Die Gewerkschaft Verdi beklagt, dass die Angestellten nicht nach dem Tarif für den öffentlichen Dienst bezahlt werden. Aufsichtsratsvorsitzender Johann Kalb verweist auf die Sicherung von Arbeitsplätzen.
20 Jahre Gemeinnützige Krankenhausgesellschaft des Landkreises Bamberg (GKG), 20 Jahre schwarze Zahlen - eine Erfolgsgeschichte, die in den vergangenen Wochen ausgiebig gefeiert wurde. Ein Erfolg, der nicht nur Geschäftsführer Manfred Fischer - der seit dem 1. April im Ruhestand ist - zu verdanken sei, sondern auch den inzwischen fast 1300 engagierten Mitarbeitern, war auf der Jubiläumsveranstaltung zu hören.
Kein Grund zum Feiern, meint dagegen die Gewerkschaft Verdi. Denn der finanzielle Erfolg sei auf dem Rücken der Mitarbeiter erreicht worden, weil "die große Mehrheit nur noch nach den wesentlich schlechteren Tarifverträgen z.B. für Zeitarbeit und nicht nach dem üblichen Tarifvertrag TVöD bezahlt werden", beklagt die Gewerkschaft in einer Pressemitteilung.
Und Christian Ascherl, stellvertretender Geschäftsführer des Fachbereichs Gesundheit, soziale Dienste, Wohlfahrt und Kirchen im Verdi-Bezirk Oberfranken-West erhebt weitere schwere Vorwürfe: "Die GKG hat derzeit bayernweit den Spitzenplatz erreicht, was die missbräuchliche Anwendung von Leiharbeitsverhältnissen im Unternehmen angeht." Auf Nachfrage spricht Ascherl von "etwa 80 Prozent" der Beschäftigten.
Vertrag bei der Tochter Tatsache ist, dass mehr als 700 Beschäftigte bei der 100-prozentigen GKG-Tochter Ökon-Serv GmbH angestellt sind. Diese wurde 1998 gegründet zur "Erbringung von hauswirtschaftlichen Diensten, technischen Diensten und administrativen Dienstleistungen für Einrichtungen und Gesellschaften innerhalb der Holding" der Krankenhausgesellschaft.
2006 kam als weiteres Geschäftsfeld "die Überlassung von Arbeitnehmern an die vorgenannten Einrichtungen und Gesellschaften hinzu".
Der Aufsichtsratsvorsitzende der GKG, Landrat Johann Kalb (CSU), erklärt dazu auf Anfrage des Fränkischen Tags, dass die Ökon-Serv gegründet wurde, "um bestehende Arbeitsplätze zu sichern und weitere zu schaffen". Zirka 50 Prozent der Mitarbeiter seien bei der Ökon-Serv beschäftigt. Kalb verweist darauf, dass bereits im Jahr 2012 "durch den Aufsichtsrat verschieden Maßnahmen beschlossen wurden, um weitere Verbesserungen für die Mitarbeiter umzusetzen".
Zu diesen Verbesserungen kam es, nachdem im Kreistag heftig darüber diskutiert worden war. Vor allem die SPD mit ihrem damaligen Fraktionssprecher Franz-Josef Schick hatte sich für eine Entlohnung nach dem Tarifvertrag des Öffentlichen Dienstes (TVöD) starkgemacht.
Ein entsprechender Antrag wurde vom Kreistag im Dezember 2011 jedoch mit 27:20 Stimmen abgelehnt. Zustimmung fand jedoch einen Kompromissvorschlag zu schrittweisen Verbesserungen.
Intervention des Kreistags Dies wurde auch bereits 2012 umgesetzt, wie aus dem im Bundesanzeiger veröffentlichten Jahresabschluss für das Geschäftsjahr 2012 hervorgeht. Darin heißt es: "Der Kreistag des Landkreises Bamberg und der personenidentische Aufsichtsrat der Gemeinnützigen Krankenhausgesellschaft haben dem Geschäftsführer empfohlen, im Zuge der finanziellen Gleichstellung der Mitarbeiter der Ökon-Serv GmbH an die Mitarbeiter, welche im öffentlichen Dienst beschäftigt sind, Maßnahmen zu ergreifen, welche sich seit 1.
Januar 2012 jährlich mit bis zu 350 000 Euro zu Gunsten der Beschäftigten auswirken." Der damalige Geschäftsführer Manfred Fischer verweist jedoch darauf, dass "diese freiwilligen Leistungen deutlich die Personalkosten erhöhen", und das Betriebsergebnis durch die Gesellschaftervorgabe negativ beeinflusst werde.
Kalb betont, dass "schwarze Zahlen bei der Krankenhausgesellschaft die Voraussetzung dafür seien, die Arbeitsplätze und auch die medizinische versorgung zu sichern. Wachstum und Erfolg seien "dem Engagement und der Unterstützung aller bei uns tätigen Menschen" zu verdanken.
Von Verdi wird das aber als nicht ausreichend betrachtet. "Die gewerkschaftliche Forderung ,Gleicher Lohn für gleiche Arbeit' wurde und wird durch die GKG nicht erfüllt", heißt es in der Pressemitteilung.
Die verantwortlichen Politiker und Aufsichtsräte müssten sich deshalb künftig den Vorwurf gefallen lassen, "an der Altersarmut vieler Beschäftigter erfolgreich mitgewirkt zu haben".
Zentrale Frage der Zukunft Etwas verwundert über diesen Vorwurf der "missbräuchliche Anwendung von Leiharbeitsverhältnissen" zeigt sich Aufsichtsrätin Helga Bieberstein. Als Kreisrätin hatte sie sich ebenfalls für eine bessere Bezahlung der Mitarbeiter eingesetzt. Hier sei ein wichtiger erster Schritt gemacht worden, sagt Bieberstein, die als Pflegedienstleiterin der Frauen- sowie Kinder- und Jugendklinik und der Palliativmedizin der Uniklinik Erlangen mit dem Arbeitsfeld vertraut ist.
Es sei jedoch "noch mehr möglich".
Angesichts dessen, dass gutes Pflegepersonal auf dem Arbeitsmarkt immer schwerer zu finden und zu binden ist, wird sich auch die neue GKG-Geschäftsführerin Monika Röther, die seit Mittwoch offiziell im Amt ist, mit der Entlohnungsfrage beschäftigen müssen. Dass die Personalfrage eine zentrales Element ihrer Tätigkeit sein wird, hat sie bereits bei der Feier zum Jubiläum angekündigt. "Wir werden nur genug gute Mitarbeiter finden, wenn wir sie gut behandeln", sagte sie und formulierte die Herausforderung so: "Wir sind ein großer Arbeitgeber und müssen der beste werden."