Das neueste Förderprogramm der Staatsregierung nimmt Formen an. Aktuell beteiligen sich in Franken 316 Städte und Gemeinden daran. Am Donnerstag überreicht Finanzminister Markus Söder in München die ersten 60 Förderbescheide. Auch der Markt Ebensfeld ist dabei.
Der Graben ist schmal und führt über eine Wiese. Meter für Meter arbeitet sich der Bagger nach vorn. Nicht weit von ihm: eine riesige Trommel mit schwarzem Schlauch. Das Kabel ist dick aufgerollt, hat fünf Zentimeter Durchmesser. Männer in orangen Warnwesten ziehen daran, legen es nach und nach in die Erde. Tief hinein müssen sie nicht. "60 Zentimeter. An Bundesstraßen oder bestimmten Stellen auch mal 80 oder 120 Zentimeter", erklärt einer der Bauarbeiter.
"Für längere Strecken nehmen wir einen großen Pflug, der das Kabel gleich hinter sich einzieht", berichtet Projektleiter Frank Proschwitz. Er arbeitet für die Firma OFM, die im Auftrag der Telekom gerade zwischen Birkach und Döringstadt (Gemeinde Ebensfeld/Landkreis Lichtenfels) den Breitbandausbau koordiniert.
Das letzte Teilstück bleibt Kupfer
Der Markt Ebensfeld mit seinen rund
5500 Einwohnern ist das, was man eine Flächengemeinde nennt. Die Menschen, die hier wohnen, verteilen sich auf eine Vielzahl kleinerer Ortschaften außen herum. Sie alle sollen demnächst Zugang zu schnellem Internet erhalten. 24 Kilometer Kabel werden dazu sternförmig verlegt - erst schwarze Leerrohre, dann werden die Glasfaserkabel eingefügt. "Einblasen" nennt sich dieser Vorgang, wo eine Maschine mittels Druckluft die jeweils sieben Mikrorohre mit den Glasfasern in das große schwarze Leerrohr bringt. Ein bis zwei Kilometer, dazwischen immer Verbindungsmuffen. "Anfang Oktober müssen wir insgesamt fertig sein, dann kommt die Telekom und arbeitet an der Technik", berichtet Proschwitz.
Die Glasfasern werden von den Bauarbeitern von Ortsteil zu Ortsteil verlegt, bis zu den Kabelverzweigern (KVz). Die Verbindungen in die einzelnen Häuser ("letzte Meile") laufen dann weiterhin über die bisherigen Kupferdrähte.
Für Strecken bis zu einem Kilometer sei der Kupferdraht kein Problem. Erst danach lasse die Übertragung nach, erklärt Proschwitz.
Die Tage der bisherigen Kabelverzweiger, wie die etwa ein Meter hohen Schaltschränke am Straßenrand genannt werden, sind im Rahmen des Breitband ausbaus gezählt. Sogenannte MFG, die Abkürzung für Multifunktionsgehäuse, werden künftig nach und nach das Ortsbild bestimmen - auch in und um Ebensfeld. Die neue Generation dieser Verzweiger ist mit einer Höhe von etwa 1,60 Metern und einer Breite von zwei Metern dabei deutlich größer.
"Bis zum Jahresende soll das neue Glasfasernetz funktionieren", sagt Gerhard Schneider, Bauamtsleiter der Gemeinde Ebensfeld. Ziel der Staatsregierung ist in allen bayerischen Gemeinden ein Standard von 50 Megabit pro Sekunde. 30 Megabit seien von der Telekom in Ebensfeld garantiert, berichtet der Bauamtsleiter.
Für die erste Kommune in Oberfranken, die den Breitbandausbau nach den neuesten Förderrichtlinien des Freistaats Bayern realisiert, ein wichtiger Standortfaktor: "Die Leute fragen mich nicht mehr: Was kosten eure Bauplätze? Sie fragen: Wie schnell ist euer Internet?", erzählt Schneider.
