Die ortseigenen Brunnen sind in Spitzenzeiten überlastet, erfuhr der Hirschaider Gemeinderat. Fachleute empfehlen den Anschluss an die Fernwasserleitung.
Das muss erst mal sacken: 50 000 oder gar 70 000 Kubikmeter aus der Fernwasserversorgung Oberfranken soll sich die Marktgemeinde künftig dazukaufen, um die gemeindliche Wasserversorgung aufrechterhalten zu können. Diesen Rat erhielt der Marktgemeinderat nach gründlicher Untersuchung des Verbrauchs und des Wasserdargebots aus Quellen oder Brunnen im Gemeindebereich.
Parallel zur Einwohnerzahl wuchs der private und gewerbliche Wasserverbrauch in Hirschaid seit 2004 um etwa zehn Prozent. Die Gemeindeteile östlich des Kanals und etwa die Hälfte der Regnitzau werden aus den Kälberbergquellen und aus sechs Tiefbrunnen (u. a. bei Seigendorf) versorgt. Die westlichen Ortsteile bekommen ihr Trinkwasser aus vier Brunnen bei Erlach.
Defizite ermittelt
Das Ingenieurbüro Höhnen & Partner aus Bamberg hat alle Verbrauchs- und Wasserdargebotswerte gegenübergestellt, hochgerechnet und Defizite ermittelt. Dass der Wasserbedarf während des niederschlagsarmen Jahres 2015 zeitweise nur durch längere Förderzeiten der Brunnenpumpen abgedeckt werden konnte, musste nicht verwundern. Die Hir-schaider Wasserversorgung leidet zum einen darunter, dass die Kälberbergquellen durchschnittlich zwar 490 Kubikmeter Wasser am Tag liefern, in Trockenzeiten aber nur 80 Kubikmeter. Dann jedoch ist der Verbrauch am höchsten.
Der steigt im Versorgungsgebiet Hirschaid-Ost am Tag von durchschnittlich 1013 Kubikmeter auf 1763 Kubikmeter, wenn Gärten bewässert werden und mehr geduscht wird. Als weiterer Nachteil mache sich das geringe Speichervolumen der Hirschaider Hochbehälter bemerkbar, schreiben die Gutachter: Die Speicher böten nur 45 Prozent des Volumens eines Tagesbedarfs, nötig wären 90 Prozent.
Veto der Experten
Auf die kurzfristige Entlastung durch die Abkoppelung des Freizeitbades Frankenlagune durch Verwendung eines eigenen Brunnens darf Hirschaid auch nicht hoffen: Das Landratsamt teilte mit, dass Wasser aus diesem nicht geschützten Brunnen zum Beispiel nicht für die Duschen oder die Gastronomie benutzt werden darf. Außerdem empfehlen die Experten, die oberen Kälberbergquellen aufzugeben, weil sie aufgrund der Karst-Abdeckung leicht verunreinigt werden können. Lohnenswert wäre demnach nur die Sanierung und Ertüchtigung der "Eichwaldquellen", also der Felsen-, Simons-, Tiefen- und Wegquelle.
Auf die im Wasserdargebot sehr schwankende "Hoffnungsquelle" soll hingegen verzichtet werden. Dadurch verringert sich allerdings die Schüttung der Eichwaldquellen auf 3,5 bis 0,7 Liter pro Sekunde. Für die Sanierung dieser Quellen und ihrer Anbindung an die Hochbehälter kalkulieren die Gutachter mit mehr als einer Million Euro Kosten.
Sie halten diesen Aufwand allerdings mit Blick auf die langfristige Versorgungssicherheit für gerechtfertigt. Das Problem dabei: Während der Sanierungsarbeiten fallen die Quellen als Lieferanten von Trinkwasser aus.
Die Lücke kann nach Ansicht der Ingenieure nur durch den Anschluss an die parallel zur Autobahn verlaufende Fernwasserleitung aus dem Lech-Donau-Gebiet geschlossen werden. Ein Schachtbauwerk sei bereits vorhanden. Es entstünden einmalige Kosten von rund 275 000 Euro und für den Bezug des Fernwassers zur Zeit etwa 0,70 Euro pro Kubikmeter.
Die Anbindung an die Fernwasserleitung stellt nach Ansicht der Fachplaner "eine signifikante Verbesserung der Versorgungssicherheit" dar. Wasserbedarfsspitzen könnten so abgedeckt werden.
Schnelle Lösung gesucht
Auf Frage von Albert Deml (ÖL), der lieber kein Fernwasser trinken möchte, erfuhr der Marktgemeinderat, dass die Niederbringung und Erschließung eines weiteren Brunnens auch etwa 275 000 Euro kosten würde. Bürgermeister Homann (CSU) warnte jedoch davor, das Heil darin zu sehen: Es gehe um eine schnelle Lösung des Versorgungsengpasses; bis ein neuer Brunnen in Betrieb genommen werden könne, würden leicht zwei Jahre vergehen.
Der Marktgemeinderat nahm die Informationen der Fachplaner erst einmal nur zur Kenntnis. Zusammen mit den Gedanken an die Vergrößerung der Wasserhochbehälter und die nicht gerade rosige Finanzlage von Hirschaid ergibt sich daraus eine interessante Denksportaufgabe fürs nächste Jahr.
Und 2017 geht es vorrangig darum, das Problem der schwankenden Härtegrade im Wasser des Ortsnetzes Seigendorf zu lösen.