Noch 2018 soll damit begonnen werden, die Infrastruktur für Fahrradfahrer auszubauen. Doch bei zwei Punkten gab es nicht nur Begeisterung im Umweltsenat.
Es sind wohl wahre Worte, die Baureferent Thomas Beese in der jüngsten Sitzung des Umweltsenats sprach: "Man wird es nicht jedem recht machen können." Noch in diesem Jahr soll das Maßnahmenpaket für die "Fahrradstadt Bamberg" anlaufen. Schon im Senat zeigte sich, wo es zukünftig knirschen dürfte: Wenn etwa Autostellplätze für zusätzliche Fahrradbügel wegfallen. Ein Punkt, bei dem Markus Huml (CSU) nachhakte. Gertrud Leumer von der Grün-Alternativen Liste (GAL) reagierte genau gegensätzlich: "Wir freuen uns, dass es los geht. Jetzt kommen mal die Radler dran."
Doch auch Dieter Weinsheimer von der Bamberger Allianz (BA) merkte an, nur "grundsätzlich" zuzustimmen. "Wir wissen, dass es Probleme geben wird, wenn die ersten Parkplätze fallen." Ebenso könne er sich nicht vorstellen, wie es funktionieren solle, wenn etwa die Judenstraße in eine Fahrradstraße umgewidmet werden sollte. Glaubt man dem Baureferenten, geht es wohl vor allem um eine psychologische Komponente: In der Realität seien bundesweit fast alle Fahrradstraßen auch für Kraftfahrzeuge freigegeben.
Was kostet ein Radzählanlage?
Ein weiterer Punkt, bei dem Weinsheimer, Joseph Kropf (BBB) und Gerhard Seitz (CSU) gleichermaßen Erklärungsbedarf hatten, war die geplante Radzählanlage: Brauche es die wirklich? Zumal Kosten in Höhe von 25 000 im Raum standen. Bürgermeister Christian Lange (CSU) merkte an: "Die Einrichtung einer Radzählanlage war schon im Beschluss der Vollsitzung." Und Baureferent Beese erklärte: "Wir wissen nicht, ob die Anlage 25 000 Euro kostet. Das hängt auch davon ab, ob bereits Stromkabel verlegt sind oder die Bodenbeschaffenheit gut ist." Die technischen Möglichkeiten müssten noch abgeklärt werden. Beese sprach zudem eine "Bewusstseinsbildung nach außen" an, wenn Daten in Echtzeit an dem säulenartigen Gebilde angezeigt werden. "Das ist ein Zeichen für alle Verkehrsteilnehmer." Wo so eine Radzählanlage in Bamberg aufgebaut werden könnte, soll noch abgeklärt werden.
leider erst jetzt gesehen:
"Radzählanlage"
geht's noch?
An welcher Stelle/an welchen Stellen sollen denn die Fahrräder gezählt werden?
Sicher hat da ein politisch Beteiligter einen Verwandten der Radzählanlagenhersteller ist.
Augen auf und mit gesundem Menschenverstand beobachtet erkennt man was in Bamberg mit dem Radverkehr los ist.
Ich als begeisterter Fahrradfahrer sage immer: "ich lebe nur noch weil ich so gut aufpasse"
Ich formuliere die Einschätzung des Baureferenten realistisch: Es geht um plakative Maßnahmen, die eigentlich niemandem weh tun, indes auch keinem wirklich nutzen.
Mehr wäre in Bamberg angesichts der Autoverliebtheit der meisten Kommunalpolitiker (einschließlich des OBs) wohl nicht durchsetzbar. Schon erste zaghafte Ansätze, wenige Stellplätze für raumgreifende Fahrzeuge durch eine erheblich höhere Anzahl für den Platz rationell nutzende zu ersetzen, stoßen bereits auf heftigen Widerstand.
Ein besonderes Beispiel sind die Fahrradstraßen. Ein aktueller Beitrag in der mobilogisch! (http://www.mobilogisch.de/) belegt: Sie sind das Schild nicht wert, welches für sie aufgestellt wird:
Gemäß StVO ist die Einrichtung von Fahrradstraßen nur zulässig, wo Belange des Kfz-Verkehrs nicht beeinträchtigt werden und das Fahrrad ohnehin vorherrschendes Verkehrsmittel ist oder bald sein wird - wo es also keiner Fahrradförderung bedarf.
