Der Marktgemeinderat beendete die Debatte um die vermeintlich zukunftsträchtige Verlegung des Bahn-Haltepunkts Hirschaid südlich der Maximilianstraße.
Der Marktgemeinderat schiebt der Verlegung des Bahn-Haltepunkts Hirschaid südlich der Maximilianstraße einen Riegel vor. Acht Räte stimmten jetzt in der Sitzung für den Ersatzneubau, 14 hielten am jetzigen Standort fest. Gefordert wird nun die Verlängerung des bestehenden westlichen Bahnsteiges um mindestens 40 Meter in südlicher Richtung. Das ist erforderlich, weil zur Verbesserung der Parkplatzsituation Flächen am Leimhüll oder im Baugebiet "Hohe Beete" sowie der Rathauspark herangezogen werden sollen. Es muss mindestens ein neuer, leistungsfähiger Pendlerparkplatz errichtet werden, da der jetzige Parkplatz auf der Ostseite für die ICE-Strecke geopfert werden muss. Bürgermeister Klaus Homann (CSU) wurde vom Marktgemeinderat einstimmig beauftragt, alle nötigen Schritte zu unternehmen und die Fördermittel zu beantragen.
Jahrelange Großbaustelle
Den Anliegern des Leimhüll und ihren Nachbarn ist nach dem Beschluss des Rates ein Stein vom Herzen gefallen. Wenigstens rückt ihnen der Haltepunkt mit seinem Tag-und-Nacht-Betrieb nicht näher. Alle Hirschaider müssen damit leben, dass der viergleisige Ausbau der Bahnstrecke Nürnberg-Ebensfeld über Jahre hinweg den Hauptort in eine Großbaustelle verwandeln wird. Da verpufft auch die nochmals von SPD-Rat Josef Haas vorgetragene fundamentale Kritik an dem "Natur zerstörenden Projekt".
Allen anderen im Marktgemeinderat ist klar, dass Hirschaid das letzte unvollendete Verkehrsprojekt Deutsche Einheit nicht wird stoppen können. Homann betonte, dass es nur darum gehen könne, für die Marktgemeinde das Beste aus dem Vorhaben herauszuholen. Dazu zählt der Bürgermeister schon die Festlegung, dass Hirschaid unabhängig von der Bahn die Lärmemissionen vor und nach der Baumaßnahme durch Gutachter dokumentieren lassen wird. Ebenso wird der Markt eine separate Schadensfeststellung an privaten und öffentlichen Gebäuden und Straßen vornehmen.
Gewissermaßen "kurz vor Torschluss" war die kühne Idee aufgeflammt, anlässlich des Streckenausbaus den Hirschaider Haltepunkt südlich der Maximilianstraße zu verlegen, um näher an die Realschule (und ein vielleicht doch noch folgendes Gymnasium) zu rücken. Die beengten Verhältnisse im Umfeld des Bahnhofs könnten durch großzügigere Lösungen auf der anderen Seite der Bahnbrücke abgelöst werden. Um Vor- und Nachteile der Verlegung bzw. des Festhaltens am jetzigen Standort zu prüfen, wurde im September vorigen Jahres das Bürgerforum "Planungsgruppe ICE-Ausbau" gegründet. In fünf Sitzungen unter reger Beteiligung von Gemeinderäten und engagierten Bürgern wurde das Für und Wider tiefschürfend erörtert. Alle Beteiligten nahmen dafür den herzlichen Dank des Bürgermeisters und des Moderators Markus Zillig entgegen. Denn am Ende stand eine ausführliche Materialsammlung zur Verfügung, die den Marktgemeinderäten für die ganz persönliche Entscheidungsfindung dienlich war.
Auch eine Kostenfrage
Ein anderes Informationspaket steuerte die Ingenieurgemeinschaft Emch+Berger bei. Quintessenz ihrer Expertise: Bei der Südverlegung des Haltepunkts kämen auf die Gemeinde voraussichtlich 4,4 Millionen Kosten zu; an der Ertüchtigung des jetzigen Haltepunkts nördlich der Maximilianstraße hätte sich Hirschaid mit 4,7 Millionen Euro zu beteiligen. Eingeschlossen sind jeweils 200 000 Euro für den Ausbau am Griesweg und eine halbe Million Euro für den Umbau von Leitungen, erklärte der Gutachter Klaus Schöbel. Die Genauigkeit der Kostenschätzung bezifferte der Ingenieur mit "plus/minus 30 Prozent.
Eine Position fehlte in der umfangreichen Erhebung: Die Kosten für den Rückbau des bestehenden Haltepunkts nach der etwaigen Verlegung. Dazu lag die Warnung des Bayerischen Innen- und Bauministers Joachim Herrmann (CSU) vor: "Die hierfür aller Voraussicht nach anfallenden Mehrkosten hätte der Markt Hirschaid zu tragen."
Skeptiker wie der CSU-Fraktionssprecher Heinrich Dorn oder die stellvertretende Bürgermeisterin Elke Eberl (CSU) fürchteten noch mehr Unwägbarkeiten im Neubaukonzept. Während etwa Dritter Bürgermeister Hans Wichert und Gerhard Lieberth (beide WG Sassanfahrt-Köttmannsdorf-Rothensand) die Südverlegung im Interesse der künftigen Generationen empfahlen, sah Gerd Porzky (Freie Wähler) die Frage noch gar nicht entscheidungsreif. So entschied sich die Mehrheit des Marktgemeinderates schließlich für die vermutlich weniger risikobehaftete Variante Ausbau am jetzigen Standort.
Das letzte Wort zum Thema Haltepunkt Hirschaid ist noch lange nicht gesprochen. So machte Romana Gensel auf die längst erforderliche "Parkraumbewirtschaftung" aufmerksam, also auf die Erhebung von Parkgebühren im Umfeld des Bahnhofs. Die Anbindung der Buslinien oder der Bau- und Gewerbegebiete Hohe Beete und Hirschaid-Ost sind weitere Stichworte für eine schier unendliche Geschichte.
Minister will intervenieren
Auch Hirschaid wird einiges abverlangt, damit der ICE zwischen Nürnberg und Berlin zwei Stunden Fahrzeit einsparen kann. Davon werde auch der Hirschaider Bürger und der regionale Schienenpersonennahverkehr profitieren, stellte Innenminister Herrmann in Aussicht. Bezüglich der Parkplatzfrage will er gerne persönlich beim Vorstand der DB Netz AG intervenieren. Noch ist diesbezüglich alles offen. Nur über die Bahnhofsverlegung braucht Klaus Homann nun nicht mehr zu verhandeln.