(K)eine Antwort aus dem Vatikan

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Stefan Hartmann will "das Kreuz Zölibat" auf sich nehmen und bis zu seinem Ruhestand Pfarrer in Oberhaid bleiben. Foto: Marion-Krüger-Hundrup
Stefan Hartmann will "das Kreuz Zölibat" auf sich nehmen und bis zu seinem Ruhestand Pfarrer in Oberhaid bleiben. Foto: Marion-Krüger-Hundrup
Pfarrer Hartmann Foto: Marion-Krüger-Hundrup
Pfarrer Hartmann Foto: Marion-Krüger-Hundrup
 

Seit dem offenen "Zölibats-Brief" von Stefan Hartmann an Papst Franziskus ist es um den Oberhaider Pfarrer ruhiger geworden. Am Sonntag feiert er mit seiner Gemeinde und Tochter Katharina seinen 60. Geburtstag.

Der Medienrummel ist verebbt um den katholischen Pfarrer Stefan Hartmann aus Oberhaid, der sich öffentlich im Fernsehen zu seiner Tochter bekannte. Schließlich ist er nicht der einzige Priester mit Kind, auch wenn diese anderen Kollegen zu ihrem "Fehltritt" schweigen und die offizielle Kirche manchmal so tut, als gebe es keine Vaterschaften im Klerus. Oder die sexuelle Bedürfnisse von Zölibatären für eine Medienerfindung hält.

Kritiker des "Pflichtzölibats"

Stefan Hartmann jedenfalls hat sich monatelang in Interviews und auf seiner Facebook-Seite als heftiger Kritiker des "Pflichtzölibats" erwiesen. Der Pfarrer wollte etwas verändern. So schrieb er im April 2014 einen offenen Brief an Papst Franziskus, in dem er um "barmherzige Dispens vom Zölibatsversprechen" bat. Die Antwort ließ auf sich warten. Erst vor wenigen Wochen erhielt Pfarrer Hartmann von Erzbischof Ludwig Schick mündlich die amtliche Auskunft der Nuntiatur übermittelt: Der Papst beantwortet sein Schreiben nicht, Hartmann möge die geltende Regelung der katholischen Kirche respektieren. "Man hat sich in der Kleruskongregation offenbar mit meinem Ansuchen befasst, ob es Papst Franziskus wirklich vorgelegen hat, entzieht sich meiner Kenntnis", sagt Pfarrer Hartmann. Er verstehe natürlich, "dass ein einzelner Priester nicht zu einem Präzedenzfall gemacht werden kann".

Will Pfarrer bleiben

Der ganze Wirbel um ihn und sein medienwirksames Vorgehen hatte natürlich keine Freude auf dem Domberg hervorgerufen. Doch inzwischen "ist wieder alles im Lot, auch mit dem Erzbischof", erklärt Hartmann. "Wenn der liebe Gott es will, bleibe ich Pfarrer in Oberhaid bis zu meinem 70. Lebensjahr", fügt er hinzu. Denn auf jeden Fall wolle er Pfarrer bleiben, der Erzbischof und seine Gemeinde wollten das auch. "Ich versuche, dieses Kreuz Zölibat zu tragen und habe nicht vor, aufs Standesamt zu gehen", so Hartmann. Er wolle versuchen, mit den Vorgaben zu leben wie viele Mitbrüder auch.

Allerdings bleibe "das Thema und oft das Ärgernis des Pflichtzölibats erhalten". Der Ball liege nun im Feld der Bischöfe, von denen Papst Franziskus Vorschläge in dieser Frage erwarte: "Er selbst hat eine mögliche Änderung öfter erwähnt", weiß der Pfarrer. Es gehe jedenfalls um kein Dogma oder Alleinstellungsmerkmal katholischen Glaubens.

Der starke Rückhalt, den Pfarrer Hartmann in seiner Oberhaider Gemeinde findet, macht es ihm auch möglich, mit ihr am Sonntag seinen 60. Geburtstag zu feiern. Um 10 Uhr beginnt der Dankgottesdienst in der Pfarrkirche St. Bartholomäus. Mit dabei sein wird auch Tochter Katharina.

So Gott also will, wird Pfarrer Hartmann noch zehn Jahre als Gemeindeseelsorger erhalten bleiben. Es ist zu erwarten, dass er sich wie bisher schon als Publizist und brillanter Theologe zu Wort melden wird. Jedenfalls ist der "Dr. theol" Hartmann nicht auf den Dauerbrenner Zölibat zu reduzieren.

"Blockaden" im Blick

Wenn er immer wieder sagt, dass "im Licht der Auferstehung kirchliche Engführung sich wieder öffnen lassen", hat er auch andere "Blockaden" etwa in der Ökumene, Liturgie oder der kirchlichen Sexualmoral im Blick. Glaube sei eben mehr als eine Lehre, könne Freude und Sinn stiften, das Angesicht der Erde und des Menschen erneuern.

Stefan Hartmann wurde am 19. August 1954 in Oberhausen geboren, studierte Psychologie, Philosophie und Theologie in Fribourg/Schweiz, Trier, Freiburg und Eichstätt. 1982 wurde er in Trier zum Priester geweiht. Einige Jahre war er Universitätsseelsorger in Wien, seit 1996 ist er Gemeindepfarrer im Erzbistum Bamberg. Freimütig bekennt er, dass er mehrfach die kirchenpolitischen Lager gewechselt hat: Hartmann begann als 68er, dann wandelte er sich zum "fundamentalistischen Hardliner", wie er sich selbst beschreibt, um dann auf den nach wie vor aktuellen Kurs einzuschwenken. Stefan Hartmann zitiert die bekannte evangelische Theologin Dorothee Sölle: "Zweifel, Preisgabe der eigenen Positionen, die Fähigkeit sich zu wandeln, gehören zum Glauben, wo immer er lebendig ist..."