Alle Jahre wieder entsteht im Sommer eine Stadt in der Stadt - gebaut von Kindern. Zahllose Jungen und Mädchen zog das Ferienprojekt des Bamberger Spielmobils schon auf die Jahnhalbinsel, das aus Kostengründen heuer erstmals auf 13 Tage reduziert wurde. Hat die Hüttenstadt noch eine Zukunft?
Kristin sägt, dass die Wände des Rohbaus wackeln. Während Linus den Hammer schwingt, bis sich die Palettenkonstruktion im Wohnviertel der Hüttenstadt stabilisiert. "Die Baupläne sind von mir, die anderen waren damit einverstanden", berichtet Erik, der sich neben seiner Schwester auf der Jahnhalbinsel nun schon im dritten Jahr als Architekt, Baumeister, Zimmerer, Dachdecker und Maler engagiert. "Nur die Terrasse wird anders als gedacht, nachdem sie Kristin nicht gefiel", meint der Zwölfjährige. "Hey, der Zaun! Wir dürfen den Zaun nicht vergessen", wirft die zehnjährige Kritikerin ein, bevor sie wieder zur Säge greift.
Für Sechs- bis Zwölfjährige "Wer will fleißige Handwerker seh'n? Der muss zu uns Hüttenstadt-Kindern geh'n!" Seit den 90er Jahren werkeln kleine Bamberger in den großen Ferien im Sinne des alten Volkslieds.
So errichteten Sechs- bis Zwölfjährige in der Stadt zahllose Städte, wie sie sich Kinder erträumen: mit einem Rathaus, in dem kein Erwachsener regiert, einer eigenen Zeitung, Bank, Kaufhäusern und Kneipen.
Vom Wassermannpark war das Ferienprojekt des Spielmobils in den Cherbonhof und 2006 auf die Jahnhalbinsel gezogen, wo über 5000 Jungen und Mädchen seither spielend lernten, wie die Gesellschaft funktioniert. Nun aber sorgen sich Kinder, Eltern und Betreuer um die Zukunft der Hüttenstadt. "So mussten heuer erstmals sieben von 20 Hüttentagen gestrichen werden", berichtet Projektleiterin Anja Gunreben. Was die bange Frage aufwirft, ob sich die Entwicklung in den kommenden Jahren fortsetzt, bis sich der ganze Aufwand nicht mehr lohnt und die Kinder-Metropole aus der Ferienlandschaft verschwindet.
"Ich hoffe sehr, dass die Stadt den Zuschuss zum Spielmobil-Etat erhöht, um das Projekt angesichts steigender Kosten in allen Bereichen auf Dauer nicht sterben zu lassen", so die Diplompädagogin.
Freiräume schwanden Vielen Eltern spricht Anja Gunreben aus der Seele. "Die Hüttenstadt ist in Bamberg einzigartig. Hier wird mit relativ geringem Aufwand viel für Kinder erreicht", sagt Christian Reimesch, der seine fünfjährige Tochter Hannah und seinen siebenjährigen Sohn Jan begleitet. Einen Riesenspaß hätten die Jungen und Mädchen, die handwerkliche Fertigkeiten im Teamwork entwickelten. "Viele Freiräume schwanden in den vergangenen Jahrzehnten.
Wo haben Kinder heute noch Gelegenheit, wie wir früher Baumhäuser oder eben Hütten zu bauen?"
Zu schätzen weiß das Angebot auch Serifa Bozkus, die Baran, Boran und Samira beim Werkeln zusieht: vierjährigen Drillingen, "die ihr handwerkliches Geschick vom Vater erbten", wie die Hüttenstadt-Besucherin schmunzelt. "Im vergangenen Jahr haben sie hier noch gespielt. Jetzt bauen meine Drei selbst mit."
Für eine Auszeichnung sorgte im vergangenen Jahr die Prima-Klima-Hütte des Ferienabenteuers. Beim bundesweiten Innovationswettbewerb "365 Orte im Land der Ideen" punktete die Lernwerkstatt, in der sich Kinder am Solarkocher, Solarbackofen, einem Windrad und einer Fotovoltaikanlage mehr als theoretisches Wissen aneignen. Von der Unesco wurde das Bildungsprojekt gleich zweimal prämiert.
Aber bleibt für derartige Aktionen künftig noch Zeit?
Auf 51.130 Euro bezifferte die Pressestelle der Stadt den derzeitigen Zuschuss zum Jahresetat des Spielmobils, aus dem sich auch das Hüttenstadtprojekt speist. Zu einer Erhöhung der freiwilligen Leistung könne es im Zuge der Haushaltskonsolidierung voraussichtlich nicht kommen.
Am 27. August endet das Ferienvergnügen. 40 Kinder pro Tag zog die Hüttenstadt diesmal im Schnitt an, wie Anja Gunreben berichtete. Wie's in den kommenden Jahren weitergeht, steht allerdings in den Sternen.
Chapeau. Das kann die Stadt Bamberg resp. die "Stadtväter". Geld zum Fenster rauswerfen z.B. für Brücken die so teuer werden, das sie 1000 Jahre alt werden müssten um sich zu rentieren. Es gibt sicherlich noch zahlreiche Beispiel, wie z.B. die Stechert Arena, pardon, Brose Arena.
Aber für das WICHTIGSTE, unsere Zukunft, unsere Kinder, dafür ist kein Geld da. Das ist aber auch verständlich. Denn 5.000,- Euro oder 10.000,- Euro sind eine Zahl mit der auch ein OB oder jeder Stadtrat etwas anfangen kann. Aber wenn es um Millionen geht, wie z.B. 25.000.000,- Euro, dann versagt die Aufnahmekapazität mancher Denkorgane.
Armes Bamberg.
Hallo Leute, das kann doch nicht sein, dass ein solches Projekt für unsere Kinder nicht weiterbestehen soll.
Ich finde das unglaublich, wenn unsere Stadtverwaltung diese "Einrichtung" nicht genügend unterstützt.
Ich dachte immer, wir leben in einer kinderfreundlichen Stadt?
LG Johanna