"Vier Wände für ein Halleluja" heißt das neue Soloprogramm von Heidi Friedrich, das am 29. September im Jazzkeller seine Bamberg-Premiere feiert.
Mit rheinischem Frohsinn mischt Heidi Friedrich Franken auf - und das seit fast einem Vierteljahrhundert. "Den Wahnsinns des Alltags kann man eben nur lachend ertragen", meint die Humoristin, die Fans nach dreijähriger Wartezeit nun die nächste rezeptfreie Lachtherapie-Einheit bietet. "Vier Wände für ein Halleluja" heißt das neue Soloprogramm, das am 29. und 30. September im Jazzkeller zu erleben ist. Einen Vorgeschmack gibt's vorab.
Wohnen in Bamberg - ein Problem?
inFranken: Eine Expedition in den "Immobiliendschungel" bieten Sie Zuschauern nach Programmen wie "Push up" oder "Bauch, Beine Hirn". Könnten Sie lokale Entwicklungen zu "Vier Wände für ein Halleluja" inspiriert haben? Heidi Friedrich: Wohnen - ist das in Bamberg etwa ein Problem? Die Neubaugebiete der letzten Jahre (Erba, Konzerthalle, etc.) standen unter dem
Motto "Wohnen für Reiche". Wir können gerne eine Wette abschließen: Was ist eher fertig? Das familienfreundliche Glaskontor-Gelände oder der Berliner Flughafen. Dazu kommt noch die Wohnraumverknappung durch 350 Ferienwohnungen. Muss der gemeine Bamberger nach Hohengüßbach ziehen? Nach Untergreuth oder Roschlaub? Die Edelweiß-Schützen mussten wegen eines Bauprojekts aus dem Griesgarten raus - ist das schon Gentrifizierung? Wobei Gentrifizierung für mich immer nach Mandelentzündung im Endstadium klingt.
"Die Betonmischmaschine war mein Babysitter, rheinische Rohbauten mein Spielplatz", schreiben Sie in der Preview auf Ihr Programm. Klingt nach Trauma. Was arbeiten Sie da vor Publikum auf? Heidi Friedrich: Die Betonmischmaschine und ich - das war der Beginn einer wunderbaren Freundschaft, der mich auf künftige Sanierungen vorbereitete.
Rohbauten als Spielplätze waren prima, dort standen zwar die Schilder "Betreten verboten. Eltern haften für ihre Kinder". Aber zum Verbieten und Haften hatten unsere Eltern keine Zeit. Eine Kindheit ohne Helikoptereltern hatte durchaus Vorteile. Ohne GPS wird für die heutige, durch Mütter und digitale Geräte überbetreute Generation der Weg zum Klo schon zur Herausforderung. Wir haben damals noch Kieselsteine gestreut, um den Weg nach Hause zu finden.
Russische Hacker ein Problem
Auch ums "Smart Home" dreht sich Ihr neues Solo: Lästert eine Kennerin oder ein Technik-Dino, der noch zum Fernsprechapparat mit Wählscheibe greift? Wie viel Fortschritt vertragen Sie? Heidi
Friedrich: Natürlich ist es praktisch, wenn man im Urlaub per Smartphone von einem Markt in Marrakesch aus seinen Rasenmäher in Wildensorg anstellen kann. Oder dem Nachwuchs daheim die Party versaut, weil man von überall auf der Welt vom Soundboard aus die Kastelruther Spatzen einspielen kann, die Heizung abstellt und den Kühlschrank verriegelt. Das mit dem Smart Home birgt aber auch gewisse Risiken: Wird das System nicht regelmäßig upgedatet, übernehmen russische Hacker meine Waschmaschine und die Wollwäsche läuft bei 90 Grad. Auch für Einbrecher ist das Smart Home eine tolle Sache. Sie können sich über die Kameras in Ruhe das Haus angucken und eine Einbruchliste zusammenstellen, quasi Homeshopping Europe für Kriminelle.
