Einem Geheimnis auf der Spur: Freimaurer öffnen Coburger Loge

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Rüdiger Hamisch und Gerhard Blümig öffnen das Tor der Coburger Loge. Fotos: nat
Rüdiger Hamisch und Gerhard Blümig öffnen das Tor der Coburger Loge.  Fotos: nat
 
Den Weg zum Coburger Logenhaus säumen Rosen in rot, weiß und in rosé - den symbolischen Farben der Freimaurerei. "Diese Rosen werden auch bei jeder Beerdigung niedergelegt", erklärt Blümig und rezitiert: "Zu Haupt die sanft erglühende. Die dunkle niederwärts. Die weiße hold erblühende, die leg ich dir aufs Herz. Die drei Farben symbolisieren Geburt, Leben und Tod."
Den Weg zum Coburger Logenhaus säumen Rosen in rot, weiß und in rosé - den symbolischen Farben der Freimaurerei. "Diese Rosen werden auch bei jeder Beerdigung niedergelegt", erklärt Blümig und rezitiert: "Zu Haupt die sanft erglühende. Die dunkle niederwärts. Die weiße hold erblühende, die leg ich dir aufs Herz. Die drei Farben symbolisieren Geburt, Leben und Tod."
 
Der Stein im Garten der Loge erinnert an den Gründer Eusebius Lotz.
Der Stein im Garten der Loge erinnert an den Gründer Eusebius Lotz.
 
Der Tempel wird durch eine Trennwand vom Clubraum abgetrennt.
Der Tempel wird durch eine Trennwand vom Clubraum abgetrennt.
 
Freimaurer arbeiten symbolisch mit Werkzeugen aus dem Bauhandwerk: Das Senkblei, das im Tempel am Platz des "Zweiten Aufsehers " liegt, wird zum Ausloten des Gewissens genutzt und der 24-zöllige Maßstab daneben erinnert daran, die Zeit "mit Weisheit" einzuteilen.
Freimaurer arbeiten symbolisch mit Werkzeugen aus dem Bauhandwerk: Das Senkblei, das im Tempel am Platz des "Zweiten Aufsehers " liegt, wird zum Ausloten des Gewissens genutzt und der 24-zöllige Maßstab daneben erinnert daran, die Zeit "mit Weisheit" einzuteilen.
 
Winkelmaß und Zirkel sind die bekanntesten Symbole der Freimaurerei und werden unterschiedlich interpretiert. Verbreitet ist die Deutung, den Winkel als Erinnerung an ein geradliniges - gerechtes (auch dem Recht entsprechendes) Leben zu sehen und den Zirkel als Zeichen der Freundschaft. Hamisch sagt: "Wir sagen: Der eine Arm des Zirkels ruht im Herzen des Bruders und mit dem zweiten Arm umschlägt er die ganze Menschheit. Ist auch ein Symbol der Menschenliebe."
Winkelmaß und Zirkel sind die bekanntesten Symbole der Freimaurerei und werden unterschiedlich interpretiert. Verbreitet ist die Deutung, den Winkel als Erinnerung an ein geradliniges - gerechtes (auch dem Recht entsprechendes) Leben zu sehen und den Zirkel als Zeichen der Freundschaft. Hamisch sagt: "Wir sagen: Der eine Arm des Zirkels ruht im Herzen des Bruders und mit dem zweiten Arm umschlägt er die ganze Menschheit. Ist auch ein Symbol der Menschenliebe."
 
Auch die Winkelwaage ...
Auch die Winkelwaage ...
 
... und der unbehauene Stein mit Hammer (rechts unten) symbolisieren Freimaurerarbeit.
... und der unbehauene Stein mit Hammer (rechts unten) symbolisieren Freimaurerarbeit.
 
Die Decke des Tempels zieren die Symbole mit Coburg verbundener Logen.
Die Decke des Tempels zieren die Symbole mit Coburg verbundener Logen.
 
