Das Ehrenamt stand im Mittelpunkt der Diskussionssendung "Jetzt red i" im Hirschaider Bürgerpark.
Niemand sagte "Nein danke!" zum Ehrenamt in der jüngsten Sendung "Jetzt red i" des Bayerischen Fernsehens. So entmutigt von den Nickligkeiten, die einem Ehrenamtlichen das Leben schwer machen können, war denn doch keiner der gut 140 Gäste im mobilen Studio der immergrünen Publikumssendung des weißblauen Senders. Aber über frustrierende Erlebnisse, unverständliche Gängeleien durch Behörden oder gar den Gesetzgeber wurde wortreich geklagt.
Auch der mitunter mangelnde Respekt vor Helfern im Rettungsdienst oder die fragwürdige Anerkennung und Würdigung der Ehrenamtlichen allgemein wurden angesprochen. Und natürlich die Gretchenfrage: Was könnte der Staat tun, um das Ehrenamt angesichts einer schrumpfenden Zahl von willigen Zeitgenossen wieder attraktiver zu machen? Der verblüffende Vorschlag eines Sportfunktionärs: Wie wäre es denn, wenn Vater Staat unseren Einsatz mit ein paar Gratis-Punkten auf dem Rentenkonto vergelten würde?
Ein schwieriges Unterfangen, signalisierte da der Bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU), als verantwortlicher Repräsentant der Politik (sein Pendant war der SPD-Landtagsabgeordnete Paul Wengert). "Denn dazu müsste man den Bund ins Boot holen und die Versicherungsträger." Und wie sollte man unterscheiden zwischen einem Rettungs-Ersthelfer mit jahrelanger Einsatzbereitschaft und Freiwilligen, die nicht ganz so wichtige und so zeitraubende Aufgaben erfüllen? Aber als Denkansatz nahm der CSU-Politiker, die Idee doch wohl mit.
Knapp 45 Minuten Sendezeit der live aus dem Energiepark
Hirschaid übertragenen Publikumsrunde unter Leitung von Tilmann Schöberl waren den meisten Gästen zu kurz. So mancher war mit wichtigen Argumenten gekommen und kam dann doch nicht zu Wort. Außerdem drohten zwei Dauerbrenner die Sendung auch noch zu sprengen: Breiten Raum nahm zum einen das gerade auf der bundespolitischen Bühne durchgekaute Thema Behinderungen und Belästigungen von Helfern bei Rettungseinsätzen ein.
Aus dem Wortwechsel zwischen Feuerwehrleuten und den Politikern macht aber ein Vorschlag vielleicht sogar Furore: Damit die Rettungsgasse - sie ist auf dreispurigen Autobahnen immer zwischen der linken und der mittleren Fahrspur zu bilden (!) - möglichst gut befahrbar wird und bleibt, sollte per Gesetz festgelegt werden, dass Lastwagenfahrer bei niedrigen Geschwindigkeiten (zum Beispiel unter 30 km/h) nur noch die rechte Spur nutzen dürfen, forderte ein Feuerwehrfunktionär. Lenken die Brummifahrer nämlich auf die mittlere oder gar die linke Fahrbahn, ver- oder behindern sie die Vorbeifahrt der breiten Feuerwehrfahrzeuge. Im Übrigen, so der Wunsch der Unfallhelfer über die rund 300 000 Fernseh-Zuschauer von "Jetzt red i" hinaus, sollte sich am Unfallort und im Umfeld jeder Unbeteiligte so verhalten, wie er es sich wünschen würde, wenn er selbst dringend dieser Hilfe bedürfte.
Professor Klaus-Christian Carbon von der Uni Bamberg schlug überdies vor, alle Menschen in den Zustand zu versetzen, dass sie kompetent Hilfe leisten können. Wer nicht helfen könne, wechsle leicht den Modus und "dokumentiere" mit dem Smartphone die Szenerie, um sie möglichst schnell ins Internet hochzuladen. Solche Gaffer machen sich gerade rund um die Einsatzorte besonders unbeliebt. Neuerdings können sich allzu Aufdringliche empfindliche Strafen einhandeln. Das begrüßte auch MdL Wengert, der aus seiner Kenntnis als stellvertretender BRK-Landesvorsitzender informierte, dass 2016 in 74 Fällen gegen Rot-Kreuz-Helfer Gewalt ausgeübt worden sei, zur Hälfte übrigens von den Hilfsbedürften selbst.
Auch die von Wasserwacht und DLRG beklagte "Bürokratie", die einer Genehmigung des Betriebs von Rettungsbooten vorausgestellt ist, hat den Innenminister verblüfft. Das sollte zu vereinfachen sein, ließ Herrmann durchblicken. Dass auch im lebenswichtigen Rettungsdienst auf dem Land dem "Altruismus Grenzen gesetzt sind," nahm der Minister zur Kenntnis. Eine Zusage, dass Rettungseinsätze durch freiwillige "First Responder" von den Krankenkassen entgolten werden, mochte sich Herrmann nicht entlocken lassen. Auch bleibt offen, ob wenigstens ein Kostenersatz aus öffentlichen Kassen erreicht werden kann, wenn schon Spenden und Mitgliedsbeiträge nicht mehr ausreichen, um etwa die Wasserrettung in Bayern sicherzustellen.
Beim zweiten großen Thema des Abends - freiwillige Hilfe an Asylsuchenden - ließ sich der Innenminister von seinem Kurs nicht abbringen. Er würdigte zwar das Engagement der Betreuer und betonte, dass es alle Bürger zu akzeptieren hätten, wenn ein Asylbewerber anerkannt worden sei. Andererseits bat er um Verständnis, dass Flüchtlinge in ihr Heimatland zurückgebracht werden, wenn nach einem aufwendigen Rechtsverfahren ein Asylantrag abgelehnt worden ist. Zufrieden stellte das weder einen anwesenden Asylpaten noch die Repräsentantin von "Freund statt Fremd" nicht. Besonders die "Rückführung" von Afghanen oder von schon weitgehend integrierten Asylbewerbern stößt im Unterstützerkreis auf Unverständnis.
Bleibt noch den heiklen Umgang mit Kuchenspenden für Benefizveranstaltungen zu beleuchten. Da wähnen sich die Verantwortlichen mit einem Bein im Gefängnis, wenn ein allergischer Besucher krank wird, weil er keine Gelegenheit hatte, sich über alle möglichen Inhaltsstoffe zu informieren. Für MdL Wengert führt da am Verbraucherschutz aber kein Weg vorbei. Sein Rat: Man sollte halt solche Backzutaten verwenden, die in der Regel gut vertragen werden.
Was nicht diskutiert wurde: die Sandkerwa-Problematik, so aktuell und regional das Thema auch ist. Und was nicht untergehen soll: Der tiefe Dank an alle ehrenamtlichen guten Geister, ohne die unser Land nicht funktionieren würde.
wer auf solch einen Schmarrn kommt hat nie etwas gearbeitet oder geleistet.
Ehrenamt ist Ehrenamt und muss nicht vergütet werden. denn sonst ist es ein Job wie jeder andere auch.
Soweit kommt es noch, daß sich selbsternannte Asylhelfer noch eine Extrarente aus unserer Gemeinschaftskasse erschleichen, wo doch schon so viele Rentner nicht genug haben um nach Jahren der Arbeit vernünftig leben zu können.
Bei Rettungskräften sähe ich da kein Problem, da müßte der Staat sogar extra "Was" springen lassen, z.B. aus der Beamtenkasse.