Mit Thrombosestrümpfen
Drei Jahre lang haben Fans auf Ihr neues Solo warten müssen, während Sie mit Birgit Süß oder auch Arnd Rühlmann auf der Bühne standen. Ist's befreiend, wieder ohne Anhang und lästige Abstimmungsprobleme zu arbeiten? Heidi Friedrich: Ich sehe alle Projekt nur positiv. Mit Arnd Rühlmann kann ich meine satirische Leidenschaft für Bamberg ausleben, beim Jahresrückblick mit Birgit Süss mein Faible für politische Themen. Bei meinem Solo arbeite ich mich an gesellschaftlichen Strömungen und allem, was nervt, ab.
Das heißt allerdings auch, dass ich im Moment in 14 Monaten vier Programme schreibe und mit Thrombosestrümpfen stundenlang am Schreibtisch sitze - bis ich am Ende des Tages nicht mehr weiß, war es Arbeit oder ein Langstreckenflug nach Asien.
Mit Krippenspielen starteten Sie zu Grundschulzeiten Ihre Bühnenkarriere. Was zog Sie in den 80er Jahren in die Spaßfraktion? Heidi Friedrich: Moment, ich habe in den 80ern mit Ernst angefangen: vier Jahre beim Serapionstheater in Wien! Danach war ich 28, körperlich fast am Ende, fühlte mich aber für eine Frührentnerin noch zu jung und begann, eigene Programme zu schreiben. Wenn ich jetzt nach dem Auftritt kaputt bin, bin ich selbst schuld daran. Mit dem Begriff "Spaßfraktion" habe ich aber so meine Probleme.
Ich erzähle ja keine Witze, sondern mache Kabarett.
Fehl am Platz
Erlebten Sie mal ein Publikum, das ganz und gar keinen Spaß verstand? Was war in all den Jahren (inklusive der Krippenspiele) ein Alptraumauftritt? Heidi Friedrich: Es gab schon ab und zu Zuschauer, die etwas dünnhäutig reagierten, aber die sind im Kabarett falsch. Wer schon Schnappatmung bekommt, weil ich ein ironisches Gedicht über die Fußball-Nationalmannschaft mache, sollte zu Andreas Gabalier gehen. Im Kopf bleiben eher die schönen Reaktionen: So sagte während des Erdbebens in Christchurch - ich hatte am Abend zuvor auf dem Kreuzfahrtschiff gespielt - ein Passagier zu mir: "Frau Friedrich, wenn wir jetzt sterben, dann waren sie das Letzte, über das wir im Leben gelacht haben."
Gab's Lokalprominenz, die
sich in Ihren Krimi-Parodien oder eben Programmen erkannt und auf den Schlips getreten fühlte? Heidi Friedrich: Bei mir hat sich bisher keiner gemeldet. Ich bin auch nicht bei Facebook, so bleibt mir ein Shitstorm erspart. Für mein aktuelles Programm sehe ich schwärzer. Es könnte sein, dass sich die Reihen im Bekanntenkreis lichten ...
Schelte fürs Publikum
Sie beschreiben sich als rheinische Frohnatur. Was kann einer Heidi Friedrich gründlich die Laune verderben? Und was unternehmen Sie, um sich vor Auftritten in Stimmung zu bringen (Schampus?) Heidi Friedrich: Danke Frau Mayer! Sie geben mir die Chance, es mir mit meinem Publikum zu verderben. Diese Gelegenheit möchte ich nicht ungenutzt lassen. Liebe Zuschauer, das Handygebimmel während der Auftritte nimmt wieder extrem zu.
Ich glaube, es gefährdet weder die Existenz, noch versinkt man in Bedeutungslosigkeit, wenn man die Kiste um drei vor acht ausmacht. Dann könnte man als Künstler auch mal wieder im Dunkeln anfangen, ohne auf ein Meer leuchtender Displays zu schauen. - Schampus vor dem Auftritt? Nein! Ich muss mir weder das Programm, noch das Publikum schöntrinken!
Die Termine
"Vier Wände für ein Halleluja" ist am 29. und 30. September ab 20 Uhr im Jazzkeller (Obere Sandstraße 18) zu sehen. Eine weitere Vorstellung findet am 8. Oktober in der Lechner-Bräu Baunach ab 20 Uhr statt. Tickets sind über den BVD erhältlich.