Dass der seit langem geforderte Ausbau der Datenbahnen in Bayern nun endlich Fahrt aufnimmt, ist dem inzwischen auch von Brüssel genehmigten überarbeiteten Förderprogramm von Heimatminister Markus Söder zu verdanken. Bis 2018 stellt der Freistaat hierfür 1,5 Milliarden Euro an Fördermitteln zur Verfügung. Fast zwei Drittel der 2056 bayerischen Kommunen können laut Söder nun einen Fördersatz von 80 Prozent und mehr erwarten.
Landkreis Haßberge liegt vorn
Ebensfelds Erster Bürgermeister Bernhard Storath erhält morgen von
Söder den Förderbescheid. "Wir rechnen mit einer Förderquote von 80 bis 90 Prozent", sagt er. Rund 1,8 Millionen Euro koste der Breitbandausbau im Gemeindegebiet. 500.000 Euro trage die Telekom als Eigenanteil. Auf die restlichen 1,225 Millionen Euro, die sogenannte Wirtschaftlichkeitslücke, erhoffe man sich den Höchstfördersatz. Dann blieben etwa 200.000 Euro Kosten für die Gemeinde. "Eine sinnvolle Zukunftsinvestition", sagt Storath.
Das denken mittlerweile auch viele andere fränkische Kommunen. 316 Städte und Gemeinden in Franken haben sich ins Förderverfahren eingeklinkt, die meisten davon in Unterfranken. Führend, was die Beteiligung angeht, ist dabei der Landkreis Haßberge. Alle 26 Kommunen - von Aidhausen bis Zeil am Main - nehmen hier schon am neuen Förderverfahren teil.
"Die Herangehensweise hat sich stark geändert.
Bayern gibt jetzt mehr Geld aus als alle anderen Bundesländer", sagt Professor Tobias Chilla vom Institut für Geographie der Universität Erlangen. Es gebe jetzt nicht nur höhere Fördersätze. Auch der Bedarf müsse nicht mehr eigens nachgewiesen werden. Das Förderverfahren sei insgesamt einfacher geworden: nicht mehr 19 lästige Schritte, sondern kompakt in neun Modulen. "Jede Gemeinde hat die gleichen Rechte. Es wird davon ausgegangen, dass Internet überall gebraucht wird", sagt Chilla.
Schneller noch als in Ebensfeld war man in Iphofen und der Nachbargemeinde Willanzheim (Landkreis Kitzingen). "Baulich ist alles fertig. Es fehlt nur noch die Inbetriebnahme", berichtet Leo Eckert, Geschäftsleiter der Verwaltungsgemeinschaft Iphofen. Das Problem: "Wir haben im Oktober nach den alten Förderrichtlinien den Bewilligungsbescheid erhalten", sagt Eckert.
Der Zuschuss des Freistaats fiel mit 60 Prozent in Willanzheim und 40 Prozent in Iphofen vergleichsweise gering aus. Jetzt hoffen die Unterfranken, dass Söder hier noch nachbessert.
Kommentar von Matthias Litzlfelder: Gegen die "digitale Spannung"
Wie vieles ist auch der Breitbandausbau eine Sache des Geldes. Jedes Haus in Deutschland könnte problemlos mit Glasfasern verbunden werden. Vorausgesetzt, es ließen sich die dafür benötigten 90 Milliarden Euro aufbringen. Die hat die Bundesregierung aber nicht (übrig). Insofern müssen andere Lösungen her. Bayern hat seinen Worten nach einem hochleistungsfähigen Breitbandnetz zu Jahresbeginn Taten folgen lassen. Der Fördertopf von Finanzminister Markus Söder ist mit 1,5 Milliarden Euro so voll wie nie. 725.000 Euro entfallen im Durchschnitt auf jede bayerische Kommune.
Geld, das gut angelegt ist.
Glasfaserkabel für schnelles Internet sind eine Infrastrukturausstattung, die mittlerweile fast so wichtig ist wie Straßenbau. Vielerorts sind die Lücken allerdings noch beträchtlich, tröpfeln die Bytes nur spärlich aus der Leitung. Um die Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse im Flächenland Bayern sicherzustellen, muss diese "digitale Spaltung" überwunden werden. Vor allem den strukturschwachen Gebieten im Norden und Osten des Freistaats kann die Beschleunigung des Datentransfers wieder neue Impulse geben. Dafür darf gerne überall gegraben werden.