Höhepunkte und Tiefpunkte 2020: Bambergs OB, Landrat & Co. ziehen Bilanz

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Karikatur: Christiane Pfohlmann
Karikatur: Christiane Pfohlmann

Wahl, Erfolge, Streit, Hoffnung und Skandale: Wie neue und altbekannte Persönlichkeiten aus der lokalen Bamberger Politik das vergangene Jahr erlebt haben und wie sie auf 2021 blicken.

Die Kommunalwahl im März 2020 wurde von der Pandemie ein wenig in den Schatten gestellt - obwohl sie einige spannende Entwicklungen nach sich zog.

So zogen erstmals 14 Parteien und Wählergruppierungen in den Bamberger Stadtrat ein. Darunter auch die nicht unumstrittene AfD. Die Grünen lösten die CSU als stärkste Fraktion ab. Und vielleicht auch als die Fraktion mit öffentlich ausgetragenen Meinungsverschiedenheiten. Denn zwischen der Fokussierung auf grüne Kernthemen - zum ersten Mal fand 2020 eine Klima-Sondersitzung statt - und Kompromissen um Mehrheiten blieben sich nicht alle Parteikollegen grün.

So beendete etwa das Grünen-Urgestein Gerd Rudel kurz vor dem Jahreswechsel seine Mitgliedschaft, machte dies in den Sozialen Medien öffentlich und gab als Gründe unter anderem die Schlachthof-Privatisierung und die Unterstützung der Wiederwahl des nicht unumstrittenen Kämmerers Bertram Felix durch einige grüne Stadträte an. Gelingt dem neuen grünen Bürgermeister Jonas Glüsenkamp die Gratwanderung zwischen Mehrheitsfindung und Parteibasis?

Ein beschwerlicher Weg steht auch dem wiedergewählten OB Andreas Starke (SPD) bevor: Die mutmaßlichen Daten- und Bonus-Skandale werden ihn auch ins neue Jahr begleiten. Der wiedergewählte Landrat Johann Kalb (CSU) hatte als Leiter der Gesundheitsbehörde für Stadt und Landkreis im Corona-Jahr viel Verantwortung zu tragen. Und musste zuvor in die Stichwahl mit Andreas Schwarz (SPD).

Unter Kalbs Herausforderern war auch der 19-jährige Marco Strube, der nach der Wahl noch sein Abitur machte und zum neuen Vorsitzenden der FDP Bamberg gewählt worden ist. Wie die angesprochenen Politiker das Jahr selbst wahrnahmen, verraten sie nun hier.

Johann Kalb, wiedergewählter Landrat (CSU):

2020 war ein Jahr wichtiger Ereignisse und großer Herausforderungen. Unserer Bevölkerung bin ich sehr dankbar, dass sie mir die Geschicke des schönsten Landkreises Bamberg für weitere sechs Jahre anvertraut hat. Extrem geprägt wurde das Jahr durch Corona. Als Leiter der Gesundheitsbehörde für Stadt und Landkreis ist man in einer außerordentlichen Verpflichtung: Von A wie Abstrichstelle im März bis Z wie Zentrum für Impfungen im Dezember: Jede Entscheidung wirkt sich unmittelbar auf mehr als 220.000 Menschen aus. Unabhängig davon stand die Welt auch im Landkreis nicht still. Nur stichpunktartig seien genannt: Klimaanpassungskonzept, Millionen-Investitionen in Bildung und Infrastruktur, Weiterentwicklung von ÖPNV und Mobilität und Transformation in der Autozuliefererindustrie. Als besondere Ehre habe ich es empfunden, dass ich zum Ratsvorsitzenden der Europäischen Metropolregion Nürnberg gewählt worden bin. Und schließlich wird es mir zum Ende des Jahres erst so richtig bewusst, welches Privileg es war, im Januar mit vielen netten Gästen bei bester Gesundheit meinen 60. Geburtstag feiern zu können. Für 2021 wünsche ich vor allem eines: Allen beste Gesundheit!

Marco Strube, jüngster Landratskandidat (FDP):

Ich blicke auf ein intensives und trotz Pandemie auch positives Jahr 2020 zurück. Da ist zum einen die Familie, die in den schwierigen Zeiten zusammengehalten hat, füreinander da war und mich immer unterstützte. Und zum anderen meine Freundinnen und Freunde aus der Schule und auch der FDP, mit denen ich während des Lockdowns die Freundschaft aufrecht erhielt und die ich wenn immer möglich persönlich traf. So war es mir möglich, gemeinsam einen spannenden Kommunalwahlkampf zu führen (Interviews und Podiumsdiskussion waren tolle Erfahrungen), die ersten Schritte als Kreisrat zu machen, das Abitur mit schwieriger und selbstständiger Vorbereitung zu schaffen und ins erste Semester zu starten, auch wenn mir persönliche Kontakte zu Kommilitonen und Professoren fehlen. Auch als neuer Vorsitzender der FDP Bamberg gewählt worden zu sein und mich neuen Aufgaben stellen zu dürfen zähle ich zu den positiven Erfahrungen dieses Jahres. Ich bin dankbar für die Unterstützung, dass in meinem Umfeld alle gesund sind und hoffe das dies so bleibt. Für 2021 bin ich zuversichtlich...

