Geht in Reckendorf ein Brandstifter um?

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Ein Familienunternehmen in Schutt und Asche. Die Aufnahme machte infranken.de-User Andreas Köhler am vergangenen Montag gegen 17 Uhr mit einer Kameradrohne.
Ein Familienunternehmen in Schutt und Asche. Die Aufnahme machte infranken.de-User Andreas Köhler am vergangenen Montag gegen 17 Uhr mit einer Kameradrohne.

Das Feuer in einer Schreinerei am Montag ist das verheerendste, aber nicht das erste, über das in Reckendorf spekuliert wird. In den letzten zwei Jahren gab es mehrere Fälle mit Hinweisen auf Brandstiftung.

Noch haben sich die Hinweise auf eine Brandstiftung in Reckendorf offenbar nicht verdichtet. "Die Ermittlungen laufen weiterhin in alle Richtungen. Alles wird überprüft", sagt Alexander Czech, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Oberfranken in Bayreuth. Was sich nach dem Brand der Schreinerei verdichtet, sind Spekulationen. Genährt werden sie durch mehrere Brände in den letzten zwei Jahren, bei denen die Brandursache bis heute nicht geklärt werden konnte.

So etwa der Brand in einer Scheune in der Hinteren Gasse am 20. Februar 2013. Kurz vor 22 Uhr entdeckte an jenem Mittwochabend ein Nachbar Flammen in dem Gebäude mitten im Ort. Das Feuer im Inneren der Scheune wurde von der Feuerwehr, die schon nach wenigen Minuten vor Ort war, rasch gelöscht, ein Umsichgreifen der Flammen verhindert. Der Schaden hielt sich in Grenzen. Um Schlimmeres zu verhindern, waren die Feuerwehren aus Reckendorf, Gerach, Laimbach, Reckenneusig, Baunach, Breitengüßbach, Unteroberndorf, Rentweinsdorf, Sendelbach und Ebern ausgerückt. Mehrere Kreisbrandmeister und Kreisbrandinspektoren sowie der Kreisbrandrat waren vor Ort, die Unterstützungsgruppe des Katastrophenschutzes aus Bamberg schon auf dem Weg.
Am 7. September 2013, einem Samstag, gab es um 3 Uhr Alarm. Aus dem Kapellenweg wurde ein Wohnhausbrand gemeldet. Vor Ort stellte sich heraus, dass eine Holzlege brannte. Das schnelle Eingreifen der Feuerwehr verhinderte ein Übergreifen der Flammen auf das angrenzende Wohngebäude.

Am Kapellenberg stand dann am 14. Januar 2014 wieder eine Scheune in Flammen. Spaziergänger hatten am Dienstagnachmittag den Brand am Waldrand entdeckt. Die Scheune brannte restlos ab, dabei wurden auch landwirtschaftliche Geräte und zwei Anhänger zerstört. Der Sachschaden belief sich auf rund 15 000 Euro.

Kripo untersucht noch

In allen drei Fällen nahm die Kripo Bamberg die Ermittlungen zur Brandursache auf. Noch zwei, drei weitere Brände geben den Reckendorfern Raum für Mutmaßungen. Eindeutig geklärt werden konnte keiner davon, räumt Polizeisprecher Czech auf Nachfrage ein. "Die Kollegen haben die Brände nach wie vor im Fokus und untersuchen, ob ein Zusammenhang besteht", sagt Czech.

Die Vermutung, dass es sich um Brandstiftung handelt und dass es einen Zusammenhang gibt, hat Matthias Demling, Kommandant der Freiwillen Feuerwehr Reckendorf. Zwar müsse man die konkreten Untersuchungen der Polizei abwarten, bei den vier Bränden der vergangenen beiden Jahre sei es jedoch "relativ eindeutig" gewesen, sagt er. So habe wie beim Schreinereibrand auch schon bei einem der früheren Fälle das Feuer an zwei Stellen begonnen. "Da war definitiv erkennbar, dass es kein technischer Defekt war", stellt Demling fest.

Was den Feuerwehrkommandanten ebenso wie die Bevölkerung beunruhigt, ist die Steigerung: "Erst war es ein Holzstoß, dann eine Lagerhalle und jetzt der große Betrieb. Da fragen die Leute natürlich, wann es die ersten Opfer gibt", schildert er die Stimmung in Reckendorf. "Es ist schon bedenklich, wenn da jemand sein Unwesen treibt", sagt Demling und rät den Menschen, gut aufzupassen und verdächtige Beobachtungen zu melden.

Auch Demlings Kollege Stefan Kröger von der Geracher Wehr, die regelmäßig zu den Bränden in der Nachbargemeinde alarmiert wird, stellt fest, dass sich die merkwürdigen Fälle gehäuft haben. "Ob es sich um Brandstiftung handelt, können wir nicht beurteilen", meint er. "Wir weisen die Kripo nur darauf hin, dass es wieder mal danach ausschaut."

Neue Dimension

In Reckendorf fürchten nun nicht wenige, dass ein Feuerteufel umgeht. So wie vor einigen Jahren in und um Bischberg. Eine Serie von ungeklärten zwölf Bränden beschäftigte von Juni 2006 bis April 2007 nicht nur Feuerwehr und Polizei. Der spektakulärste war der Großbrand im Sägewerk in Bischberg. Der Sachschaden damals: knapp halb so hoch wie der jetzt in Reckendorf.

"Am Montag war deutlich zu spüren, dass sich die Leute Sorgen um ihre Sicherheit machen", stellt Bürgermeister Manfred Deinlein (SPD) fest. Schon vorher waren die ungeklärten Brände ein Thema im Ort. Dass jetzt erstmals eine Fabrikhalle brannte, ist ein neue Dimension. "Wenn es wirklich eine Serie ist, dann muss es ein irrer Sonderling sein", meint Deinlein. Denn noch etwas ist ihm aufgefallen: Oft brennt es dann, wenn gerade gefeiert wird. Am Montag war Kirchweihausklang in Reckendorf, im vergangenen September lief gerade die Laimbacher Kirchweih.

Hinweise zu den Bränden in Reckendorf nimmt die Kriminalpolizei Bamberg, Telefon 0951/ 9129-491, entgegen.