Junge Familien für den Landkreis Bamberg gesucht

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Ein typisches Neubaugebiet für junge Familien am Ortsrand: der Juliushof in Hirschaid Foto: Matthias Hoch
Ein typisches Neubaugebiet für junge Familien am Ortsrand: der Juliushof in Hirschaid Foto: Matthias Hoch
Altbausanierung: Junge Familien können auf diese Weise sparen, Gemeinden den Altort mit Leben füllen. Foto: Hans Kurz
Altbausanierung: Junge Familien können auf diese Weise sparen, Gemeinden den Altort mit Leben füllen. Foto: Hans Kurz
 

Wie hält man die alten Ortskerne lebendig und holt dennoch junge Familien in die Gemeinde? Ein Modell aus Westfalen könnte auch ein Vorbild für Franken sein. Ein Vortrag am Mittwoch, 6. Mai, liefert Informationen.

Es gibt wohl keine Kommune, die sich nicht junge Familien als Neubürger wünscht. In Zeiten des demografischen Wandels wird dies als existenziell für die Zukunft erachtet. Zahlreiche Gemeinden investieren daher in familienfreundliche Rahmenbedingungen, etwa bei der Kinderbetreuung. Und sie locken diese Zielgruppe mit finanziellen Vergünstigungen.

Am beliebtesten sind hier Preisnachlässe beim Kauf von Bauland. Da gibt es beispielsweise Preisnachlässe von fünf oder zehn Euro pro Quadratmeter für jedes Kind. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass genügend Bauland zur Verfügung steht, meist in Neubaugebieten am Ortsrand. Die Ortskerne und ältere Baugebiete profitieren davon allerdings kaum. Und ob in Zeiten des demografischen Wandels eine Generationentrennung nach Wohngebieten - die Jungen auf der grünen Wiese, die Alten im Altort - Sinn macht, ist mehr als fraglich.

"Jung kauft Alt"

Um die Augen für alternative Modelle zu öffnen, haben sich Kreisbaumeisterin Gabriele Pfeff-Schmidt und die Generationenbeauftragte des Landkreises Bamberg, Sina Wicht, für die Veranstaltungsreihe "Zu Hause daheim - Hilfen für das selbstständige Leben im Alter" ein Beispiel aus Westfalen ausgeguckt: In der Gemeinde Hiddenhausen wird bereits seit dem Jahr 2007 das Projekt "Jung kauft Alt" gefördert - und das offenbar mit Erfolg.

Im Gegensatz zu herkömmlichen Baulandmodellen für Einheimische und junge Familien erhalten diese in Hiddenhausen Zuschüsse, wenn die ein mindestens 25 Jahre altes Haus erwerben, renovieren und bewohnen. Es gibt 600 Euro plus 300 Euro für jedes zum Haushalt gehörende minderjährige Kind. Bei Geburten während des Förderzeitraums erhöht sich der Betrag automatisch auf maximal 1500 Euro. In einem Zeitraum von sechs Jahren sind damit Zuschüsse bis zu 10.500 Euro möglich.

In einer Zwischenbilanz nach vier Jahren zählte Amtsleiter Andreas Hornung, der das Modell bei einem Vortrag am Mittwochabend in Hirschaid vorstellen wird, eine ganze Reihe von Erfolgen auf. So wurde der Erwerb von rund 180 Altbauten und die Erstellung von knapp 30 Gutachten - ein wesentlicher Teil des Programms - gefördert. In den geförderten Altbauten lebten zu diesem Zeitpunkt rund 190 Kinder, davon etwa 30 Neugeborene. Im gleichen Zeitraum wies die 20.000-Einwohner-Gemeinde Hiddenhausen lediglich 0,94 Hektar (etwa die Größe eines Fußballfeldes) an Bauland neu aus.

Mischmodell in Litzendorf

Das Hiddenhausener Modell wird inzwischen bereits von mehreren Kommunen in Nordrhein-Westfalen kopiert. Auch im Landkreis Bamberg gibt es Gemeinden, die der Idee offen gegenüberstehen. Zum Beispiel Litzendorf. Bürgermeister Wolfgang Möhrlein (CSU) und Städteplanerin Edith Obrusnik halten "Jung kauft Alt" durchaus für eine Möglichkeit, die Innenentwicklung weiter voranzubringen.

Zunächst setzt man in Litzendorf allerdings auf ein Mischmodell. Die Gemeinde hat in den vergangenen Jahren als erste im Landkreis in größerem Stil Baulandareale aus dem Flächennutzungsplan herausgenommen. Dafür wird nun in der Ortsmitte von Pödeldorf auf einer bislang unbebauten Fläche geplant. Dabei ist dem Bürgermeister und der Städteplanerin ein Aspekt sehr wichtig, der ebenfalls im Zentrum der Wohnkonzepte für das Leben im Alter steht: ein Miteinander der Generationen.

Vortrag Andreas Homburg von der Gemeinde Hiddenhausen stellt das Programm "Jung kauft Alt - Junge Menschen kaufen alte Häuser" vor.

Zeit und Ort Mittwoch, 6. Mai, 19 Uhr im Schützenhaus der Brauerei Kraus in Hirschaid. Der Eintritt ist frei.