Wenige Wochen nach ihrer Inthronisation beehrt die Fränkische Weinkönigin die Bierstadt Bamberg: Marion Wunderlich, die sich seit Jahren auch durch ihr Engagement als Feuerwehrfrau auszeichnet. Wir wollten mehr über die 23-Jährige wissen.
Als "Nachtigall unter den Getränken" bezeichnete Voltaire den Wein. Charmanter hätte es die Botschafterin des Rebsaftes nicht sagen können, die in Kürze Bamberg besucht: Ja, Marion Wunderlich beehrt am 9. April als 58. Fränkische Weinkönigin die Bierstadt, in der ein Weinberg seit einer Weile wieder weinselige Zeiten heraufbeschwört. Und wir baten Ihre Hoheit vorab um eine Audienz, um das gekrönte Haupt näher kennenzulernen, das sich schon als Weinprinzessin aus dem Taubertal einen Kindheitstraum erfüllte.
inFranken: Mit 21 Jahren wurden Sie Weinprinzessin, mit 23 Jahren Weinkönigin. Wie aber kommt eine gelernte Vermessungstechnikerin dazu, Frankens Winzer zu repräsentieren?
Marion Wunderlich: Über meine Großeltern, die selbst Winzer waren. Sie nahmen mich und meine drei Geschwister früh in die Weinberge unserer Familie mit. Das Größte war, bei der Weinlese mitzuhelfen: wie die Erwachsenen auf Leitern zu steigen und Trauben abzuschneiden, um sie mit Kinder-Butten zur Sammelstelle zu bringen.
Über Weinproben
Ihre Liebe zum Wein ist also genetisch bedingt. Wie aber wird man vom Weingenießer zur Weinprinzessin und schließlich Königin der fränkischen Winzer?
Mit Freunden und Bekannten besuchte ich in Tauberrettersheim von jeher Weinproben. Und wurde irgendwann gefragt, ob ich nicht Weinprinzessin werden möchte. Klar, sagte ich zu - als "Mädle" aus dem Ort, das mit der Winzertradition aufwuchs. Zumal sich meine Oma darüber sehr freute. Wie stolz war sie auf ihre Enkelin, die für den Frankenwein und ihren Heimatort fortan an fast allen Wochenenden auch jenseits regionaler Grenzen warb.
Siegesfeier der neuen fränkischen Weinkönigin from EibelstadtAktuell on Vimeo.
inFranken: Dann Ihre Bewerbung als Weinkönigin - mit dem bekannten Ergebnis. Was reizte Sie an der noch höherrangigen Aufgabe?
Wein bringt Menschen ins Gespräch, er verbindet über Grenzen hinweg. So reizt es mich, meinen Charme als Botschafterin spielen zu lassen, um den Frankenwein als Teil unserer kulinarischen Tradition in die Welt hinaus zu bringen. In diesem Jahr besuche ich als Vollherzfränkin voraussichtlich China, Japan und Taiwan. Was aber nicht heißen soll, dass ich mich auf heimische Weinfeste weniger freue - mit ihrem fränkisch-gemütlichen Flair.
Wein als Trendgetränk
Mit 23 Jahren erreichen Sie die Generation U 30. Hat der Wein bei ihr in Zeiten von Alkopops kein Imageproblem?
Nein, Wein ist als Trendgetränk wieder stark im Kommen. Das sieht man nicht zuletzt bei Festen, bei denen junge Leute auf Stil setzen. Und dann gibt's Mixgetränke wie Hugo, die ebenfalls punkten - gerade bei Konsumenten in meinem Alter.
Bleibt Ihnen als Weinkönigin genügend Zeit, um Ihrem eigentlichen Beruf als Vermessungstechnikerin nachzugehen?
Nein, für ein Jahr bin ich freigestellt. Auf die Idee, mich als Weinkönigin zu bewerben, kam ich im Grunde mit meiner Chefin. Sie ermutigte mich - und von ihr als früherer Weinprinzessin und Hochschuldozentin lernte ich, mich auf der Bühne zu präsentieren. Ich entwickelte ein Bühnenfeeling, das mir bei dem entscheidenden Auftritt als Kandidatin mit zum Sieg verhalf.
Was waren seither Spitzenerlebnisse - neben dem Transport eines Fasses Müller-Thurgau auf die Zugspitze?
Die Erstbesteigung eines Frankenweinfasses (in Begleitung von mir und einigen Winzern) war wirklich ein Erlebnis. Ein besonderer Moment war es aber auch, mich im Münchner Ratskeller an der Wand in der Reihe sämtlicher Weinköniginnen seit den 50er Jahren zu sehen - schon eine Woche nach der Krönung.
Sie verführen zum Wein, müssen dabei aber immer nüchtern sein. Schlugen Sie nie über die Stränge?
Sie meinen ein Schwips im Amt? Als Weinkönigin genieße ich in Maßen!
Mit Feuereifer
Und sind Sie mal nicht auf Achse, sondern zu Hause in Tauberrettersheim müssen Sie einsatzbereit sein, um mit den Kollegen der Feuerwehr Brände zu löschen.
Auch das wurde mir und meinen Geschwistern in die Wiege gelegt: Dank unserem Vater als zweitem Kommandanten waren wir mit 14 Jahren schon bei der Feuerwehr. Und wenn es einen Brand zu löschen gibt, bin ich als Weinkönigin ebenfalls weiterhin zur Stelle. Ich hoffe aber, im kommenden Jahr bleibt's verhältnismäßig ruhig.
Am 9. April nun Ihr Antrittsbesuch in der Bierstadt Bamberg. Was verbinden Sie damit?
Als Weinstadt ist Bamberg wirklich nicht in aller Munde, obwohl es hier wieder einen Weinberg gibt. Man besinnt sich der Tradition, das finde ich wunderbar. Übrigens besuche ich Bamberg mit einer Freundin, die hier eine Zeitlang lebte und gleich zu mir meinte: "Jetzt komme ich in meine Stadt zurück." Ein wunderbares Kompliment oder?
Anmeldung erforderlich
Die neu gewählte Fränkische Weinkönigin Marion Wunderlich stellt sich am 9. April im Romantik Hotel - Weinhaus Messerschmitt vor. Unter dem Motto "Gespräche beim Frankenwein" gibt's zwischen 16 und 19 Uhr eine Weinverkostung und eine Autogrammstunde mit Ihrer Hoheit. Neun bekannte fränkische Winzer stellen neue und interessante Weine vor, darunter das Würzburger Weingut Bürgerspital, das Weingut Wirsching (Iphofen) und Schmitt's Kinder (Randersacker). Eine Anmeldung ist im Vorfeld per Fax bis 8. April unter 0951/2978029 erforderlich.