Die Fastenzeit birgt alte Traditionen und Geschichten rund um das Fastenbier, das es nur in Bayern gibt. In Bamberg wird das saisonale Bier noch immer gebraut und während der Fastenzeit ausgeschenkt. Brauer Matthias Trum erklärt die Geschichte hinter der Spezialität.
Von Aschermittwoch, dem 5. März 2025, bis zum 19. April 2025 dauert die Fastenzeit. Viele Menschen verzichten noch heute während dieser 40 Tage auf Genussmittel wie Kaffee oder Zucker oder unterbrechen ungesunde Gewohnheiten, wie Rauchen oder das Trinken von Alkohol. Aus dieser Zeit stammt eine besondere Spezialität: das Fastenbier. Dieses ist jedoch keineswegs alkoholfrei.
Fastenbier wird auch heute noch gebraut, beispielsweise bei der Brauerei Heller in Bamberg. Die Besonderheit: Sowohl der Verkauf in der Flasche als auch der Ausschank vom Fass erfolgt nur während der Fastenzeit von Aschermittwoch bis Ostern. Was es damit auf sich hat, hat Matthias Trum, der die historische Rauchbierbrauerei in sechster Generation leitet, inFranken.de in einem Interview verraten. Historische Biere sind seine Leidenschaft. Außerdem hat Trum seine Diplomarbeit über Biergeschichte geschrieben - er ist also Experte auf diesem Gebiet.
"Flüssige Brotzeit": Bamberger Brauer Matthias Trum über die Historie von Fastenbier
Das Fastenbier ist nicht etwa in normalen bürgerlichen Brauereien entstanden, sondern - wie Trum erklärt - in Klöstern: "Die Mönche durften in der Fastenzeit (...) tagsüber keine feste Nahrung zu sich nehmen." Das sei dem religiösen Gebot geschuldet gewesen. "Trotzdem war es in den Klöstern so, dass die Mönche Selbstversorger waren, die hatten ihre eigene Landwirtschaft, die waren Handwerker - die mussten also körperlich hart arbeiten", schildert der Brauer die damaligen Gegebenheiten.
"Und wenn du den ganzen Tag nichts essen kannst, musst aber körperlich hart arbeiten (...) da kriegst du dann ein Problem. Und deswegen hat man für die Fastenzeit ein etwas nahrhafteres Bier gebraut." Es sei vielmehr deshalb nahrhafter gewesen, weil es "etwas mehr Stammwürze als das normales Bier" gehabt hätte und unfiltriert gewesen sei. Das sei aber - anders als es heute oft wahrgenommen werde - kein Bockbier gewesen. "Also einfach ein etwas vollmundigeres, kräftiges Bier - sozusagen eine flüssige Brotzeit."
Die Tradition des Fastens reicht weit zurück: Bereits in der Antike war das Fasten bei den Römern gebräuchlich. Die Christen übernahmen dieses Ritual im zweiten Jahrhundert als zweitägige Vorbereitung auf das Osterfest. Später erweiterte die Kirche die Zeit der Enthaltsamkeit auf die noch heute üblichen 40 Tage. Daher gibt es Trum zufolge ein altes lateinisches Sprichwort: "liquida non frangunt ieiunium - Flüssiges bricht das Fasten nicht." Und wie kann man sich den Geschmack der "flüssigen Brotzeit" vorstellen?
Herstellungsprozess und Charakteristika: Was zeichnet das Fastenbier aus?
Vollmundig und süffig: So schmeckt das Schlenkerla Fastenbier, das unsere Redakteurin probiert hat. Es hat eine rötlich-hellbraune Farbe und - da es ein unfiltriertes Rauchbier ist - hat es eine leichte natürliche Trübung. Vor allem zu Beginn ist ein starkes Malzaroma zu schmecken, bevor im Nachgeschmack eine dezente Bitterkeit hervortritt. Das leichte Raucharoma ist bereits im Geruch erkennbar.
Nicht nur geschmacklich, sondern auch in der Herstellung unterscheidet es sich deutlich vom bekannten "Aecht Schlenkerla Rauchbier": Das Schlenkerla Fastenbier wird aus einer Mischung von hellem - also nichtrauchigem - Malz und Schlenkerla Rauchmalz hergestellt. Beim klassischen Zweimaischverfahren im Kupferkessel wird Hopfen aus Spalt bei Nürnberg und aus Hallertau zugegeben. Gebraut wird es mit einer untergärigen Hefe. Nach der Hauptgärung, die eine Woche lang dauert, folgt eine zweimonatige Lagerung und Reifung in den alten Felsenkellern unter dem Stephansberg. Danach wird das Fastenbier direkt vom Holzfass ausgeschenkt.
"Also das Fastenbier haben wir so 2005 eingeführt, das war so die erste Kreation, nachdem ich von meinem Vater übernommen hatte", so Trum im Interview mit inFranken.de. Damals habe er sich laut eigener Aussage gedacht "so ein kleiner Snack dazu als Ergänzung wäre vielleicht gar nicht so schlecht" - auch wenn es nicht dem historischen Sprichwort entspreche. Nach einiger Recherche hätte er dann eine Familienbäckerei gefunden, die ein spezielles Fastengebäck herstellen. Die "kleine Ergänzung" sei serviert "mit etwas Butter" ebenfalls nur während der Fastenzeit auf der Speisekarte zu finden.