Francesco Mangiacapra hatte 40 Geistliche als Kunden. Wohl auch einen Priester aus Bamberg. Gibt es ein Homo-Netzwerk?
In einem 1200 Seiten starken Dossier ist alles aufgelistet: Namen, Fotografien, Überweisungsbestätigungen für die Bezahlung des Callboys, unmissverständliche Chatverläufe. In seiner letzten Ausgabe berichtet der "Stern" über den italienischen Callboy Francesco Mangiacapra, der sich selbst outete und seine geistliche Kundschaft beim Namen nannte. Nicht der Öffentlichkeit gegenüber, der Kirche gegenüber.
Der Erzbischof von Neapel erhielt die Unterlagen mit den entsprechenden Beweismitteln. Mangiacapra führte im "Stern" zur Begründung für sein Vorgehen an, er wollte die Doppelmoral dieser Priester öffentlich machen. Zu seinem Kundenkreis habe auch ein Geistlicher aus Bamberg gehört, der ihn während seiner Rombesuche gebucht habe. Offenbar existiere eine Art Netzwerk, in dem sich homosexuelle Priester untereinander austauschen und gegenseitig Callboys empfehlen.
Affäre um den früheren Domkapitular Otto Münkemer
Bei aller Wahrscheinlichkeit, die für solche Netzwerke sprechen, nachweisen lassen sie sich kaum, vieles muss Spekulation bleiben. Das belegen Recherchen, die vor Jahren in Bamberg im Zusammenhang mit der Affäre um den früheren Domkapitular Otto Münkemer vorgenommen wurden. Da gab es viele anonyme Hinweise, dazu eine Gruppe von Insidern aus dem Ordinariat, die allerdings in Sorge um ihren Arbeitsplatz den Schritt an die Öffentlichkeit scheuten.
Erkennbar war allerdings, dass man für den wegen sexueller Übergriffe Überführten viel Verständnis entgegenbrachte. Die Rede war immer wieder von homosexuellen Milieus, in denen auch hochrangige Geistliche verkehrt haben sollen. Da galt es entsprechende Rücksichten zu nehmen. Münkemer hatte damals als Personalchef Einblick auch in sensibles Aktenmaterial. Kein Wunder also, dass es in seinem Fall nahezu vier Jahre dauerte, ehe man sich zu einem abschließenden rechtskräftigen Urteil durchrang.
Täter fiel leicht
Da könnte es Ängste gegeben haben, dass einer auspackt, wenn er zu hart angefasst würde. Wurde er nicht. In dem Verfahren hatte man zunächst einmal auf Vertuschen gesetzt. Gab eigenständige Ermittlungen vor. Die Staatsanwaltschaft wurde nicht eingeschaltet.
Erst unter dem Druck der Öffentlichkeit wurde Münkemer seiner Ämter enthoben. Und obwohl der frühere Domkapitular schuldig gesprochen wurde des sexuellen Übergriffs auf Minderjährige in sechs Fällen, er ist bis heute Priester geblieben und damit Kleriker. Letztlich ist der Täter weich gefallen. Lediglich seelsorgliche Tätigkeiten blieben ihm untersagt.
Ob hier ein Netzwerk homosexueller Priester dafür sorgte, dass einer der ihren glimpflich davonkam? Belegen lässt sich das nicht. Dass es solche Netzwerke gleichwohl gibt, scheint der Callboy-Skandal in Italien zu belegen.
Und anders als in der Vergangenheit - da war die Verschwiegenheit der Betroffenen ein Sicherheitsgarant - dürfte sich der Bamberger Priester, der jetzt im "Stern" Erwähnung fand, seiner Sache nicht mehr so ganz sicher sein. Weil der Erzbischof von Neapel nicht nur den Vatikan, sondern auch die betroffenen Bistümer über das Gebaren einiger homosexueller Priester informieren dürfte.
Das ist doch echt Angerstein. Nichts wissen, aber große Aufmachung. Er weiß : "30 bis 50 % ....haben homosexuelle Neigungen". Wie er auf die Zahl kommt, weiß der Teufel. Denn gleichzeitig schreibt der praktizierende Christ: " Genaue Zahlen gibt es nicht ". Woher dann die Zahlen ? Wahrscheinlich hat er gute Kontakte mit den " Ihnsidern "
Das ist ein fundamentales Ergebnis:
Das Urteil eines italienischen Callboys über die Doppelmoral katholischer Geistlicher, darunter wohl (!) auch einen aus Bamberg.
Was der Hinweis auf den früheren Domkapitular Otto Münkemer hier zu suchen hat, weiß der Herodes. Ich sehe darin keinen journalistischen Sinn.