Gegenwind für den Windpark Starkenschwind West

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Zwischen Merkendorf (links) und Starkenschwind soll ein Windpark entstehen. Unklar ist, ob der Staatsforst davon betroffen ist. Foto: Rinklef/Archiv
Zwischen Merkendorf (links) und Starkenschwind soll ein Windpark entstehen. Unklar ist, ob  der Staatsforst davon betroffen ist. Foto:  Rinklef/Archiv

Das Vorranggebiet "Starkenschwind-West" ist für die Nutzung von Windenergie umstritten. Mit einer Unterschriftenaktion haben Bürger Widerspruch eingelegt. Wurde das Amt für Landwirtschaft am Verfahren nicht beteiligt?

Nur mit der denkbar knappen Mehrheit von 10:9 Stimmen hat sich der Scheßlitzer Stadtrat vor einigen Wochen für die Ausweisung von Vorrangflächen zur Nutzung der Windenergie im Stadtgebiet ausgesprochen. "Im neuen Entwurf des Regionalplanes geht es dabei vor allem um das Gebiet ,Starkenschwind-West'", ergänzt Bürgermeister Franz Zenk (CSU). Die Windpark-Flächen am Albtrauf zwischen Rossdorf und Neudorf sind bereits im derzeit noch geltenden Plan ausgewiesen und zum Teil realisiert.

Doch in Giech und Starkenschwind hält sich die Begeisterung in Grenzen. Dabei ist man keineswegs grundsätzlich gegen die Nutzung der Windkraft oder gar gegen die Energiewende eingestellt, wie Stadtrat Günter Dech (CWG) bekräftigt. "Was uns ärgert ist, dass Spekulanten mit der Aufstellung von Rotoren viel Geld verdienen und die schöne Idee somit nur benutzt wird". Dafür wollen die Bürger der Scheßlitzer Stadtteile ihre Grundstücke und ihre Lebensqualität nicht opfern. Vor allem deshalb hat eine spontane Unterschriftenaktion im kleinen Starkenschwind etwa 80 Bürger gegen einen Windpark stimmen lassen, meint Günter Dech.
Zusammen mit seinen Stadtratskollegen Hildegard Gabler (IGG) und Christian Freudensprung hat er auf dieser Grundlage einen Widerspruch zur Ausweisung der Vorrangfläche im Landratsamt eingereicht.

Außerdem wehren sich die Einwohner dagegen, dass der Abstand der Rotoren - vorgesehen sind in der Gemarkung Starkenschwind auf einer Fläche von rund 50 Hektar deren vier bis sechs - zur Wohnbebauung nur 700 Meter betragen soll. Das ist noch die im alten Regionalplan festgelegte Distanz, als die Nabenhöhen bei 70 bis 80 Meter lagen. Diese Regelung scheint nicht mehr zeitgemäß. "Man sollte dort bauen, wo die Bevölkerung nicht betroffen ist", sagt Dech. Und ärgert sich im Nachhinein noch, dass er an der Abstimmung im Stadtrat nicht teilnehmen konnte, "sonst wäre die Sache 10:10 ausgegangen und der Antrag bei Stimmengleichheit abgelehnt worden", ist er sich sicher. "Jetzt werden wir wohl wenig Chancen haben, die 1500 Meter durchzusetzen".

Skeptisch sind die Stadträte zudem, was einen Bürgerwindpark betrifft. "Ich glaube nicht, dass wir die Kosten dafür stemmen können", meint Günter Dech. Denn ein Rotor der 2,5-Megawatt-Klasse kostet gute vier Millionen Euro, die aus kleineren Beträgen zusammen kommen müssten. Die in ihrer Gemarkung Merkendorf ebenfalls an dem Projekt beteiligte Gemeinde Memmelsdorf möchte ein Bürgerprojekt realisieren. "Wir raten deshalb den Grundstücksbesitzern dazu, sich in ihren Verträgen ein Rücktrittsrecht einbauen zu lassen".

Stimmung "grottenschlecht"


Bei der Gemeinde Memmelsdorf hat der Gemeinderat nach der Entscheidung für den Windpark Starkenschwind-West Sommerpause. In Merkendorf sei die Stimmung allerdings "grottenschlecht", sagt der örtliche Gemeinderat Alfons Distler (VWG), der bei der Abstimmung gegen den Windpark votierte. Die Leute seien "not amused", weil es bei der Bürgerversammlung in Merkendorf ein klares Votum gegen das Vorhaben gegeben, der Gemeinderat dann aber trotzdem anders entschieden habe. "Dann war das eine Alibiveranstaltung". Über Informationen zu der angestrebten Bildung einer Grundstücksverwertungsgesellschaft als Voraussetzung für den Bau von Bürgerwindrädern verfüge er nicht, so Distler. Seiner Meinung nach wäre es "eine Option der Grundbesitzer, nicht zu verpachten - dann könne auch kein Windpark entstehen".

Kritisiert wird das Tempo der Veranstaltung auch vom Landtagsabgeordneten Heinrich Rudrof (CSU). "Es werden schon Verträge mit den Grundstücksbesitzern geschlossen, lange bevor die Vorbehaltsflächen zur Windkraftnutzung ausgewiesen sind", beklagt auch er den Invest-Charakter der Energiewende. Das vor allem bringe beträchtliche Unruhe.

Nicht eingebunden gewesen zu sein scheint bei der Anhörung der Beteiligten durch den Regionalen Planungsverband das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Bamberg. Und das, obwohl am Grumbach die Anhöhe in Richtung Bamberg offenbar als Vorrangfläche mit eingeplant ist. "Ich gehe davon aus, dass zumindest ein Teil des Staatswaldes dabei ist", sagt der Forchheimer Forstbetriebsleiter Stephan Keilholz. Erfahren hat er davon aus der Zeitung, neuerdings wurde die Behörde von der Gemeinde Memmelsdorf zu einer Versammlung der Grundstücksbesitzer eingeladen.