In der Realität zeigt sich: Die viel beschworenen Vorteile der Fahrradstraßen sind überhaupt nicht vorhanden (Bamberger Beispiel: Kleberstraße) oder erklären sich aus der Lage (Leinritt), zeigten sich demnach auch ohne Ausweisung.
Wenn jetzt Judenstraße oder Färbergasse in die Debatte für weitere Fahrradstraßen geraten, handelt es sich um eine nahtlose Fortsetzung: reine Spiegelfechterei ohne jeglichen Nutzeffekt für den Radverkehr.
Abschließend zum hohen Radverkehrsanteil in Bamberg: Bewertungen wie im Fahrradklimatest (ausreichend) belegen, daß hier nicht wegen, sondern trotz der kommunalen Verkehrspolitik geradelt wird. Kurze Distanzen, hoher Anteil Studierender und die Unmöglichkeit, Bamberg autogerecht auszubauen, liefern die Erklärung.
Bamberg ist eine Radlerstadt, eine Fahrradstadt noch lange nicht. Die Infrastruktur, nicht zuletzt die in den letzten Jahre im fließenden Radverkehr geschaffene, ist eine Katastrophe und spricht Erkenntnissen der Sicherheitsforschung wie den einschlägigen Regelwerken Hohn. Bis sich das ändert, ...
Über Sinn oder Unsinn einer Fahrradzählanlage und die aufzubringenden Kosten darf sicher eifrigst gestritten werden - es gibt gewichtige Argumente dafür und dagegen.
Ich erlaube mir aber einfach eine Gegenfrage:
Wie sinnvoll war das auf ein Vielfaches zu veranschlagende Parkleitsystem?
Es hat eigentlich nur eine Funktion. Es signalisiert dem auswärtigen Autofahrer: "Fahr hinein in die Stadt! Verlängere die Staus! Belaste die manchmal zum Schneiden dicke Luft noch mehr! Erzeuge zusätzlichen Lärm! Nimm anderen den knappen Raum und erhöhe das Unfallrisiko! Schließlich haben wir die teuren Park & Ride-Häuser am Stadtrand nur zum Spaß gebaut, weil wieder einmal zu viele Steuergelder übrig waren."
Nun gut - auch über das Konzept, möglichst den Großteil des Wegs dem Auto zu überlassen statt eine vernünftige Flächenerschließung durch öffentliche Verkehrsmittel zu gewährleisten, darf getrost der Kopf geschüttelt werden. Aber dann die Investition derart zu entwerten, daß doch möglichst viele in die Stadt hineinfahren, ist Irrsinn pur.
Diese lustige Säule zählt vorbeifahrende Radler. Man weiß also, wie viele Fahrräder in einem bestimmten Zeitraum und kumulativ die Säule passiert haben. Vielleicht sogar die Richtung?
Und was macht man mit der Information? Eine Verkehrsplanung auf Basis dieses einen Messpunktes ist unmöglich.
Oder ist das eine Marketingkampagne? Kriegt jeder 10.000. Radler City-Schexs? Oder springen plötzlich alle Autofahrer aus schierer Funktionslust aufs Rad und freuen sich wie verrückt, den Zähler eins hoch zu treiben?
So gern ich den Radverkehr gestärkt sähe, so geht es nicht, so ist das unsagbare Geldverschwendung.
Vom Radbügel in Form einer KfZ-Silhouette für 6000 € steht hier ja noch gar nichts.
An die einzig sinnvolle Maßnahme, Umwandlung der Innenstadt in eine "zona traffico limitato", was die Italiener erfolgreich schon Jahrzehnte praktizieren und überraschenderweise überleben, wagt man sich latürnich nicht ran.
Zum Thema Radzählanlage empfehle ich diesen Beitrag:
https://www.youtube.com/watch?v=T3WFaB3hydE&t=47s
Vielleicht schaut das Kamerateam demnächst mal in Bamberg vorbei und dreht eine Fortsetzung?