"Helden des Alltags" in Bamberg haben gewonnen

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Knapp 400 Ehrenamtliche hatten sich auf dem Maxplatz eingefunden. Eine Menschenkette bildeten sie nicht. Fotos: Krüber-Hundrup
Knapp 400 Ehrenamtliche hatten sich auf dem Maxplatz eingefunden. Eine Menschenkette bildeten sie nicht.  Fotos: Krüber-Hundrup
Die fünf Promis zeigten sich als gute Verlierer: Klaus Stieringer, Konrad Gottschall, OB Andreas Starke, Weihbischof Herwig Gössl und Landrat Johann Kalb (v.l.).
Die fünf Promis zeigten sich als gute Verlierer: Klaus Stieringer, Konrad Gottschall, OB Andreas Starke, Weihbischof Herwig Gössl und Landrat Johann Kalb (v.l.).
 
Ein Blickfang waren die drei ehrenamtlichen Damen vom "Bamberger Sortengarten e.V.": Marion Hartmann, Saskia Delbrügge und Inge Scheffler (v.l.).
Ein Blickfang waren die drei ehrenamtlichen Damen vom "Bamberger Sortengarten e.V.": Marion Hartmann, Saskia Delbrügge und Inge Scheffler (v.l.).
 

Prominente Wettkandidaten suchten 3000 Ehrenamtliche als Kettenglieder.Doch OB Starke, Weihbischof Gössl und Co. verloren ihre Wette: Nur knapp 400 Freiwillige kamen zum Maxplatz - die fehlenden 2600 waren eben im Einsatz.

Da bietet sich doch gleich die nächste Wette an: Wetten, dass es Weihbischof Herwig Gössl schafft, für die Ehrenamtlichen der evangelischen Erlösergemeinde fünfzehn Kuchen zu backen? "Das wäre gelebte Ökumene", lachte Anette Simojoki, Pfarrerin der Gemeinde, die am Samstag das Spektakel auf dem Maxplatz verfolgte. Der Weihbischof wird von ihr zum Empfang für die ehrenamtlichen Mitarbeiter der Erlösergemeinde eingeladen, damit er für sie eine Andacht hält, ihnen Kaffee einschenkt - und eben die notwendige Anzahl Kuchen kredenzt.

Mit diesem Ausflug in die bischöfliche Backstube ist schon alles gesagt: Die Prominentenwette ging zumindest zahlenmäßig den Bach runter. Oberbürgermeister Andreas Starke (SPD), Landrat Johann Kalb (CSU), Weihbischof Gössl, Stadtmarketingchef Klaus Stieringer und Sparkassenvorstandsvorsitzender Konrad Gottschall hatten ein ambitioniertes Ziel: Mindestens 3000 Ehrenamtliche und bürgerschaftlich Engagierte wollten sie ans Weegmannufer des Main-Donau-Kanals locken, um eine Menschenkette der Solidarität zu bilden. Es kamen aber nur 397 auf den Maxplatz. Die Wette ist also verloren, folglich müssen die Promis jetzt die Ärmel hochkrempeln und ihren Wetteinsatz einlösen.

OB Starke nahm es sportlich: "Auch wenn gerade 400 da sind, zeigt das, mehr als 3000 Menschen kommen nur auf den Maxplatz, wenn unsere Brose Baskets spielen!" rief er der bunten Schar in ihrer "Dienstkleidung" zu. Für ihn seien die Ehrenamtlichen "Helden des Alltags", denen er im Namen der Stadt Bamberg danken möchte. Er sehe die Veranstaltung als "Initialzündung und Vorbild, selbst aktiv zu werden".
Auch Landrat Kalb zeigte sich nicht enttäuscht über das Wettergebnis: "Hinter jedem, der hier steht, sehe ich Hundert andere", erklärte er. Jeder dritte Bürger in Stadt und Landkreis Bamberg engagiere sich ehrenamtlich, das seien rund 70.000 Menschen. "Da habe ich heute gerne verloren und stelle meine Zeit zur Verfügung", ergänzte Kalb.


