Frauen an der Spitze einer IHK sind bisher selten. Die IHK für Oberfranken in Bayreuth hat bald eine Hauptgeschäftsführerin. Für die Frau aus dem Rheinland soll sogar die Satzung geändert werden.
Nach so vielen Männern an der Kammerspitze muss die weibliche Bezeichnung in Bayreuth erst noch etabliert werden. "Die Geschäfte der Kammer werden vom Hauptgeschäftsführer geführt", heißt es in Paragraf 13 der Satzung. Selbst ihr Vertrag lautet auf "Der Hauptgeschäftsführer", berichtet Heribert Trunk, Präsident der Industrie- und Handelskammer für Oberfranken in Bayreuth, über die neue Hauptgeschäftsführerin. Er, seine Vizepräsidentin und sechs Vizepräsidenten, hatten sich für Christi Degen entschieden.
Am Montag gab die Vollversammlung grünes Licht, von August an läuft der Vertrag für die 49-Jährige. Auch wenn Trunk davon spricht, die Satzung ändern zu wollen. Degen sieht das locker. "Als ich geboren wurde, bin ich versehentlich ins Jungenzimmer geschoben worden", erzählt sie.
Die Kölnerin weiß, dass sie nicht nach Oberfranken kommt, um eine Frauenquote zu erfüllen. Gegen 169 Bewerber hat sie sich durchgesetzt. "Wir haben uns bei der Auswahl sehr viel Zeit genommen", sagt Präsident Trunk. Am Ende waren noch vier Bewerber im Rennen, zwei Männer und zwei Frauen.
"Ich reise sehr viel" Die Frau aus dem Rheinland bringt den nötigen Stallgeruch mit. In den vergangenen fünf Jahren war sie eine von sechs Geschäftsführern der Kölner IHK, zuständig für die Bereiche Industrie, Volkswirtschaft, Innovation und Umwelt.
"Wenn ich hier in Oberfranken eine so hohe Industriequote und eine so hohe Exportquote sehe, dann schlägt mein Herz ja schon höher", sagt Degen.
"Wir sind in der Region an der Schwelle zur Exportquote von 50 Prozent.
Wir wollen eine stärkere Internationalisierung", nennt Trunk einen Grund, weshalb man sich für Degen entschieden habe. Sprachlich kann die studierte Volkswirtschaftlerin problemlos mit Englisch, Spanisch und Französisch glänzen. Kein Wunder. Ihr Lebenslauf weist mehr als bloße Kammertätigkeit auf. Als ehemalige Direktorin des Zentrums für internationale Beziehungen an der Universität Köln hat sie Auslandserfahrung gesammelt. Auch in der Freizeit reist die ledige neue Hauptgeschäftsführerin "sehr viel und weit auf eigenen Pfaden", den Fotoapparat im Gepäck. Tauchen gehört zu ihren Hobbys, Latin Jazz zu ihren Leidenschaften.
Nach Oberfranken hat sie bisher noch nichts geführt.
Ihr letzter Job als Geschäftsführerin eines FAZ-Tochterunternehmens, das sich um Weiterbildung für Führungskräfte kümmerte, endete schnell, weil die Zeitungsgruppe dieses Geschäftsfeld nicht weiterbetreiben wollte. In Bayreuth hat Degen einen Fünf-Jahres-Vertrag. Wenn es nach ihr gehe, dürfe es gerne länger gehen, sagt sie. Bei den 80 IHKs in Deutschland ist sie eine von vieren an der Geschäftsführungsspitze, in Bayern sogar die einzige Frau.
Gegensätzliches mit Präsident Trunk habe sie noch nicht entdeckt. "Ich habe keine Angst davor. Das ist nur eine Frage des Tons", sagt sie selbstbewusst. Auch die Sprache der Diplomatie scheint die Kölnerin gut zu beherrschen: "Die IHK arbeitet nicht mit Marktmechanismen. Man ist auf den Dialog angewiesen und muss nach gemeinsamen Zielen suchen."
Ob die Frau Präsidentin den deutschen Betrieben erklären kann warum die Zwangsabgabe zur Finanzierung der Mitarbeiter für diese mehr als überflüssige Behörde in Deutschland gerechtfertig ist.
IHK Mitarbeiter in die Produktion ! So sollte es durch die Wagnerstadt hallen !