An diesem Tisch sitzt Blümig während der Zeremonien, während der Tempelarbeit - allerdings trägt er dann "Arbeitskleidung" (Zylinder, weiße Handschuhe und Bijou) und die Kerzen werden nicht einfach mit einem Streichholz, sondern an einer "Säule der Weisheit" genannten Kerze, die der Zeremonienmeister dem Meister vom Stuhl bringt.
An diesem Tisch sitzt Blümig während der Zeremonien, während der Tempelarbeit - allerdings trägt er dann "Arbeitskleidung" (Zylinder, weiße Handschuhe und Bijou) und die Kerzen werden nicht einfach mit einem Streichholz, sondern an einer "Säule der Weisheit" genannten Kerze, die der Zeremonienmeister dem Meister vom Stuhl bringt.
 
Blick in den Tempel
Blick in den Tempel
 
 

Bis heute ist die Bruderschaft geheimnisumwoben. Es gibt sie schon sehr lange - und fast überall. Immer gehörten ihr mächtige Männer an. Die Freimaurer gewähren Lesern Einblick in ihre Coburger Loge.

Der Zugang zur Coburger Loge liegt mitten in der Stadt. Nicht versteckt, aber vom Hauptweg unauffällig etwas nach hinten gerückt, verschließt ein Metalltor das eingewachsene Grundstück. Auf dem Tor prangen Winkelmaß und Zirkel, die bekanntesten Symbole der Freimaurer. "Wir nutzen sehr viele, alte Symbole", sagt Rüdiger Hamisch. Jeans, rotes Poloshirt, Lachfalten und weißer Schnauzbart, dazu eine offene, freundliche Art: Der ehemalige Chef des BGS in Coburg passt ideal in die Funktion des "Bruders Redner" der Loge.
Neben Hamisch steht Gerhard Blümig. Er erklärt: "Mein lieber Bruder Redner ist für's geistige Niveau zuständig." Blümig selbst ist so etwas wie der Vorsitzende der Loge "Zur Fränkischen Krone": der "Meister vom Stuhl". Außerhalb der Loge ist der 69-Jährige Geschäftsmann, Inhaber einer Druckerei. Er trägt graues Hemd und passende Stoffhose und er hat einen forschenden Blick, auch wenn er lächelt. Seine aufrechte Haltung wirkt ein wenig förmlich.


Außen Wehrmachtsbaracke, innen Tempel

Das Gebäude, in dem die Loge "Zur Fränkischen Krone" sich zu "Clubabenden" und zur "Tempelarbeit" trifft, ist lang und flach. "Äußerlich", sagt Blümig, während er die schwere Tür öffnet, "sieht man noch, dass es eine alte Wehrmachtsunterkunftsbaracke ist." Die Freimaurer hatten sie gekauft, nachdem ihr ursprüngliches Logenhaus in der Coburger Theatergasse im Zweiten Weltkrieg zerbombt worden war. Innen ist von der ehemaligen Baracke nichts mehr zu sehen. Der Clubraum hat holzvertäfelte Wände, in der Mitte stehen schwere Stühle mit grün-samtener Lehne um eine lange Tafel. Hier trifft sich die Loge jeden Montag zu Clubabenden, an denen Vorträge gehalten oder diskutiert wird. Klingt nach Stammtisch. Was ist das Geheimnis?


Alles öffentlich - und doch suchen Menschen seit Jahrhunderten das Geheimnis

"Es gibt kein Geheimnis", betont Blümig. "Alles ist öffentlich. Im Internet kommt jede Menge über die Freimaurerei, unser Logenhaus ist bekannt, wir stehen sogar im Telefonbuch." Aber das Geheimnis der Freimaurer beschäftigt die Menschen seit Jahrhunderten. Schon im Mittelalter gab es Dombauer und Steinmetze, die sich zu Logen zusammenschlossen. Deshalb finden sich ihre Symbole in so vielen Bauwerken.
Doch die Bruderschaft hinterließ ihre Spuren nicht nur in der Architektur - ihr gehörten bedeutende Männer aus allen Bereichen an: Goethe, Mozart, Louis Armstrong, George Washington, Franklin D. Roosevelt, Friedrich der Große und unzählige Mitglieder des englischen Adels. Und Coburger Herzöge, die den Freimaurern von der Gründung der Loge im Jahr 1816 an verbunden waren. Bis 1932. "Herzog Carl Eduard von Sachsen-Coburg-Gotha legte das Patronat wegen seiner Mitgliedschaft in der NSDAP nieder", erklärt Hamisch. Die Nazis wollten den Freimaurern ihr Geheimnis entreißen. Hamisch erzählt, wie Erich Ludendorff, den die Freimaurer als Bewerber abgelehnt hatten, später verbreitete, Freimaurer seien "künstliche Juden". 1933 wurde die Bruderschaft verboten. Das Vermögen der Logen beschlagnahmt, ihre Mitglieder verfolgt.