Menschlichkeit und Würde

Weihbischof Gössl bilanzierte die Wette treffend: "Wer heute eine Ehrenamtskette sehen will, muss die Augen aufmachen und erkennen, wie sich Menschen für andere in Not einsetzen - auch am heutigen Tag." Derzeit seien es besonders Flüchtlinge, für die Ehrenamtliche unentgeltlich Zeit, Kraft und Nerven investieren, so Gössl. Keine Institution könne ohne das selbstlose Engagement von Ehrenamtlichen existieren: "Ein Lob auf das Ehrenamt, weil es uns reich macht an Menschlichkeit und Würde!"

Gemeinsam mit Sparkassenvertreter Gottschall hatte der Weihbischof für alle teilnehmenden Vereine, Initiativen und Einrichtungen ein Preisgeld von 2000 Euro gesponsert. Das Freiwilligenzentrum CariThek mit Simone Famulla und SOPHIA e.V. mit Sabine Brückner-Zahneisen sorgten dafür, dass die beteiligten Organisationen per Los vertreten waren. In einer zweiten Lostrommel schlummerten die Namenszettel jener, denen die Promis eine Zeitspende zur Verfügung stellen sollen.


Lose gezogen

OB Starke zog den CVJM, der 400 Euro bekommt. Ehrenamtlich muss sich Starke nun an das Elterntelefon des Kinderschutzbundes klemmen. Landrat Kalb erwischte für weitere ausgelobte 400 Euro das Los "Pferdepartner Franken e.V. Baunach" und für sein Ehrenamt die "Selbsthilfegruppe Stottern", Weihbischof Gössl die Gemeindebücherei Zapfendorf und eben die evangelische Erlösergemeinde, Klaus Stieringer die DLRG Gaustadt und die Erziehungsberatungsstelle der Caritas, Klaus Gottschall die Sportvereinigung Rattelsdorf sowie den Obst- und Gartenbauverein Wildensorg.

Die 400 Ehrenamtlichen auf dem Maxplatz hatten ihre Freude an der ganzen Aktion, die ihre ansonsten oft verborgene Arbeit ins Tageslicht rückte. "Wir wären heute mehr, wenn nicht alle Ehrenamtlichen am Samstag unterwegs wären", erklärte stellvertretend Anita Meisel, die als Malteserin vielfältigen freiwilligen Dienst leistet. Sie wusste sich in dieser Einschätzung einig mit den vielen anderen vor dem Rathaus aus Sport-, Kultur- oder sozialen Initiativen.

So ganz uneigennützig war ihr Erscheinen aber nicht: "Wir sind hier, weil wir noch weitere Ehrenamtliche suchen", sagten etwa Marion Hartmann, Saskia Delbrügge und Inge Scheffler vom "Bamberger Sortengarten e.V.". Als Lockmittel hatten die drei Damen prachtvolle Sonnenblumen und einen prall gefüllten Korb mit typischem Bamberger Gemüse wie birnenförmige Zwiebeln oder Wirsing mitgebracht.


Forderungskatalog übergeben

Tatsächlich gibt es immer noch Hindernisse, sich ehrenamtlich zu engagieren. So bekamen die fünf Promis eine Petition überreicht, die nach einer Befragung von Ehrenamtlichen im Vorfeld zusammengestellt wurde. Die Petition enthält einen Forderungskatalog an Politik, Verwaltung, Kirche und Wirtschaft, wie sie bürgerschaftliches Engagement unterstützen und fördern sollten: zum Beispiel durch einen Gebührenerlass bei der Anmietung von Räumen für Veranstaltungen, durch einen bürgerschaftlichen Stiftungsfond für gemeinnützige Aktionen in der Region Bamberg oder die Möglichkeit flexibilisierter Arbeitszeiten, um Verpflichtungen im Ehrenamt nachkommen zu können. Letzteres dürfte gerade Weihbischof Gössl mit seinem engen Terminkalender interessieren.

Sicher werden ihn backkundige Frauen auf dem Domberg gern darüber aufklären, wie viel Zeit er für fünfzehn Kuchen abzweigen muss.