Vor 75 Jahren brachten Bomben auf Bamberg Tod und Schrecken. In der Erlöserkirche gedachten viele Menschen der Opfer in ihrer Stadt.
In völliger Stille verharrten die vielen Menschen in der Erlöserkirche. Nur das dumpfe Schlagen der großen Glocke war zu hören. Gedenkminuten für die 216 Toten der alliierten Bombenangriffe auf Bamberg am 22. Februar 1945. Schweigen angesichts des Grauens, das die Nationalsozialisten mit ihrem Rassenwahn und Größenwahnsinn in Europa und darüber hinaus angerichtet hatten.
"Die Bilder von damals steigen wieder auf, auch wenn die Wunden der damaligen Zeit vernarbt sind", sagte Zeitzeuge Dieter Ölschlegel, der den Bombenhagel auf Bamberg in einem Bunker auf dem Stephansberg erduldete. Doch es gebe auch Wunden, "die erst im Himmel vernarben", fügte der evangelische Pfarrer im Ruhestand hinzu.
Obwohl er damals noch nicht einmal fünf Jahre alt gewesen sei und nicht begriffen habe, was in Deutschland vor sich geht, erinnere er sich genau, wie er aus dem Kindergarten geworfen worden sei. Weil er beim obligatorischen Begrüßungszeremoniell mit "deutschem Gruß" und "Heil-Rufen" nicht mitmachen wollte. "Ich habe gesagt: Der Führer will, dass mein Vater nicht da ist."
Schreien, Jammern und Beten
Der Papa sei schon Jahre als Soldat fortgewesen. Angst und Albträume hätten ihn noch lange in der Schulzeit verfolgt, so Ölschlegel. Nicht vergessen seien die acht Stunden im Bunker, in dem "Schreien, Jammern, Beten zu hören war".
Auch bei diesem Bericht war es still in der Erlöserkirche. In dem Gotteshaus am Kunigundendamm, das es am 22. Februar 1945 besonders getroffen hatte. Längst wieder aufgebaut, bot es für diese Gedenkfeier des Evangelischen Dekanates Bamberg, der Erlöserkirchengemeinde und der Stadt Bamberg eine authentische und schützende Hülle zugleich.
Die brennende Osterkerze am Taufbecken kündete vom hoffnungsvollen Inhalt. Auch die Gebete und Bibeltexte, die der evangelische Dekan Hans-Martin Lechner und der katholische Dekan Christoph Uttenreuther vortrugen, sprachen von dem eigentlichen Herrn dieser Welt.
Die Pfarrerinnen Anette Simojoki und Dorothea Münch betrachteten die damals zerbrochene, zerschlagene, zersplitterte Erlöserkirche aus einem weiten Blickwinkel: "Schon zuvor zerbrach die Menschlichkeit...". Gerade auch in der Reichspogromnacht.