Der weißrussische Akkordeonist Yegor Zabelov gastiert am "Welttag des Jazz" in Bamberg. Aus Wien kommen Möström, die am 29. April auftreten.
Sie wollen die "Bamberger Seh-, Hör- und Geschmacksgewohnheiten" ändern: Als Veranstalter der Reihe "SOG - innovative Musik" haben sich Jeremie Gnaedig und Felix Forsbach hehre Ziele gesteckt. Zum "Welttag des Jazz" präsentieren die beiden Wahlfranken Akkordeonvirtuosen Yegor Zabelov und kredenzen über "Third Wave"-Barista Tobias Giese "experimentellen" Kaffee. Am Tag zuvor schon, dem 29. April, sollen das Wiener Trio Möström und Helge Schneiders Film "Jazzclub" für denkbar unkonventionelle musikalische Momente im Konzertgeschehen der Domstadt sorgen.
Mit Bobo & Herzfeld
Nicht zum ersten Mal tritt Yegor Zabelov in Bamberg auf. Bereits im Januar begleitete der Musiker Bobo & Herzfeld in die Domstadt, die moderne Kompositionen zu Gedichten der Klassik und Romantik spielten. Jetzt aber sollen fränkische Konzertbesucher Zabelov, der als renommiertester Akkordeonist im Untergrund der weißrussischen Musikszene gilt, erstmals solo im "Krumm und Schief" erleben.
Einen Namen machte sich der mehrfach ausgezeichnete Komponist auch über seine Theater- und Filmmusiken. Irgendwo zwischen Avantgarde-Jazz, Neoklassik und progressivem Folk ist der experimentelle Mix Zabelovs anzusiedeln, dem sein Vater die Liebe zur Musik in die Wiege legte. Er unterrichtete den talentierten Sprössling anfangs auch, der später als Student der Belarusian State Academy of Music erste eigene Werke schrieb.
"Kaffee-Welten"
Mit dem versprochenen "experimentellen" Kaffee möchte Tobias Giese am 30. April Franken in "ungekannte Kaffeewelten" führen, wie sich die Veranstalter ausdrücken. Einer konventionellen Rösterei kehrte der Barista nach Jahren den Rücken, eröffnete in Hannover sein Avantgarde-Café "V17" und vertritt damit die "Third Wave" der Kaffeekultur. Schon mal gehört? Wer mehr darüber, den natürlichen Anbau der Bohnen, Mischung, Röstung und anderes erfahren möchte, sollte sich rechtzeitig im "Krumm und Schief" anmelden. Natürlich achtet der 27-Jährige auch darauf, dass seine Ware aus fairem Handel stammt. Mehr dazu aber vor Ort am 30. April ab 17 Uhr.
"Was Depressives"
Kommen wir zu Helge Schneider, der die Domstadt am 29. April leider nicht selbst beehrt. Dafür gibt's im Lichtspiel sein schräges Werk "Jazzclub - der frühe Vogel fängt den Wurm". 2004 erschien der vierte Kinofilm des Mülheimer Künstlers, der sich darin auch von seiner melancholischen Seite zeigt.
Schneider selbst meinte im Interview einmal, "Jazzclub" habe "was Depressives", ja "Wehmütiges". Umso gespannter darf man auf die Musikkomödie des Multitalents sein, das sich dabei als Drehbuchautor, Regisseur, Komponist und Darsteller mehrerer Rollen bewies. Jeremie Gnaedig und Felix Forsbach zeigen "Jazzclub" in der Reihe "SOG - innovative Musik" als Künstlerdrama und "musikalische Liebeserklärung an den Jazz".
Aus Wien reisen Möström an die Regnitz, die sich als originelle Combo längst auch jenseits nationaler Grenzen profilierten. Irgendwo zwischen experimentellem Jazz und Noisepop lädt das Trio zu Klangexpeditionen ein, die weit entfernt vom Mainstream punkten. Wobei der Auftritt von Elise Mory (Keyboards), Tamara Wilhelm (DIY Electronics) und Susanna Gartmayer (Bass & Contra Alto Clarinet) mehr als ein auditives Erlebnis sein soll. "Auch die Visualität des Entstehungsprozess ist äußerst spannend zu beobachten", meint Felix Forsbach als Organisator. Hören und sehen Sie selbst, sofern Sie sich noch Tickets sichern können.
Alle Infos auf einen Blick
29. April, 20.30 Uhr, Lichtspielkino: "Aspekte des Jazz": Zu sehen ist Helge Schneiders Film "Jazzclub - der frühe Vogel fängt den Wurm", zu erleben ab ca. 22 Uhr das Konzert des Wiener Trios Möström
30. April, 17 Uhr, Krumm & Schief (Kapuzinerstraße 17): Vortrag von Tobias Giese zu "natürlichem Kaffee", Auftritt des Akkordeonisten Yegor Zabelov (Voranmeldung erforderlich)