Großprojekt auf dem Berg bei Bamberg

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Ohne Umzäunung, dafür mit Flachdach und Gabionenwand: So soll der Rothofhügel aussehen, wenn er voraussichtlich 2021 abgeschlossen sein wird. Anders als auf der Illustration wird das Hochplateau jedoch nicht als Wiese, sondern wie bisher als Ackerfläche genutzt. Grafik: Stadtwerke Bamberg
Ohne Umzäunung, dafür mit Flachdach und Gabionenwand: So soll der Rothofhügel aussehen, wenn er voraussichtlich 2021 abgeschlossen sein wird. Anders als auf der Illustration wird das Hochplateau jedoch nicht als  Wiese, sondern wie bisher als Ackerfläche genutzt.  Grafik: Stadtwerke Bamberg
 

Es bleibt beim Standort des umstrittenen Hochbehälters unweit der Hangkante des Rothofhügels. Allerdings wurde die oberirdische Gestaltung modifiziert.

Es bleibt beim Standort des umstrittenen Hochbehälters unweit der Hangkante des Rothofhügels. Allerdings wurde die oberirdische Gestaltung modifiziert.Lange war nichts mehr von ihm zu hören, doch nun erscheint es so, als ob der Stadtrat seine Handlungsfähigkeit mit Nachdruck unter Beweis stellen wollte. Trotz nicht verstummender Bürgereinwände nutzte er eine der wenigen Sitzungen vor der Kommunalwahl, um ein schwebendes Verfahren nach etwa einjähriger Debatte zu Ende zu bringen. Das Ergebnis: Der umstrittene Hochbehälter auf dem Rothofhügel kann gebaut werden. Die Stadtwerke erhielten ein klares Ja für ihre ca. drei Millionen Euro teueren Pläne.

Ja mehr noch. Daniela Reinfelder von Bamberg Unabhängigen Bürger nutzte ihr Plädoyer für den Standort, um der Initiative "Rettet den Rothof" schwere Vorwürfe zu machen, weil diese die Höhe des Bauwerks in Bildern verfälschend dargestellt habe. Und auch vom grünen Sprecher Ralf Dischinger kamen am Ende einer einjährigen Debatte überraschende Worte. Dischinger stellte die Frage, warum sich ein Gebäude für die öffentliche Wasserversorgung überhaupt verstecken müsse. "Was hätten die Römer gemacht aus einem solchen Bauwerk am Beginn eines Aquäduktes gemacht?"

An der grundsätzlichen Kontroverse änderten die Redebeiträge aber nichts. Nach wie vor gibt es in der Bürgerschaft erhebliche Zweifel an der optischen Wirkung eines Bauwerkes, das den mit 382 Metern über dem Meer bislang noch zweithöchsten Hügel Bambergs um fünf Meter erhöhen soll, wenn auch durch weitgehende Erdüberdeckung optisch kaschiert. "Rettet den Rothof" nennen sich die Anhänger des Rothofhügels, zu denen auch Bernhard Schmidt zählt. Schmidt fürchtet unwiederbringliche Eingriffe, wenn der Wasserspeicher mit seinen tausend Kubikmetern erst einmal gebaut ist. "Das Plateau wird dann in seiner Einzigartigkeit nicht mehr erlebbar sein."

Natürlich ist die Planung längst mehrfach modifiziert worden. Vom ersten Standort des Hochbehälters nur wenige Meter neben der Linde sind die Stadtwerke nach heftigen Protesten mittlerweile abgerückt. Nun soll der oberirdisch sichtbare Zugangsgebäude in respektvollem Abstand von dem alten Baum stehen . Laut Michael Fiedeldey, Geschäftsführer der Stadtwerke, wurde der von Bürgern vorgeschlagene alternative Standort am Sendemast geprüft - und verworfen. Er würde wegen des zu geringen Gefälles technische und damit auch erhebliche finanzielle Probleme aufwerfen.

Auch die zuletzt vorgeschlagene Drehung des Einstiegsgebäudes um 90 Grad nach Norden entpuppte sich als Irrweg. Der Naturschutzbeirat der Stadt lehnte diese Variante ab. Sie würde laut Stadtwerke bedeuten, das Gebäude um einen halben Meter anzuheben und den Abstands zur Linde um 20 auf 100 Meter zu verringern.

Glaubt man den Stadtwerken hat sich der langwierige Planungsprozess dennoch gelohnt. Vorteile verspricht sich der städtische Wasserversorgung nicht zuletzt durch die Ausführung des Zugangsgebäudes mit Flachdach und Steinen hinter Drahtgeflechten (Gabionen). So sei es möglich, auf die ursprüngliche geplante Umzäunung zu verzichten. Das Areal um den Hochbehälter wird also nicht nur mit Büschen und Bäumen optisch eingegrünt, es soll künftig auch für Spaziergänger zugänglich sein und könnte als Aussichtsplattform eine gewisse Bedeutung erlangen.

Diese Hoffnung hat jedenfalls die Mehrheit im Bausenat, die grünes Licht für das Projekt erteilte, das noch heuer begonnen werden soll. "Die Gestaltung ist entschieden gefälliger", sagte Franz-Wilhelm Heller (CSU). Auch Heinz Kuntke (SPD) freute sich über schrittweise Verbesserungen, zu denen er auch den Verzicht der Umzäunung zählte. Ein klares Ja kam auch von Ralf Dischinger (Grünes Bamberg). Auch wenn klar, sei, dass viele Bürger durch den Bau in starkem Maße beeinträchtigt würde, so genieße die öffentliche Wasserversorgung in der Abwägung der Güter doch überragende Bedeutung. Von einer guten Lösung sprach auch Michael Bosch von der Bamberger Allianz. Norbert Tscherner warnte davor, Bambergs Trinkwasserversorgung als selbstverständlich zu erachten. "Die Grundwasserstände haben sich noch immer nicht erholt."

Der Einmütigkeit zum Trotz war die Entscheidung aber nicht einstimmig. Petra Friedrich (Grünes Bamberg) lehnte das Projekt allen Einwänden von Geschäftsführer Fiedeldey und OB Andreas Starke (SPD) nach wie vor ab. Ihre Meinung: Der Hochbehälter dient nur der Wasserversorgung des Neubaugebiets in Wildensorg.

Glosse des Autors:

Die Stadtwerke als Gipfelstürmer

Ob die Stadträte bei Ihrer Entscheidung bedacht haben, dass sämtliche topographische Karten umgeschrieben werden müssen! Und auch der bisherige Status der Altenburg als höchste Erhebung Bambergs mindestens bedroht ist.

Denn nur, wenn man den 33 Meter hohen Turm der Altenburg dazuzählt, bleibt es bei der bisherigen Hierarchie der Bamberger Hügel. Nimmt man aber den höchsten jederzeit begehbaren Punkt, eine Rasenfläche, als Maßstab, schafft der neue Hochbehälter durch seine unterirdischen Dimensionen tatsächlich Fakten und entthront die Altenburg mit 386 Metern über dem Meer durch wenige Zentimeter.

Ungeachtet des geographischen Wettstreits ist die Bürde, die sich die Stadtwerke hier auferlegt haben, aber tatsächlich hoch. Ob das neue Wasserbauwerk den wunderbaren Ort oberhalb der Stadt wirklich nicht verunstaltet, wie die Stadträte hoffen, wird sich erst zeigen, wenn alles fertig ist. Behutsamkeit ist deshalb oberste Bauherrenpflicht.