Fliegerbomben: 3500 Bewohner sind betroffen

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Zwei Splitterbomben, die im vorderen Teil des Flugplatzes gefunden wurden, sollen am Sonntag, 17. März, entschärft werden. Dies zwingt die Stadt zur größten Evakuierung seit vielen Jahren. Schätzungsweise 3500 Menschen im Umfeld sind betroffen. Foto: Ronald Rinklef
Zwei Splitterbomben, die im vorderen Teil des Flugplatzes gefunden wurden, sollen am Sonntag, 17. März, entschärft werden. Dies zwingt die Stadt zur größten Evakuierung seit vielen Jahren. Schätzungsweise 3500 Menschen im Umfeld sind betroffen.  Foto: Ronald Rinklef
 
 
 
Am Sonntag werden zwei Fliegerbomben in Bamberg entschärft. Foto: Michael Gründel
Am Sonntag werden zwei Fliegerbomben in Bamberg entschärft. Foto: Michael Gründel
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

Bamberg steht vor der größten Evakuierung seiner jüngeren Geschichte. Wegen der am Sonntag anstehenden Entschärfung zweier Splitterbomben aus dem Zweiten Weltkrieg müssen rund 3500 Personen ihre Häuser verlassen. Vormittags war noch von 8500 Menschen die Rede gewesen.

1976 fing Ralf Haupt bei der Stadt Bamberg zu arbeiten an. Heute ist der damalige Beamtenanwärter Referent für Ordnung und Sicherheit. Etwas Vergleichbares hat er in dieser Zeit nicht erlebt: Es geht um eine Evakuierung von schätzungsweise 3500 Menschen.

Der Grund für die Räumung dreier Stadtviertel und zweier Gewerbegebiete sind zwei Fliegerbomben, die erst vor zwei Tagen entdeckt wurden. Sie liegen etwa einen Meter unter der Grasnarbe des Flugplatzes unweit der Landebahn und sollen am kommenden Sonntag entschärft werden.



In der Zeit von 9 Uhr bis zum Nachmittag sind deshalb alle Personen, die sich innerhalb des Sperrbezirks aufhalten, aber auch Mitarbeiter von Firmen aufgefordert, Häuser und Arbeitsplätze verlassen. Das verbotene Areal erstreckt sich in einem Radius von 1000 Metern um den Fundort der beiden Sprengkörper. Während der Entschärfung werden auch die beiden Autobahnen A 70 und A 73 voll gesperrt sein.

Die Entscheidung, dass die Bomben nur wenige Tage nach ihrem Fund unschädlich gemacht werden sollen, hat vor allem mit ihrer Gefährlichkeit zu tun. Es handelt sich um Splitterbomben, die im Falle einer Detonation im Umkreis von hunderten Metern tödlich sein können. Warum wurden die beiden Sprengkörper erst 68 Jahre nach dem Ende des Kriegs entdeckt? Das erklärt sich durch die Ansiedlung der Automobilzulieferfirma Brose an der Bamberger Breitenau und die dafür geplante Ertüchtigung des Bamberger Flugplatzes. Weil die Stadtwerke den Flugplatz für die Stadt betreiben sollen, wurde das viele Hektar große Areal in den vergangenen zwei Wochen auf verborgene Kampfmittel untersucht. Die Annahme, dass im Flugplatz noch Blindgänger aus der Weltkriegszeit schlummern könnten, war, wie sich jetzt herausstellt, begründet.

Von vielen Verdachtsflächen haben sich zwei als brandgefährlich entpuppt. Wie bei einer Pressekonferenz am Mittwochnachmittag zu erfahren war, liegen die beiden Splitterbomben etwa 15 Meter voneinander entfernt. Es handelt sich um Sprengkörper amerikanischen Typs mit einer Größe von 40 mal 20 Zentimetern. Trotz des für Fliegerbomben geringen Gewichts von 40 Kilogramm können sie eine tödliche Streuwirkung entfalten. Bei der Sprengung einer Fliegerbombe in Münchner Stadtteil Schwabing im Sommer 2012 wurden noch in 800 Meter Entfernung Splitter gefunden.

Doch zu einer Sprengung soll es in Bamberg nicht kommen. Der mit der Entschärfung beauftragte Sprengmeister Michael Weiß, der nach Angaben der Stadt große Erfahrung im Umgang mit Bomben dieses Typs hat, sieht keine Probleme bei der Entschärfung.

Für die Evakuierung der Bamberger im unmittelbaren Umfeld des Flugplatzes sind rund 1000 Personen im Einsatz, darunter 700 Polizeibeamte, Männer der Feuerwehr und zahlreiche Mitarbeiter von Behörden und Sanitätsdiensten.

Wie Einsatzleiterin Christine Feldbauer sagte, werden die Polizisten und andere Hilfskräfte ab neun Uhr die Menschen auffordern, Häuser und Straßen im Sperrbezirk zu verlassen.

Um diesen langwierigen Prozess zu verkürzen, erhalten alle Betroffenen eine Postwurfsendung mit einem leuchtfarben gestalteten Abrisszettel. Er soll beim Verlassen der Häuser an die Gebäude geklebt werden. So könnten die Räumteams relativ schnell erkennen, dass die Häuser wirklich leer sind. "Die Menschen können außerdem dadurch, dass sie die Rolladen herunterlassen, signalisieren, dass sie nicht mehr im Haus sind", sagte Feldbauer.

Um die Sicherheit der Immobilien und ihres Inventars müssen die Bewohner während ihrer Abwesenheit nicht bangen. Wie Udo Skrzypczak von der Bamberger Polizei versprach, werden sämtliche Straßenzüge überwacht. Außerdem ist ein Polizeihubschrauber im Einsatz.

Derzeit geht man in der Stadt davon aus, dass die Entschärfung der beiden Blindgänger in den frühen Nachmittagsstunden erfolgen kann. Wenn dies so wäre, könnten die Bürger im Anschluss wieder in ihre Wohnungen zurückkehren können.

Als möglichen Aufenthaltsort für die evakuierten Menschen stellt die Stadt mehrere Turnhallen zur Verfügung, unter anderm die Halle des Eichendorff-Gymnasiums, die Halle der Berufsschule in der Ohmstraße und die Sporthalle der Luitpoldschule. Dort soll es unter anderem Verpflegung und medizinische Betreuung geben.

Die Entschärfung der beiden Fliegerbomben bedeutet nicht, dass der Flugplatz damit frei von Blindgängern wäre. Die Sondierung des Flugfeldes, das wie die Muna, der Bahnhof und das Kasernengelände das Ziel von mehreren Bombardement war, könnte noch weitere Überraschungen zu Tage fördern.