Wer spricht in Zeiten, in denen die Kirche mehr und mehr Schäfchen verliert, offen über seinen Glauben? Genau das beabsichtigen Schüler und Studenten am 18. April im Live Club. Brotmüller begleiten das Event als Band.
"Es gibt mehr Dinge zwischen Himmel und Erde, als Eure Schulweisheit sich träumen lässt", sinnierte Shakes peare, um die Worte Hamlet in den Mund zu legen. Nichts als ein frommer Wunsch, eine nette Theorie? An was kann man in Zeiten noch glauben, in denen sich im eigenen Land die Kirchenbänke leeren und in aller Welt Fanatiker im Namen Gottes morden? Antworten geben junge Leute am 18. April ab 20 Uhr im Live Club. Als Band, die lieber tiefer schürft als hohle Phrasen zu dreschen, liefern Brotmüller den dazu passenden "Kopfrog".
Raphael Weis gehört zu den Abiturienten und Studenten, die im Live Club vor Publikum über ihren Glauben sprechen. "Viele meiner Schulfreunde sind Atheisten. Und ich zweifelte selbst eine Zeit lang, habe nichts mehr von dem gespürt, was für mich als Kind aus einer katholischen Familie früher selbstverständlich war", sagt der 18-Jährige.
Mit einfachen Antworten wollte sich der Reckendorfer aber nicht zufrieden geben und besuchte in Madrid einen Weltjugendtag. "Da sprachen wir über Verfehlungen - und ich bekannte Dinge, die ich zuvor am liebsten mit ins Grab genommen hätte", so Raphael. Eine Last sei in jenem Moment von seinen Schultern gefallen, die den Gymasiasten wieder fühlen ließ, was er zuvor schon verloren glaubte. Und diese Erfahrung möchte der 18-Jährige im Live Club anderen Menschen mitgeben. "Zu glauben, bedeutet, inneren Frieden zu finden - egal, was du angestellt hast und wie schlecht du dich gerade fühlst."
Hoffnung statt Verzweiflung
Ähnlich denkt Nadine Chandon, die sich morgen ebenfalls zu Wort meldet: "Über meine Familie und die ,Gemeinschaft christlichen Lebens' wuchs ich in den Glauben sozusagen hinein." Er gab der Lehramtsstudentin in schweren Zeiten Halt, als einer ihrer Freunde starb, wie die 24-Jährige berichtet. "Aber, egal, was geschieht: Nichts ist sinnlos im Leben. Jeder Mensch hat einen bestimmten Weg vor sich und ein Ziel. Davon bin ich überzeugt und darin finde ich Hoffnung."
Von Liebe, aber auch Einsamkeit, Selbstzweifeln und der Sinnsuche schreibt Jakob Fischer als Sänger und Texter von Brotmüller. In der christlichen Glaubenstradition wuchs auch der Sohn eines Theologen auf, um letztendlich eigene Schlüsse zu ziehen. "Die Realität lässt sich in vielerlei Richtung auslegen. Und wer sich nicht mit dem Offensichtlichen begnügen möchte, wird entsprechend mehr entdecken", sagt der Germanistikstudent. Ähnlich frei seien die Songs von Brotmüller zu interpretieren und könnten in vielerlei Richtung weitergedacht werden, so der 23-Jährige.
Dass gerade heute wieder mehr junge Leute zum Glauben finden, beobachtet Robert Mayr, der den Themenabend initiierte. Fehlende berufliche Perspektiven verunsicherten Menschen und ließen sie nach einem Halt suchen. Als Aufgabe der Kirche sieht es der Leiter der Diözesanstelle Berufe der Kirche an, "auf Jugendliche dort zuzugehen, wo sie sich treffen". Und wählte für die Donnerstagsveranstaltung somit ganz bewusst den Live Club als Konzertbühne. Hier könnten Interessenten an dem Abend "über den Tellerrand blicken und sich mit der Frage befassen, ob es im Leben nicht
noch mehr gibt", wie sich Mayr ausdrückte. Persönliche Erfahrungen würden dem einen oder anderen vielleicht neue Impulse ganz im Sinn der Veranstaltungsreihe des Clubs geben. Los geht's für alle über 16 Jahren in der Oberen Sandstraße 7 um 20 Uhr.
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