"Freimaurerei ist Sünde"

Die Geschichte der Freimaurerei ist voll mächtiger Gegner. Es ist eine Geschichte, die Autoren wie Dan Brown inspirierte, und bis heute wegen ihrer geheimnisvollen Symbole und Rituale fasziniert. Ursprünglich, im Mittelalter, ging es um das geheimnisvolle Wissen über Geometrie und Statik. "Wer konnte damals schon einen Bogen bauen?" fragt Hamisch.
Die ersten Freimaurer waren Katholiken. Etwa ab dem 18. Jahrhundert wandte sich die katholische Kirche gegen die Logen. Noch Kardinal Ratzinger, der spätere Papst Benedikt XVI., sagte, Freimaurerei sei Sünde. Ob einer Christ, Jude oder Moslem ist, spielt bei den modernen Freimaurern keine Rolle. Sie sind keine Religionsgemeinschaft - auch wenn die Zeremonien daran erinnern. Die Mitglieder nennen sich Brüder wie in einem Mönchsorden und jede Loge hat einen Tempel. In Coburg ist er durch eine Schiebewand vom Clubraum getrennt.


Im Inneren des Tempels

Einmal im Monat führen die Brüder hier im Kerzenschein ihre Tempelarbeit durch: Sie tragen Bijou, Schurz, weiße Handschuhe und Zylinder auf dem Kopf. Die Zeremonien ähneln sich überall auf der Welt. "Man kann das nachlesen", sagt Blümig. Doch nur wer so zusammensteht und das Lied des Bundes singt, könne die Brüderlichkeit empfinden. Das sei vielleicht das Geheimnis.


Erkenntnissuche

Hamisch nickt: "Man kann das nicht beschreiben. Aber das ist was Schönes! Und unser Bestreben ist, das in den Alltag zu transportieren und aus guten Menschen bessere zu machen." Er lacht. "Wir wissen, dass das ein hohes Ziel ist - aber wir bemühen uns!" Die Freimaurer sehen sich als ethischer Bund. Als Karrierenetzwerk wollen sie genauso wenig verstanden werden wie als reine Freizeittruppe. Aber vielleicht ist der Erfolg manchmal ein Nebeneffekt der Erkenntnis.


Führung in Coburg

Freimaurer Als Geburtsstunde der modernen Freimaurerei gilt das Jahr 1717, in dem sich vier Londoner Logen zu einer Großloge zusammenschlossen. Die meisten Logen (auch Coburg) nehmen bis heute keine Frauen auf. Sie verstehen sich als lebenslanger ethischer Bruderbund, der in den Stufen Lehrling, Geselle und Meister zur Erkenntnis führt und am "Tempel der Humanität" arbeitet, wie er das Streben nach einer besseren Gesellschaft nennt. Ideale sind Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, Toleranz, Humanität. Bis zu 20 000 Freimaurer gibt es geschätzt in Deutschland, weltweit geschätzt fünf Millionen. Die Coburger Loge hat 46 Mitglieder.
Führung für Leser Leser dieser Zeitung haben die Möglichkeit, die Loge "Zur Fränkischen Krone" in Coburg zu besuchen. Dabei stehen die Brüder Rede und Antwort. Termin ist am Sonntag, 27. September, um 11 Uhr. Interessenten melden sich bitte entweder im Internet unter www.inFranken.de/aboplus oder telefonisch unter 09561/888-499 an. Anmeldeschluss ist Montag, 21. September. Wenn sich mehr als 50 Besucher anmelden, werden die Plätze nach zeitlichem Eingang der Anmeldung vergeben. Sie erhalten eine schriftliche Terminbestätigung.

Link:
https://www.infranken.de/aboservice/abo-plus/veranstaltungen/Fuehrung-durch-das-Logenhaus-Zur-Fraenkischen-Krone-der-Freimaurer-Coburg;art156255,1224037