Gespräch merkt man rasch: Sie ist auch ein politischer Kopf.
Was sie an den Freien Wählern mag, ist der parteiungebundene Ansatz: "Es gibt keinen Fraktionszwang."
Was sie an den Freien Wählern mag, ist der parteiungebundene  Ansatz: "Es gibt keinen Fraktionszwang."
 
"Bamberg mit seiner Geschichte ist ein Riesenschatz", sagt Claudia John. Fotos: Barbara Herbst
"Bamberg mit seiner Geschichte ist ein Riesenschatz", sagt Claudia John.  Fotos: Barbara Herbst
 
Krimis bevorzugt: Wenn sie Zeit hat, zieht sich Claudia John ...
Krimis bevorzugt: Wenn sie Zeit hat, zieht sich Claudia John ...
 

Auch ohne "Promifaktor" will die 30-jährige Grundschullehrerin Claudia John die Bamberger Politik aufrollen. Was sie antreibt, wie sie tickt.

Wenn Claudia John in ihrem Wohnzimmer steht und die Arme ausstreckt, dann kann sie Bamberger Geschichte mit Händen greifen. Die sanierten, aber immer noch wurmstichigen Holzbalken stammen noch aus der Ursprungszeit des kleinen Hauses unweit vom Mühlwörth. Ein 3,20 Meter breites und vier Stockwerke hohes Stück Bamberger Baugeschichte. Seit 1460 sind alle Eigentümer lückenlos bekannt. Ein Turmmeister war darunter, ein Schuster, und seit vorletztem Sommer gehört das frisch sanierte Häuschen dem Ehepaar Randy und Claudia John. Letztere ist im Nebenberuf OB-Kandidatin.

Claudia John, 30 Jahre alt, in Bamberg und Pettstadt aufgewachsen, kennt das Innenleben im Rathaus Maxplatz bislang nur vom Hörensagen. Dennoch wird man sich ihren Namen merken müssen. Das liegt weniger an ihrer OB-Kandidatur. John ist auch Listenführerin der Freien Wähler, und als solche rechnet sie sich feste Chancen aus, in den Bamberger Stadtrat einzuziehen.

Wer ist die junge Dame, die sich zutraut eine Behörde mit rund 1000 Mitarbeitern zu leiten und eine Stadt mit knapp 80 000 Menschen in die Zukunft zu führen? Was treibt sie an, welches Leben führt sie, wenn sie nicht gerade dabei ist, Plakate aufzuhängen, Flyer zu verteilen und wie häufig in diesen Tagen an Infoständen die Ziele der eigenen Partei zu erläutern ?

"Ich habe keinen Promifaktor, ich bin eine ganz normale Frau aus der Mitte der Bevölkerung. Deshalb kann ich die Sorgen und Nöte der meisten Menschen realistisch einschätzen", sagt John über John. Eine Frau, die wie viele in Bamberg lebt und auswärts arbeitet. Täglich verlässt sie um zehn nach sechs Uhr das Haus, um pünktlich um sieben Uhr in ihrer Schule in Herzogenaurach zu sein. Eine verantwortungsvolle Arbeit, die nicht so weit von der Politik entfernt ist, wie sie findet: Sie unterrichtet eine erste und eine zweite Klasse, hat viel Elternkontakt und ist es gewohnt, "vor Menschen sprechen" und das Leben zu gestalten.

Richtig gepackt hat sie diese Lust am Mitwirken und Mitmachen vor fünf Jahren, als die extremen Rechten um die AfD zu einem Politfaktor wurden. Damals fand sie es an der Zeit, selbst etwas zu tun, Einfluss zu nehmen, statt nur zu nörgeln. John will Bamberg, ihre Heimatstadt und ihren Lebensmittelpunkt, mitgestalten: "Ich habe keinen persönlichen Nutzen davon. Es ist mir eine Herzensangelegenheit."

Dabei bedeutet Heimatliebe keinen blinden Lokalpatriotismus. Ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen, prangert die 30-jährige den Mangel an bezahlbarem Wohnraum an, der schon ihre Eltern vor 30 Jahren dazu gebracht habe, in Pettstadt zu bauen. Bei den Freien Wählern fühlt sich John nicht nur deshalb aufgehoben, weil die "Urfränkin" hier eine Heimat für ihr Traditionsbewusstsein gefunden hat. Sie steht auch für einen pragmatischen Umgang mit Problemen wie etwa dem Verkehr. Die Vorstellung, Autos aus der Innenstadt zu verbannen, sei weltfremd, sagt die Frau, die jeden Tag aufs neue ihren Anwohnerparkplatz erobern muss, wenn sie mit dem "Mini" nach Hause kommt.

"Wahnsinnig viele Hürden"

Sechs Jahre ist sie nun im Beruf als Lehrerin. Am Mut zu Zupacken fehlt es ihr gewiss nicht. Auch wird man es wohl nicht erleben, dass Claudia John die Flinte ins Korn wirft. Das zeigt schon das Wagnis, ein heruntergekommenes Haus in der Altstadt herzurichten und mit allen Annehmlichkeiten der Moderne auszustatten: "Es gab wahnsinnig viele Hürden zu überwinden", erzählt sie heute und meint damit nicht nur die handwerklichen Leistungen. Auch der Genehmigungsprozess bei der Stadt gestaltete sich langwierig: "Wer weiß, ob wir das Haus gekauft hätten, wenn wir gewusst hätten, was auf uns zukommt." Doch der Aufwand hat sich gelohnt. Ein halbes Jahr nach dem Einzug scheint alles zu funktionieren, auch Smarthome