Jan Schiffers, neue Stadtrat (AfD):

Positiv im Jahr 2020 war für mich, dass wir als AfD Bamberg seit der Kommunalwahl im März in Fraktionsstärke im Kreistag vertreten sind und zwei Stadträte in Bamberg und einen in Scheßlitz stellen. Was waren die Tiefpunkte? Es fällt mir schwer, unter den vielen negativen Ereignissen und Entwicklungen - die horrende Staatsverschuldung, die aus dem Ruder gelaufene Geldvermehrung durch die EZB, die islamistischen Anschläge in Europa, die Einschränkungen der Freiheitsrechte und das Abwürgen der Wirtschaft durch aus meiner Sicht zu drastische Corona-Maßnahmen - einen speziellen Punkt zu nennen. Aber besonders sorgt mich die Spaltung unserer Gesellschaft, die seit Beginn der Corona-Krise deutlich zugenommen hat. Für das Jahr 2021 befürchte ich, dass die genannten negativen Entwicklungen noch zunehmen werden und sich auch wirtschaftlich spürbar auswirken werden. Hoffnung macht aber, dass sich immer mehr Menschen kritisch mit den Entwicklungen auseinandersetzen und diese hinterfragen.

Andreas Starke, wiedergewählter Oberbürgermeister (SPD):

Das Jahr 2020 war für viele von uns verbunden mit hoch emotionalen Situationen und neuen Herausforderungen. Als sich die Berichte über die Ausbreitung eines hoch ansteckenden Virus in China häuften, wurde rasch klar, dass dies unser Leben verändern wird. Der Katastrophenfall wurde im Frühjahr ausgerufen. Der laufende Wahlkampf war davon ebenfalls betroffen. Über das gute Ergebnis bei der OB-Wahl freute ich mich genauso wie über die große Solidarität in unserer Stadtgesellschaft. Unsere Stiftungen "Gemeinsam helfen für Bamberg" und "Köpfe für Kultur" sind auch Beispiele dafür. Wir müssen zusammenhelfen, um die Krise zu überwinden. Ich danke allen ehrenamtlichen Helfern und dem Personal in Krankenhäusern und Altenheimen. Tiefpunkte waren für mich die Vorwürfe um Zahlungen an Mitarbeiter der Stadt für Mehrarbeit und Überstunden. Wir werden dies umfassend klären, das nehme ich sehr ernst. Für 2021 wünsche ich mir, dass wir die Pandemie in den Griff bekommen. Wir haben das neue Impfzentrum in der "Brose-Arena" eröffnet. Ich hoffe: ein Wendepunkt zum Guten im Kampf gegen Corona! Ich wünsche Ihnen Gottes Segen und Gesundheit für 2021. Uns allen wünsche ich eine gute gemeinsame Zukunft in unserer schönen Stadt.

Jonas Glüsenkamp, neuer Bürgermeister (Grünes Bamberg):

Im ersten Lockdown, als wir alle daheim waren, uns in unsere Videokonferenzen eingewählt und in unsere Decken eingewickelt haben, war Herr Zeck stets draußen. Nicht etwa, weil er damit gegen die Maßnahmen der Regierung protestieren wollte oder "einfach mal raus" musste, sondern weil er keinen Ort hatte, an dem er sein konnte. Im Lockdown fällt er am menschenleeren Bahnhof besonders auf. Ein Unsichtbarer, der plötzlich sehr sichtbar wird. Schufa und Sucht machten es ihm bisher unmöglich, eine Bleibe zu finden. Seit 2020 gibt es das Kooperationsprojekt "Übergangswohnen Plus" in Bamberg. Menschen, wie Herrn Zeck, wird eine Wohnung durch die Stadtbau zur Verfügung gestellt. Damit möglichst feste Mietverhältnisse aus dem Übergangswohnen werden, gibt es eine professionelle Begleitung. Der Freistaat fördert, Caritas, Diakonie und Ehrenamtliche, die gemeinsam bei "Menschen in Not" engagiert sind, packen an und die Stadt unterstützt. Im nun zweiten Lockdown ist Herr Zeck in seiner Wohnung. Durch viel Kraft und Willen von engagierten Menschen, die neben vielen anderen in Bamberg zu meinen Heldinnen und Helden des Coronajahres 2020 gehören.