34 Wochen lang mussten Pendler und Reisende "Schienenersatzverkehr" und Umleitungen in Kauf nehmen. Seit gestern ist die Vollsperrung aufgehoben.
Aufatmen bei vielen Pendlern, aber auch Fernreisenden. Nach 34 Wochen der Vollsperrung rollen endlich wieder die Züge in Richtung Lichtenfels. Vorbei sind die Zeiten des langanhaltenden Schienenersatzverkehrs. Vorbei die Zeiten, an denen die Fernzüge nach Leipzig und Berlin den Landkreis Bamberg umfahren haben. Seit gestern früh um fünf Uhr können alle Bahnreisenden wieder wie gewohnt mit den Zügen fahren.
Allerdings, auch wenn die Züge wieder im gewohnten Takt verkehren, beendet ist die Baustelle noch lange nicht. Wohl noch rund ein Jahr wird weitergebaut werden, dann jedoch im laufenden Betrieb. Aufgrund dieser Tatsache kam es bereits am ersten Tag zu teilweise größeren Verspätungen im Zugverkehr.
Denn die erneuerte Zugstrecke ist für Geschwindigkeiten von 160 Stundenkilometern ausgelegt, aber um Sicherheit auf der Baustelle zu gewährleisten, dürfen die Züge aktuell nicht schneller als 120 Stundenkilometer fahren.
Bahnhöfe sind noch Baustellen
Auch am Bahnhof Breitengüßbach gibt es noch sichtbaren Handlungsbedarf. So sind zwar bereits die Schächte angelegt, die Aufzüge hingegen fehlen noch. Ebenso muss noch ein großer Teil der Lärmschutzwände angebracht werden. Bei der Rampe, die hinab zu den Gleisen führt, fehlen noch die Geländer, und die Treppen waren beim Eröffnungstag noch nicht freigegeben.
Zudem müssen sich noch bis zur Fertigstellung des viergleisigen Ausbaus der Bahnschienen sowohl Regionalzüge, als auch Güter- und Fernzüge nach wie vor ein Gleis in jede Richtung teilen.
Weißwürste in Breitengüßbach
Nichtsdestotrotz wurde am Sonntag auf den Bahnhöfen in Breitengüßbach und Ebensfeld schon einmal tüchtig gefeiert. So luden beispielsweise Bahn und die Gemeinde zu einem Weißwurstfrühstück nach Breitengüßbach ein. "Eine wesentliche Etappe haben wir schon erreicht, allerdings geht die Baustelle noch bis Mitte nächsten Jahres weiter", betonte der Projektleiter der Bahn, Dieter Thormann, bei der Begrüßung der Gäste in Breitengüßbach.
Er dankte aber allen Anwohnern und Bahnfahrern für deren Geduld und wünschte eine gute Fahrt.
Gibt es den S-Bahn-Halt?
Breitengüßbachs Bürgermeisterin Sigrid Reinfelder (UBB) freute sich, dass die Bahn endlich wieder fährt. "Bereits vor 170 Jahren, im Jahr 1846, wurde die Strecke von Bamberg nach Lichtenfels in Betrieb genommen, nun feiern wir einmal mehr eine weitere Streckeneröffnung." Dies zeige, immer wenn in Deutschland etwas Historisches passiere, sei Breitengüßbach mittendrin. Ansonsten zeige sich die Gemeinde zufrieden mit den Kompromissen, die erzielt wurden und hoffe jetzt nur noch auf einen S-Bahn-Halt in Breitengüßbach.
Auch die Privatbahn "Agilis" freute sich, ihre grüne Zugflotte wieder auf die Strecke nach Ebern schicken zu können, und daher bekam jeder Fahrgast eine kleine Tüte Gummibärchen und ein kleines Lebkuchenherz.
Die Fahrgäste, die übrigens zahlreich die Züge am Sonntag nutzten - teilweise um sich vor Ort ein Bild zu machen und teilweise lockte viele Reisende das Zwei-Euro-Ticket - waren größtenteils positiv beeindruckt. Einige bemängelten lediglich die noch fehlenden Aufzüge, die erst gegen Ende des Jahres eingebaut werden sollen, oder die Verspätungen der Züge.
Vier Bahnübergänge sind weg
In den letzten 34 Wochen wurden unter anderem 24 km Gleis zurückgebaut und 36 km Gleis neu verlegt.
Vier Bahnübergänge wurden beseitigt und vier Bahnhöfe erhielten neue barrierefreie Bahnsteige (Inbetriebnahme der Aufzüge im Dezember 2016). Der Main wurde im Bereich Ebing auf einer Länge von 1100 Meter um 170 Meter nach Westen verlegt. Bis zu 500 Arbeiter waren teilweise gleichzeitig im Einsatz, um dies zu ermöglichen.
Fernverkehrszüge, so schilderte Projektleiter Thormann im Gespräch mit der Lokalredaktion, wurden über Würzburg und Erfurt mit überwiegend doppelter Sitzplatzkapazität umgeleitet. Ab sofort stehen allen Fahrgästen wieder die stündlichen Direktverbindungen von München über Bamberg und Leipzig nach Berlin zur Verfügung.
Während der Vollsperrung waren rund 35 700 Busfahrten nötig, also pro Tag um die 150, um die Züge des Franken-Thüringen-Express im Abschnitt Bamberg - Lichtenfels zu ersetzen.