Ex-Chefin von "Hübscher": Jahrzehnte für die Bücher

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Bücher waren immer die Leidenschaft von Ursula Kruppa. Sie stammt aus einer der Eigentümerfamilien, die die Buchhandlung Hübscher Jahrzehnte führte. Foto: Matthias Hoch
Bücher waren immer die Leidenschaft von Ursula Kruppa. Sie stammt aus einer der Eigentümerfamilien, die die Buchhandlung Hübscher Jahrzehnte führte. Foto: Matthias Hoch
Auch das Schaufenster bei Hübscher dekorierte Ursula Kruppa. Foto: privat
Auch das Schaufenster bei Hübscher dekorierte Ursula Kruppa. Foto: privat
 
Quelle: Scan der Originalurkunde
Quelle: Scan der Originalurkunde
 

Die Buchhandlung Osiander übernimmt das Medienhaus Hübscher in Bamberg zum kommenden Jahr. Schon mehrmals wechselte der Besitzer.

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Nein, die Dame auf dem Foto ist nicht die "echte" Frau Hübscher. Denn die lebte im 19. Jahrhundert, als ihr Mann Carl in Bamberg eine Buch-, Kunst-, Musikalien- und Schreibmaterialien-Handlung eröffnete. Das war am 15. Januar 1868. Zehn Jahre später übernahm der Sohn gleichen Namens, Carl Hübscher junior, den Laden. 47 Jahre sollte der Buchhändler Leiter des Geschäfts sein und es "zur führenden Buchhandlung" in Bamberg entwickeln - und das, "obwohl er Protestant war".

Ein Satz, der von Ursula Kruppa stammt, zu lesen in der Zeitschrift "Heimat Bamberger Land" aus dem Jahr 2005. In dem von Kruppa selbst verfassten Artikel geht es um die "Geschichte der Buchhandlung Hübscher am Grünen Markt in Bamberg", in der zum Jahreswechsel wieder ein neues Kapitel aufgeschlagen wird: das Bamberger Stammhaus und vier der fünf Filialen werden von der Buchhandlung Osiander aus Tübingen übernommen. Das hatte der bisherige Hübscher-Geschäftsführer, der Buchhändler Michael Genniges, im Juli bekanntgegeben. 1992 war das Geschäft an ihn sowie die Buchhändlerin Anne Haala verkauft worden.


60 Jahre in Familienbesitz

Zuvor war Hübscher 60 Jahre im Besitz der Familie Kruppa, die die Buchhandlung wiederum von den Nachfahren des Gründers gekauft hatten. "Mein Opa war im Laden, die Oma an der Kasse", erinnert sich Ursula Kruppa. Auch die Schwiegereltern führten das Geschäft weiter. "Ich habe nie was anderes gemacht", erinnert sich die heute 84-Jährige, die noch immer in Bamberg lebt. Als sie ins Seniorenheim gezogen ist, hat sie einen gut gefüllten Bücherschrank im Flur aufgestellt, damit jeder Mitbewohner darauf zugreifen kann. Schon als Kind hat sie sich vor das Bücherregal gesetzt und sich ins Lesen vertieft, die Ausbildung im Buchhandel war quasi vorgezeichnet. "Die Arbeit war meine große Leidenschaft."

So verwundert es auch nicht, wo sie ihren späteren Ehemann Hans-Joachim kennengelernt hat: in einer Buchhandlung natürlich. In den 1950er Jahren in Essen bei "Baedeker". Als sie die vergilbte Urkunde von damals herauszieht, ist sie immer noch sichtlich stolz auf das hervorragende Zeugnis, das ihr ausgestellt worden war. Damals war sie "auf eigenen Wunsch" gegangen - nach Bamberg zu Hübscher, mit ihrem Mann Hans-Joachim.
Der startete Ende der 1970er Jahre ein Pilotprojekt für EDV im Buchhandel. "Als erste deutsche Buchhandlung brachte Bücher-Hübscher es fertig, die lästige Verwaltungsarbeit vom Kollegen Computer ausführen zu lassen", schrieb Ursula Kruppa in ihrem Aufsatz aus dem Jahr 2005.
Knapp 20 Jahre später endete die Ära Kruppa bei Hübscher: Als der Ehemann schwer erkrankte, suchte und fand man einen Käufer für die Buchhandlung. Die vier Kinder von Ursula und Hans-Joachim Kruppa hatten sich für andere Berufe entschieden. Doch Ursula Kruppa blieb dem Hause Hübscher unter neuer Führung von Genniges als Mitarbeiterin noch einige Jahre treu. Auch heute noch wird sie bei ihren regelmäßigen Spaziergängen zum Alten Rathaus mit "Hallo, Frau Hübscher" angesprochen - weil ihr Gesicht über so viele Jahrzehnte mit dem Namen des Buchhauses verbunden war, obwohl sie niemals so hieß.

Danach startete sie noch "ein neues Projekt", wie sie sagt: Zusammen mit Peter Moser gründete sie 1992 den "Babenberg Verlag", in dem unter anderem Kunstpostkarten zu Sonderausstellungen vertrieben wurden. Für Ursula Kruppa begann die Zeit der Reisen, mit ihrem silbernen Audi fuhr sie zu Buchhandlungen und Messen nach Weimar, Gotha und München, aber auch Brügge, Wien oder Madrid. Noch bis ins Alter von 82 Jahren war sie unterwegs, beim Interview holt sie Fotos ihrer Reisen hervor, und überall ist auch er festgehalten, der silberne Audi.


Kennengelernt im Hübscher

In dem Audi ist das eine oder andere Mal auch Anna-Elisbeth Stein mitgefahren, die den Kontakt zur Zeitung hergestellt hat. Die Bambergerin besucht Ursula Kruppa jede Woche, die beiden Damen kennen sich seit 50 Jahren. Woher? Aus dem Hübscher, woher sonst. "Ich war dort Kundin und wir sind immer wieder über Bücher ins Gespräch gekommen", sagt Anna-Elisabeth Stein.
Auch heute unterhalten sie sich gut, gehen gerne spazieren, berichtet die Bekannte. "Und es passiert immer noch, dass jemand ruft: Ach, die Frau Hübscher!"